Timo Horn, neuer Vorsitzender des Supporters Clubs, will die Abteilung nach der Ausgliederung wieder einen. Die befürchtete Austrittswelle ist ausgeblieben, die Mitgliederzahl sogar gestiegen.

Hamburg. Wenn man seine Frau auf der Tribüne beim HSV kennengelernt hat … das muss ja die emotionale Verbindung zum Verein weiter stärken. Und vielleicht auch die Bereitschaft, große Teile seiner Freizeit für diesen verdammten HSV aufzubringen. Der einen so viele Nerven kostet, der einen leiden lässt und verzweifeln. Aber eben auch diese Glücksmomente hervorbringt wie am Sonntag nach dem 2:0 gegen Werder Bremen. „Ich bin und bleibe HSVer“, sagt Tim Oliver Horn, den alle nur Timo nennen, „für mich ging es darum, den Supporters Club zusammen- und am Leben zu erhalten.“

Timo Horn ist 36 Jahre alt, führt eine Agentur für Lebensmittel-Promotion, hat zwei Töchter, anderthalb und vier Jahre alt und Ehefrau Anna Lena. Das bürgerliche Leben. Und dann gibt es den HSV. Der Streit, die Diskussionen, die verhärteten Fronten, die haben ihn erschüttert und motiviert. „Wir alle sind doch der HSV, wir müssen wieder als Club zusammenfinden“, sagt er: „Und man darf doch nicht vergessen: Die AG gehört mehrheitlich uns.“

Die vereinsinternen Turbulenzen in Folge der Ausgliederung der Profiabteilung aus dem e.V. am 25. Mai hatten mit voller Wucht auch die über 70.000 Mitglieder starke Gruppe der passiven Unterstützer erfasst. Dessen Vorstand um Christian Bieberstein hatte sich eindeutig als Gegner der Ausgliederung positioniert, weil er nicht zu Unrecht den Verlust von Einfluss befürchtete. Sogar über eine Auflösung des Supporters Clubs wurde nachgedacht.

Die meisten Mitglieder aber wollen sich wohl tatsächlich in erster Linie an erfolgreichem Fußball erfreuen und die Privilegien eines vereinfachten Vorverkaufs bei Heim- und Auswärtsspielen sowie von Rabatten genießen. Sie sind die 86,9 Prozent, die für die Ausgliederung gestimmt haben. Ihre Interessen wurden von der alten Supporters-Führung offenbar nicht mehr vertreten. Auch deshalb hatte sich Horn entschlossen, am 20. September für den Posten als ehrenamtlicher Vorsitzender zu kandidieren. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Martin Oetjens sowie Carsten Bürger, Mathias Helbing und Thomas Kerfin ist er nun für die Fans mit Mitgliedsausweis zuständig.

Die von manchen befürchtete Austrittswelle ist bisher ausgeblieben. „Ja, nach dem 25. Mai sind etwa 2000 bis 3000 tatsächlich gegangen“, sagt Timo Horn, „aber es gab im gleichen Maße Neueintritte. Tatsächlich sind wir sogar etwas gewachsen.“ Die Organisation der Abteilung, das Auswärtsticketing, Aktionen, Versammlungen, Kontakte zu DFL, Polizei und anderen Fanclubs, das alles wird hauptamtlich von den gleichen Leuten bearbeitet, wie zuvor. Die Hälfte der jährlich rund 3,5 Millionen Euro Beitragseinnahmen wird dafür ausgegeben. Die andere Hälfte fließt in die Unterstützung des Amateursports.

Der Einfluss der Supporters mag nicht mehr so direkt sein, wie einst, eine „schweigende Mehrheit" aber wollen sie nicht sein. So ist das Internetforum inzwischen wieder geöffnet, die „Supporters News“ sollen wieder erscheinen. Zur Zeit läuft eine Umfrage vor der anstehenden Mitgliederversammlung des e.V. Ende Januar. „Dies erscheint uns notwendig, da die aktuelle Satzung viele Lücken und handwerkliche Fehler aufweist“, begründen Horn und seine Mitstreiter die Initiative um mehr Einfluss: „Wir möchten, bei derartigen Aktivitäten die Mitglieder des HSV e.V. von Anfang an mit einzubeziehen.“