HSV-Profi Heiko Westermann nahm einen Rap-Song auf. Die Passagen des Sprechgesangs übernahm allerdings Rapper Elvis. Wichtiger bleibt für den Verteidiger die neue Stabilität in der Defensive.

Hamburg. „Ich bin HW4, du bist HW4, wir sind HW4 – und das bleiben wir!“ Diese Zeilen sang HSV-Profi Heiko Westermann am Donnerstag im Monochrom-Studio in Bahrenfeld ein, der Refrain eines Rap-Songs über die Qualitäten des nie aufsteckenden Verteidigers. Die Passagen des Sprechgesangs übernahm allerdings HSV-Rapper Elvis, der schon mit anderen Songs über den Bundesligaclub auf sichaufmerksam gemacht hat. „Ich will mir ein neues Standbein aufbauen“, sagte Westermann, meinte dies aber – zum Glück – nicht ernst.

Denn neben der Gefahr für die Musikindustrie, in der Westermann bei voller Ausreizung seines Gesangtalentes wohl neue Maßstäbe setzen würde, wäre es auch für den HSV derzeit kaum zu verkraften, sollte sich der Abwehrchef auf andere Dinge als den Fußball konzentrieren.

Wenn beim HSV in dieser Spielzeit irgendetwas wesentlich besser funktioniert als in der vergangenen Saison, dann ist es die Defensivarbeit. Und daran hat der ehemalige Kapitän großen Anteil. Seine Aussetzer wie im Pokalspiel gegen die Bayern, als er den ersten Gegentreffer mit einem zu kurz geratenen Rückpass allein verschuldete, sind rar geworden.

Die Einstellung des 27-fachen Nationalspielers war schon immer vorbildlich, und ohne Westermann gäbe es bei Standardsituationen kaum jemanden, der auch mal ein Offensivkopfballduell für sich entscheidet. „Nicht besonders filigran und entspannt, das Gegenteil von Urlaub oder Tagen am Strand. Dafür mit ‘nem scharfen Verstand, der Leidenschaft im Herzen, immer hart in den Kampf“ – so lautet die erste Strophe des „HW4“-Songs. Und Westermann kann sich damit gut identifizieren.

Abstimmung mit Djourou funktioniert immer besser


Vergangene Saison war der HSV mit 75 Gegentreffern noch die Schießbude der Liga, derzeit steht der Bundesliga-Dino mit 14 Gegentoren aus zwölf Spielen in dieser Wertung auf Platz sechs der Tabelle. Auch ließen die Hamburger erst 157 Torchancen zu. Der kommende Gegner Augsburg (158) und sogar Teams wie Mönchengladbach (186) oder Schalke (201) haben schwächere Werte. Dabei verteidigen mit Dennis Diekmeier, Johan Djourou und Westermann weiterhin drei der vier Abwehrspieler aus der Katastrophensaison.

„Wir können so viele Leute in der Viererkette austauschen, wie wir wollen, wenn die Mannschaft nicht geschlossen nach hinten arbeitet. Und das tut sie momentan recht gut“, erklärt Westermann, dessen Initialen inklusive der Trikotnummer 4 nach seinem entscheidenden Volleyschuss zum 2:1 gegen Bayer Leverkusen in der vergangenen Saison zur Marke wurden – in Anlehnung an Real Madrids Superstar Cristiano Ronaldo („CR7“).

Doch sein eigenes Licht will der künftige Chart-Stürmer abseits des Mikrofons lieber unter den Scheffel stellen, auch wenn er zugibt, dass die Abstimmung mit Kollege Djourou immer besser funktioniert. Dafür ist Westermann voll des Lobes für den defensiven Mittelfeldmann Valon Behrami, dem seiner Ansicht nach der größte Anteil an der neu gewonnenen Stabilität zusteht. „Die Gegner haben im Zentrum jetzt ja immer einen Gegenspieler mehr, da Valon quasi überall rumschwirrt.“

Behrami ist in der Tat der Königstransfer des HSV, der der Defensive deutlich mehr Halt gibt. Doch auch die Defensivkollegen Westermanns tragen zum Aufschwung bei: So ist Diekmeier mit bisher fast 66 Prozent gewonnener Duelle nach Augsburgs Baba der zweikampfstärkste Außenverteidiger der Liga, und auch Djourou konnte seine Quote im Vergleich zur vergangenen Serie von 63 auf 67 Prozent steigern.

HSV hat vor allem vor Werner und Baier Respekt


Beim Tabellensechsten FC Augsburg wird die Defensive am Sonnabend (15.30 Uhr) wieder einiges zu tun bekommen – dessen ist sich auch HSV-Trainer Joe Zinnbauer sicher. Das Team greife früh an, verteidige sehr hoch und sei taktisch hervorragend eingestellt. „Vor allem Tobias Werner und Daniel Baier sind zwei Spieler, die bei fast jeder anderen Mannschaft auch auflaufen würden.

Das ist ein ganz starker Gegner, von dem ich denke, dass er auch am Ende der Saison auf einem Europa-League-Platz stehen wird“, prognostiziert der Coach. So weit lehnen sich noch nicht viele Kenner der Bundesliga-Szene aus dem Fenster, doch auch Westermann sieht im kommenden Kontrahenten genügend Qualität, um sein Team ausreichend zu beschäftigen. „Halil Altintop ist vorne sehr erfahren und beschäftigt jede Abwehr. Da wird jede Menge Arbeit auf uns zukommen.“

Dennoch glaubt der 31-Jährige fest daran, dass der Aufschwung nach dem Sieg gegen Werder Bremen anhält und sich der HSV weiter steigern kann. In anderer Sache muss Westermann die Fans leider enttäuschen: Sein „HW4-Song“ wird als Weihnachtsgeschenk nicht taugen – das Erscheinungsdatum ist erst für Anfang 2015 avisiert.