Seit mehr als 30 Jahren begleitet Abendblatt-Redakteur Dieter Matz den HSV – seine Meinung und sein Urteil sind gefragt

Beiersdorfer überrascht mit Innenverteidiger Cléber aus Brasilien

Spannend war es. Und teilweise auch sehr zäh. Aber letztlich ist der HSV weitergekommen. Im Elfmeterschießen gegen einen Drittligisten. Nichts, was einen rühmt – aber auch nichts ehrabschneidendes. Und das wurde schon klar, als ein selbst ernannter Champions-League-Kandidat in Dresden, einem Drittligisten wie Cottbus, scheiterte. Und siehe da: Mit dem FC Schalke 04 verabschiedete sich der fünfte Erstligist. 13 sind noch im Rennen – und der HSV ist einer davon.

Nichtsdestotrotz geben alle Spiele (Test- wie Pflichtspiele) Aufschlüsse, die wichtig sein können. Auch das Pokalspiel. Denn da hat der HSV erneut alte Probleme gezeigt, selbst Chancen zu kreieren. Die Außenbahnen blieben trotz guter Vorbereitungsleistungen wirkungslos, die Angreifer sind noch lange nicht in der Verfassung, das Sturmproblem des Vorjahres zu lösen. Passend dazu kam jetzt die Meldung, dass sich Danzig darum bemüht, Artjoms Rudnevs auszuleihen. Ein Angebot, das für den HSV nur wenig lukrativ wäre, da man so nicht mehr als einen Teil des Jahresgehaltes (rund 1,8 Millionen Euro per annum) sparen würde.

Nein, der HSV will Spieler verkaufen. Verleihen wäre lediglich ein Kompromiss. Zumal der Gehaltsetat sowie der Betrag für Transferausgaben erneut steigt. Heute Nacht konnten wir hier bei Matz ab erneut exklusiv vermelden, dass der Brasilianer Cléber Janderson Pereira Reis kurz vor einem Wechsel zum HSV steht. Der 23-Jährige, der zum ersten Mal nach Europa wechselt, freut sich naturgemäß auf die neue Aufgabe. Und traut man den uns bekannten Brasilienexperten, zählt Cléber zu den besten Innenverteidigern der brasilianischen Liga. Zudem ist er ambitioniert. Rund drei Millionen Euro soll der HSV dem Vernehmen nach für den neuen Innenverteidiger überweisen, was den Verdacht, der HSV muss noch Spieler abgeben, erhärtet. Und, weil ich oben geschrieben hatte, dass Leihgeschäfte für den HSV in der momentanen finanziellen Situation sind, hier würde ich dem widersprechen. Denn einen Jonathan Tah erneut ein Jahr auf der Bank oder beim U23-Nadhwuchs spielen zu lassen, wäre verschenkte Zeit. Zeit, die für die Entwicklung des jungen Toptalentes wichtig ist.

Mit Gojko Kacar (Innenband), der noch drei Wochen ausfallen wird und Slobodan Rajkovic (heute das erste Mal wieder auf dem Platz) hat der HSV inklusive der gesunden Heiko Westermann, Johan Djourou und jetzt auch Cléber fünf Innenverteidiger für zwei Positionen – Tah noch nicht mitgerechnet, der der sechste Mann wäre. Zudem soll weiterhin ein Mittelfeldspieler abgegeben werden. Einzig die Angebote für HSV-Spieler sind weiter rar bis nicht vorhanden. Klar ist, dass auch Beiersdorfer und Slomka sich einig sind, personell noch etwas machen zu müssen. Allein über das Wie ist man sich noch nicht ganz im Klaren. Wie auch. Das Geld fehlt.

Einen Rückschlag hatte zuletzt Maxi Beister befürchtet und bestätigt bekommen. Er musste am gestrigen Montag in Augsburg operiert werden. Dabei allerdings stellte sich heraus, dass es nicht wie befürchtet ein Meniskusschaden ist, sondern lediglich die Kreuzbänder verklebt waren. Und noch etwas, worüber ich mich grundsätzlich freue: Der Fanclub „Poptown“ hat einen Rückzieher gemacht und unterstützt den HSV auch in seiner neuen Rechtsform weiter wie gewohnt. Gut so! Denn eines ist nach jetzigem Stand auch klar: Dieser HSV braucht seine Anhänger in der kommenden Saison. Denn bei aller positiven Stimmung und Tendenz aus der Vorbereitung darf keiner Wunder erwarten. Diese Mannschaft kommt aus einer Schwächesituation mit unzähligen Negativerlebnissen der Vorsaison und muss sich noch immer fangen. Genau DAS war für mich gegen Cottbus am deutlichsten zu erkennen. Aber: Genau DAS war auch zu erwarten.

