Trainer Slomka begründet den Torwartwechsel mit der psychischen Robustheit Drobnys

Hannover. Er hat es wieder getan. Bereits als Trainer bei Schalke 04 „rasierte“ Mirko Slomka die Nummer eins, brachte damals Manuel Neuer anstelle von Frank Rost. Auch in Hannover musste Stammtorwart Florian Fromlowitz weichen, für ihn kam Ron-Robert Zieler. Beide Male hatte Slomka Erfolg mit seiner Rochade, bezeichnenderweise gehörten sowohl Neuer als auch Zieler zum deutschen WM-Kader in Brasilien. Und nun erwischte es beim HSV – etwas überraschend – René Adler. Jaroslav Drobny, 34, stand im Tor, für den 29-Jährigen blieb nur der Weg auf die Ersatzbank.

Direkt nach dem schlimmen 0:3 gegen Paderborn hatte Slomka die Torwartdiskussion eröffnet: „Ich brauche Leute, die eine Ausstrahlung haben und dem Abwehrspieler auch mal sagen: Reiß dich am Riemen“, hatte der HSV-Coach in einem „Bild“-Interview gesagt, „das können beide Torhüter, und somit können auch beide in Hannover spielen. Wer es am Ende wird, sehen wir dann kurz vor dem Anpfiff.“

Dennoch: Der Zeitpunkt der Maßnahme (nach nur zwei Spieltagen) war eher ungewöhnlich. Während der Sommerpause deutete nichts darauf hin, dass die Position Adlers gefährdet ist. In Köln hielt Adler ordentlich, gegen Paderborn war er bei den Gegentoren chancenlos. Ihn als sportlichen Hauptschuldigen für den Fehlstart auszumachen, wäre also falsch, aber offensichtlich wollte Slomka mit dem Torwarttausch eine andere Mentalität auf den Platz bringen. „Drobo stand ja schon bei den Relegationsspielen gegen Fürth unter hohem nervlichen Druck und hatte da seine Leistung zu 100 Prozent gezeigt“, sagte der Trainer nach dem Spiel. „Diesen Druck habe ich auch heute erwartet, und gerade wegen seiner Strafraumbeherrschung war er gegen Hannover der Richtige.“

Mit dem Auftritt Drobnys war Slomka zufrieden: „Er hat seine Sache sehr gut gemacht, auch wenn man sich in der Spieleröffnung steigern kann.“ Viele Möglichkeiten sich auszuzeichnen, hatte der Tscheche allerdings nicht. Bei den beiden Gegentoren traf ihn indes keine Schuld. „Drobo ist ein super Charakter für uns“, sagte Aushilfskapitän Johan Djourou. „Er kommuniziert viel, hat Erfahrung mitgebracht.“ Und auch Dennis Diekmeier lobte die Qualitäten des Keepers: „Er hat das schon in den Relegationsspielen super gemacht.“

Auf die Frage, ob Drobny jetzt die Nummer eins sei, antwortete Slomka: „Zunächst mal habe ich das für das heutige Spiel so entschieden. Aber manchmal entscheidet der Trainer ja auch aus dem Gefühl heraus.“ Von einem erneuten Wechsel im Tor beim Spiel gegen die Bayern ist jedoch nicht auszugehen.

Eines kann man Slomka nicht vorwerfen: Dass er nicht mutig wäre bei seinen Maßnahmen. Denn seine Personalentscheidung im Tor ist zugleich gefährlich: Schon vor dem Hannover-Spiel gehörte Adler eher zur Fraktion der Trainerkritiker, die Degradierung dürfte ihr Übriges tun. Immerhin: Die mitgereisten Hamburger Fans feierten den Verbannten mit lautstarken Sprechchören. Wenigstens dort kann sich der ehemalige Nationaltorwart auf seine Anhänger verlassen.