Direktor Sport Bernhard Peters baut den Nachwuchs grundlegend um. Campus verzögert sich weiter, Cardoso bleibt

Hamburg. Vor nicht einmal sechs Wochen war Bernhard Peters mit einem klaren Auftrag von der TSG Hoffenheim zum HSV gewechselt: Der neue Direktor Sport soll ein Förderkonzept von der Jugend bis zu den Profis entwickeln, mit eigener Philosophie und einer „unverwechselbaren Handschrift“. In Zusammenarbeit mit Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer sind nun erste Entscheidungen gefallen, um den Nachwuchs langfristig konkurrenzfähig zu machen. Die wohl wichtigste Neuerung: Der ehemalige Cotrainer Patrick Rahmen wird vom 1. September an als Cheftrainer den Leistungsbereich Jugend (U16 bis U19) und den Übergangsbereich (U23) verantworten. Der frühere Assistent von Thorsten Fink soll die Trainingsinhalte vorgeben und die Toptalente betreuen. Dieter Gudel, vorher kaufmännischer Leiter, übernimmt die komplette administrative Leitung des Nachwuchsleistungszentrums. Ex-Profi Michael Schröder, der den Nachwuchs bisher verantwortet hat, könnte dem Club jedoch erhalten bleiben und künftig wieder als Scout arbeiten.

Doch Rahmen, der früher in seiner Schweizer Heimat auch die Jugend des FC Basel trainierte, ist nicht die einzige neue Personalie beim HSV. So wird der ehemalige U23-Trainer Rodolfo Cardoso künftig als Techniktrainer für die U16 bis U19 tätig sein, zudem spezielles Positionstraining für die Offensivspieler anbieten. Mit Ex-Torwart Stefan Wächter kommt ein weiterer Bekannter zurück in den Verein – er wird von September an als leitender Torwarttrainer für die U16 bis U23 eingestellt.

Am 15. September stößt mit Carsten Schünemann zudem ein Athletiktrainer zum HSV, der in seinem Bereich einen „roten Faden“ für alle Altersklassen vorgeben soll. Peters kennt ihn seit 25 Jahren. Zuletzt arbeitete Schünemann für Hertha BSC Berlin. Auch die Leistungsdiagnostik wird ausgebaut und bis in die Jugend vereinheitlicht. Mit Jan Rohloff wurde dafür neben Matthias Kreutzer ein weiterer Analyst verpflichtet.

Im Anschluss an das Nachmittagstraining der Profis feierte eine weitere Neuerung Premiere: Unter den Augen von Cheftrainer Mirko Slomka durften sich die zwölf größten Nachwuchshoffnungen des Vereins bei einem Perspektivtraining präsentieren, angefangen bei der U16 bis hin zu den älteren Talenten mit Profiverträgen. Etwa alle 14 Tage soll diese Einheit wiederholt werden, wobei sich jeder aufdrängen kann, in Zukunft zu dieser Elite zu gehören.

„Es ist eine wichtige Aufgabe, vermeintliche Toptalente in ihrem Profil vernünftig weiterzuentwickeln“, erklärt Peters den großen Aufwand. Für dieses Vorhaben wird seit nunmehr zwei Jahren der HSV-Campus geplant, das neue Nachwuchszentrum direkt am Stadion. Baubeginn sollte ursprünglich im Sommer 2013 sein, nach mehreren Verzögerungen war der Spatenstich nun für diesen Herbst geplant.

Doch daraus wird wieder nichts. „Wir haben uns überlegt, das Projekt noch mehr auf Fußball zu fokussieren und die Pläne des Campus weiterzuentwickeln“, sagte Beiersdorfer. So soll das Parksportkonzept zwar bestehen bleiben, doch Teile der Business-Ausrichtung wie beispielsweise der Fanshop oder das Ticketing müssten sportlichen Anforderungen weichen. Im Idealfall sollen alle Teams bis zur U13 am Stadion trainieren, dafür müssten allerdings weitere Trainingsflächen von der Stadt erworben werden. Auch eine stärkere Einbeziehung der Profis durch zusätzliche Infrastruktur wird „kritisch geprüft“. Diese Prüfung dürfte einige Monate andauern. Unternehmer und Ex-Aufsichtsrat Alexander Otto wird bei der Campus-Planung und der Finanzierung möglicher Zusatzkosten weiterhin unterstützend zur Seite stehen.