Van der Vaart schwärmt von Tah, der trotz Cléber nicht weglaufen will

Während in der Imtech-Arena die komplette HSV-AG-Belegschaft den Worten ihres Vorsitzenden Dietmar Beiersdorfers lauschten, kam der neue Innenverteidiger des HSV, Cléber Janderson Pareira Reis, pünktlich um 14.25 Uhr in Fuhlsbüttel an. Als Entourage hatte er einen Freund und seinen Berater dabei. Für vier Jahre soll der Innenverteidiger bleiben.

Dass Cléber gern sofort spielen würde ist logisch. Allerdings erscheint das bei nur einer Einheit vorweg (zudem die weniger intensive Abschlusseinheit) unwahrscheinlich. Zudem hat der HSV mit Johan Djourou, Heiko Westermann und Jonathan Tah drei gesunde, im Training befindliche Innenverteidiger. Letztgenannter ist hier immer wieder und aktuell auch Thema. Was passiert mit dem hoch gelobten Talent, das seit Monaten keine Rolle mehr zu spielen scheint? „Ich werde jetzt ganz sicher nicht weglaufen“, sagte Tah heute nach dem Training.

Auf jeden Fall die richtige Antwort. Denn Tah muss jetzt kämpfen. Er muss vielleicht sogar schon stärker sein, als man von ihm erwarten darf. Nachdem ihn die Vertragsgeschichte (Angeblich hatte der Vater die Verträge lanciert, weil er nicht beteiligt war) im vergangenen Winter angeblich zu sehr abgelenkt hatte, war er raus. Warum auch immer. Denn in der Abwehrmitte hatte der HSV durchgehend massive Probleme. Nein, anders formuliert: Hier hat der HSV noch immer Probleme.

Schon deshalb halte ich den Kauf von Cléber für folgerichtig. Vor allem für Westermann ein weiterer deutlicher Fingerzeig. Zumal Tah innerhalb der Mannschaft einen großen Befürworter hat: Rafael van der Vaart. Der Mannschaftskapitän schwärmt geradezu von seinem Youngster-Kollegen: „Jona ist ein super Spieler. Unter van Marwijk war er sicherlich unser bester Spieler. Und daran muss er denken. Ich habe schon mit sehr vielen Innenverteidigern zusammengespielt, aber er ist gerade 18, so groß, so schnell – und mit einem super Passspiel. Jeder weiß, was er kann. Ich bin der Meinung, für den HSV wäre es ganz wichtig, so einen Spieler zu behalten und ihm ganz, ganz viel Vertrauen zu schenken.“

Stimmt. Wobei es mich überhaupt nicht stört, wenn am Ende zwischen drei guten Verteidigern zu wählen wäre und es einen guten treffen würde. Denn dann wäre der HSV endlich qualitativ da, wo er sein will, um wieder ruhigere Tabellengefilde anzusteuern. Van der Vaart freut sich darauf. „Wir können nach Köln reisen und viel erwarten. Wir sind besser als in der letzten Saison.“

Letzteres ist relativ betrachtet nicht schwer. Auch nicht für van der Vaart selbst, der nach eigener Aussage eine seiner schlechtesten Saisonhälften hinter sich hat. „Für mich ist es wichtig, fit zu bleiben. Momentan läuft es gut. Aber es wird auch wieder anders kommen. Bis dahin will ich Tore schießen und Vorlagen geben.“ Dass er zwischenzeitlich immer wieder zum Verkauf stand – zumindest so gemutmaßt wurde – es kratzt van der Vaart nicht.

„Im Fußball kann immer alles passieren, da ist so eine Diskussion normal. Damit kann ich umgehen. Ich bin körperlich und vom Kopf her fit. Und ich weiß, dass ich so für die Mannschaft wichtig sein kann.“ Ebenso wie seine neuen Mitspieler. „Wir haben Qualität dazubekommen. Ein paar Topspieler. Sie alle werden uns besser machen.“

Beiersdorfer vergleicht Cléber mit Boulahrouz, Knäbel soll kommen

Das Interesse an der Thematik Jonathan Tah ist groß. Und ob des Kaufs von Cléber, der heute seinen Medizincheck bestanden hat und einen Vierjahresvertrag unterschreiben soll, scheint sich die Ausgangslage in Sachen Tah ein wenig zu verschieben. Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer sagte bei der Pressekonferenz: „Ich habe mit Jonathan in der vergangenen Woche gesprochen und ihm klar gesagt, dass es unsere Aufgabe ist, ihn zu entwickeln. Im Zuge dessen muss entschieden werden, ob er hier bei uns genügend Spielpraxis bekommt. Und sollte das nicht so sein, dann muss man ihn ausleihen.“ Abnehmer für das Top-Talent zu finden dürfte nicht schwer sein.

Zumindest nicht so schwierig, wie ihn in Hamburg einzusetzen. Denn die Affinität von Trainer Mirko Slomka setzt großes Vertrauen in seinen inzwischen langjährigen Weggefährten Johan Djourou. Zudem ist es höchst unwahrscheinlich, dass sich der HSV für drei Millionen Euro einen Innenverteidiger aus Brasilien holt und ihn hier nicht erst einmal einsetzt.

Stellt sich die Frage, was Slomka von den Qualitäten seines Youngsters hält. Geht man rein nach Einsatzzeiten (14 Minuten), ist das mehr als überschaubar. Fakt ist, dass Slomka hier die sportlichen Entscheidungen trifft. Und wenn Slomka ihn nicht aufstellt, dann ist Tah in Hamburg sicher noch schlechter aufgehoben als bei einem guten Leihklub, bei dem er spielt und sich weiterentwickeln kann und dann gestärkt zurückkommt.

Stark sehen Beiersdorfer und Slomka auf jeden Fall den letzten Neuen, Cléber. Der brasilianische Innenverteidiger soll am Freitag offiziell vorgestellt werden. Beiersdorfer: „Ich habe ihn kennengelernt als jemand, der körperlich betont spielt. Er ist sehr sprung- und kopfballstark und ähnelt in manchen Situationen Khalid Boulahrouz, wenn er so seine Schulter ausfährt. Er ist ein 23-jähriger, entwicklungsfähiger Spieler. Er ist in erster Linie Verteidiger. Er hat eine sehr gute Schnelligkeit und ist ein Athlet. Ich glaube auch, dass er Führungsqualitäten besitzt und Verantwortung übernimmt.“

Ein Amt übernehmen soll demnächst Peter Knäbel. Das ist seit Wochen bekannt. Beiersdorfer bestätigte heute noch einmal Gespräche mit dem ehemaligen St.-Pauli-Profi. „Es ist noch nichts beschlossen.“ Soll heißen: Dass es irgendwann passieren wird, ist unverändert wahrscheinlich.

Wahrscheinlich schien auch ein erneutes Leihgeschäft mit Artjoms Rudnevs. Lechia Gdansk (Danzig) will den HSV-Angreifer ausleihen. Der Klub, bei dem Thomas von Heesen mitwirken soll. „Die Idee, Anteile an dem Verein zu erwerben, hatte meine Firma im Januar, Februar tatsächlich. Ich habe aber operativ kein Amt in Danzig.“ Vielmehr sei der Kontakt aus privaten Gründen eng. „Ich bin mit Klubmanager Andrzej Juskowiak gut befreundet, ebenso mit einem Aktionär des Klubs. Und ich werde von beiden häufiger um Rat gefragt. Auch jetzt, als in Danzig die Frage aufkam, ob man Rudnevs ausleihen könnte.“ Der HSV-Aufsichtsrats-Vize ist seit längerer Zeit ein interessierter Begleiter des Klubs, besucht regelmäßig Spiele der Danziger und ist stets gut informiert. „Wenn das dann am Ende tatsächlich mal dazu führen sollte, dass ich beiden Vereinen helfen konnte - umso besser.“

Cléber in Köln noch nicht dabei

Gegen Mittag sollte er vorgestellt werden. Um 13.30 Uhr war er für das Abschlusstraining eingeplant. Und aus beidem wurde – nichts. Somit wird der neue Innenverteidiger des HSV auch nicht am Sonnabend in Köln mit dabei sein. Und das, obwohl sich der HSV mit dem abgebenden Klub Corinthians Sao Paulo einig ist und Cléber Janderson Pereira Reis den Medizincheck in Hamburg am Donnerstag bestanden hatte. Am Ende aber scheiterte die schnelle Integration in den Tagesablauf an einem Schriftstück der Brasilianer.

In Köln werden an seiner Stelle erneut Johan Djourou und Heiko Westermann in der Innenverteidigung beginnen. Letztgenannter hat nach einer für ihn schwierigen Vorbereitung inzwischen schon Bastian Reinhardts Spitznamen „Der Überleber“ übernommen. Ebenso wie der heutige Niendorfer, wurde auch Westermann Jahr für Jahr aus der Startelf verdrängt – um letztlich dann doch wieder zu spielen. „Ich mache mir darüber keine Gedanken mehr“, sagt Westermann, „weil ich es nur bedingt ändern kann. Meine Aufgabe ist auf dem Platz und darauf konzentriere ich mich.“ Dass mit Cléber ein neuer Mann geholt wurde störe ihn ebenso wenig. Es würde eh nichts bringen.

Etwas gedacht hat sich dagegen heute Mirko Slomka bei seinem Abschlusstraining. 20 Akteure waren auf dem Platz – und Valmir Nafiu absolvierte ein Einzeltraining mit Markus Günther. Ergo: es wurde zehn gegen zehn gespielt. Eine Position in der vermeintlichen A-Elf blieb also offen. Adler – Diekmeier, Djourou, Westermann, Ostrzolek – Arslan, Behrami, van der Vaart, Jansen – Lasogga – das war die vermeintliche A-Elf, die das Abschlussspiel auch gewann und die Frage offen ließ, wer aus der B-Elf noch dazukommen wird, wenn es morgen darum geht, nach 2010 (damals 2:1 gegen Schalke, 2x van Nistelrooy) mal wieder ein Auftaktspiel zu gewinnen. Kandidaten gibt es für mich tatsächlich drei, wobei ich zwei in die engere Wahl nehmen will: Milan Badelj und Ivo Ilicevic.

Sollte Badelj ins Team rücken, würde Slomka Tolgay Arslan erneut auf der rechten Bahn spielen lassen. So, wie heute im Abschlusstraining. „Ich kann es nicht sagen“, so Arslan auf die Frage, ob er mit der rechten Außenbahn in Köln rechnen würde, „ich lasse mich überraschen und freue mich darüber, wenn ich beginnen kann.“ Verdient hätte er es sich nach seinem belebenden Kurzauftritt in Cottbus. Im Gegensatz zu Badelj, der in Cottbus ebenso wie Behrami fast nie ins Spiel fand. Möglich wäre aber auch, dass Slomka auf das Tempo von Rudnevs setzt und den Letten auf der rechten Bahn beginnen lässt. Wie zuletzt ab der zweiten Halbzeit in Cottbus.

Vorn beginnt auf jeden Fall Pierre Michel Lasogga, dem ich in Cottbus noch (erwartungsgemäß) Anpassungsprobleme attestiert hatte, der aber unter der Woche sehr gut trainiert hat. Lasogga ist unverzichtbar und hat im Laufe der Trainingswoche das gerechtfertigt, was Slomka über ihn sagt: „Seine Körperlichkeit, seine Präsenz und seine Torgefahr brauchen wir. Er ist für mich einer, der keinen langen Anlauf braucht – ihn werfe ich einfach rein.“ Ergo, im zweiten Pflichtspiel nach seiner Verletzungspause dürfte der Angreifer allemal akklimatisiert sein.

Und das muss er auch, denn mit dem 1. FC Köln trifft der HSV auf einen Gegner, der defensiv zuletzt sehr stabil stand. „Defensiv ist Köln gewohnt stark“, mutmaßt Slomka, während Stöger die Offensive seiner Mannschaft anpreist. „Wenn es möglich ist, wollen wir aktiv sein. Wir haben die Spieler dafür, die eher die Qualität mit dem Ball haben. Wir werden versuchen, offensiver aufzutreten. Eckbälle und Standards werden wir vermeiden müssen. Das ist eine große Stärke der Hamburger.“ Wer beim 1. FC Köln anfängt, ließ Stöger, der im Pokalspiel am vergangenen Wochenende wild durchgewechselt hatte, offen. „Der Gegner muss ja nicht alles wissen.“

Remis in Köln – mit positiven Ansätzen

Das war doch mal ein Saisonauftakt, bei dem nicht groß gemeckert werden kann. Der HSV holt beim Aufsteiger 1. FC Köln mit einem 0:0 einen verdienten Punkt. Davon hatten viele Hamburger Fans vorher geträumt, sie hätten diesen Zähler auch vorher unterschrieben – ob sie es nach den 90 Minuten getan hätten, bleibt fraglich. Der HSV hatte die Kölner meistens unter Kontrolle, geriet selten einmal in Gefahr, hatte seinerseits aber einige gute Möglichkeiten, um auch drei Punkte mit an die Elbe zu bringen. Immerhin keine Niederlage, und wenn jetzt das Heimspiel gegen den zweiten Aufsteiger SC Paderborn gewonnen wird, dann kann doch von einem guten und gelungenen Saisonauftakt gesprochen werden. Wenn. Aber das müsste die HSV-Truppe schon hinbekommen, sie stellte sich am Rhein durchaus verbessert vor, vor allen Dingen in körperlicher Hinsicht. Darauf kann aufgebaut werden, darauf muss jetzt auch aufgebaut werden – endlich einmal wieder auswärts in der Bundesliga nicht verloren.

Es ist ja aber irgendwie auch tragisch: Da holt der HSV fünf neue Spieler, und nur einer spielt im ersten Bundesliga-Spiel von Beginn an. Deshalb gab es wieder (nur) den alten HSV zu sehen. Immerhin: Ohne Matthias Ostrzolek, Nicolai Müller, Zoltan Stieber und Cleber hatte der HSV Aufsteiger Köln dennoch bestens im Griff. Der HSV spielte sehr diszipliniert und konzentriert, scheute allerdings auch das letzte Risiko. Torchancen blieben aber auf beiden Seiten rar. Im HSV-Strafraum gab es in Halbzeit eins nur einmal wirklich Gefahr, aber zum Glück konnte Heiko Westermann in der fünften Minute einen Ball noch soeben aus dem Fünfmeterraum kratzen. Ansonsten blieben die Kölner harmlos.

Wobei der HSV auch nicht die Gefahr ausstrahlte, die sich Trainer Mirko Slomka wahrscheinlich erhofft hatte. Vorne versuchte sich Pierre-Michel Lasogga als Einzelkämpfer, hatte aber in dem Österreicher Wimmer einen unerbittlichen Gegenspieler, der meistens wie eine Klette an dem HSV-Torjäger hing.

Eine Schrecksekunde hatte der HSV in der Anfangsphase zu überstehen, denn in der zehnten Minute signalisierte Rafael van der Vaart zur Bank: „Probleme mit dem rechten Oberschenkel.“ Er schlug dennoch einen Eckstoß von der linken Seite, das war schon verwunderlich. Danach schlug van der Vaart noch Freistoß auf Freistoß vor das Kölner Tor, doch nur einmal kam wirkliche Gefahr auf. Westermann stieg in der 23. Minute am Fünfmeterraum zum Kopfball in die Luft, verfehlte die Kugel aber um Millimeter – und Kölns Keeper Horn hatte das Glück, dass er im Nachfassen noch halten konnte, fast wäre der Ball auf direktem Wege ins Tor geflogen.

Danach spielte der HSV deutlich überlegen, ließ die Kölner kaum zur Entfaltung kommen, kreierte aber für sich kaum Torchancen. Es dauerte bis zur 45. Minute, ehe es wieder einmal nach einem HSBV-Tor „roch“. Flanke von Dennis Diekmeier, auf Höhe Elfmeterpunkt legte van der Vaart den Ball per Kopf auf Lasogga ab, der sich direkt versuchte, aber die Kugel nicht richtig traf – sie flog weit am Tor vorbei – Halbzeit.

Im zweiten Durchgang stürmte der HSV munter weiter. Und hatte gleich zwei sehr gute Möglichkeiten. Ivo Ilicevic flog in eine Rechtsflanke von van der Vaart in den Ball, köpfte aus sieben Metern, aber Kölns Schlussmann Horn stand wieder einmal genau richtig (48.). Und noch einmal Ilicevic, der links in den Strafraum eindrang und den Ball zurück auf van der Vaart legen wollte. Es blieb beim Vorhaben, denn das Spielgerät wurde in letzter Sekunde von einem Kölner abgefangen – bitter (49.).

Nach 65 Minuten drängten die Kölner mehr und mehr, aber die HSV-Defensive stand eisern, auch wenn es den einen oder anderen Querschläger gab. Große Gefahr ging von den Kölnern aber auch in der Schlussphase nicht mehr aus, der HSV geriet kaum einmal in Gefahr, dieses Spiel doch noch verlieren zu können.

„In der zweiten Halbzeit hätten wir ein Tor machen können, wenn nicht sogar machen müssen. Insgesamt bin ich zufrieden, nach 75 Gegentoren in der Vorsaison stand diesmal die Null, das war eine ordentliche Leistung von uns und konnte sich sehenlassen“, sagte HSV-Trainer Mirko Slomka.

Bayern München als Geburtstagsgeschenk für den HSV

Vom „Knaller“, so nannte es der HSV-Kroate Ivo Ilicevic, erfuhr die Hamburger Mannschaft am Sonnabendabend auf der Rückfahrt vom Bundesligaspiel in Köln. Zweite Runde DFB-Pokal Ende Oktober – der FC Bayern kommt in den Volkspark. So etwas kann man ein Traumlos nennen, oder so wie Ilicevic sagte: „Je früher man gegen Bayern spielt, desto besser ist es ja eigentlich. Aber es ist schon der schwerste Gegner – ganz klar.“

Zumal die Münchner eben nicht nur die stärkste Mannschaft sind in Deutschland, sondern auch ein echter Albtraum-Gegner der Hamburger im DFB-Pokal in den vergangenen Jahren. Da kannst du ja schon die Uhr nach stellen: Entweder es setzt das frühe Aus gegen einen unterklassigen Verein – oder die Bayern kommen. So (ähnlich….) war es, gefühlt zumindest, in der jüngeren Hamburger Pokal-Historie. Immerhin gab es das Duell schon drei Mal in diesem Jahrtausend. Ein Rückblick:

Viertelfinale Saison 2013/14, der HSV verliert zu Hause 0:5; Achtelfinale 2005/2006, der HSV verliert 0:1 nach Verlängerung in München; Achtelfinale 2003/2004, der HSV unterliegt mit 0:3 bei den Bayern.

Nun folgt also Spiel Nummer vier. Und immerhin können die Hamburger auf ein Fernsehspiel hoffen – auch wenn die „Konkurrenz“, FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund, nicht schlecht ist. Ein Fernsehspiel zuzüglich der Zuschauereinnahmen (die im Pokal in der Regel zwischen den Mannschaften geteilt werden) würde dem HSV geschätzte 1,5 Millionen Euro bringen.

Die Laune beim Auslaufen heute am Volkspark war insgesamt gut. „Wir waren in Köln die etwas bessere Mannschaft, aber hätten die eine oder andere Möglichkeit besser nutzen müssen. Dennoch können wir darauf aufbauen.“ Mit den Möglichkeiten spielte Ilicevic auf seine eigenen Chancen zu Beginn der zweiten Halbzeit an, die er nicht nutzen konnte. Und Marcell Jansen ergänzte: „Wir waren griffig und haben wenig zugelassen. Das war ein Pluspunkt.“ Ein Pluspunkt vor allen Dingen gegenüber der jüngeren Vergangenheit. In der Verfassung von gestern wird der HSV sicher nicht noch einmal die Schießbude der Liga werden.

Mit Sicherheit ist der HSV in diesem Spieljahr fitter. Mit Rafael van der Vaart, Valon Behrami und Milan Badelj sind aktuell drei HSV-Profis in den Top ten der laufstärksten Spieler des ersten Bundesliga-Spieltages zu finden. Wann hat es das je gegeben? Mit knapp 12,8 Kilometern liegt Kapitän van der Vaart nur knapp hinter dem Bayern-Youngster Gianluca Gaudino an zweiter Stelle. Das macht Mut für die Zukunft.