Ein Kommentar von Peter Wenig

Seine schlechten Manieren verriet Hakan Calhanoglu bereits beim Gang zum Vorstand. Trotz eines „Bitte nicht stören“-Schildes platzte Calhanoglu, 20, mitten in eine HSV-Vorstandssitzung, um Clubchef Carl Jarchow und Sportvorstand Oliver Kreuzer zu informieren, dass er den Verein trotz eines erst im Februar bis 2018 verlängerten Vertrages sofort verlassen möchte. Es sei eben alles so dringend gewesen.

Dieses Verhalten mag man noch mit jugendlichem Sturmdrang entschuldigen. Sein Interview in der „Sport Bild“ ist indes ein Schlag ins Gesicht aller HSV-Fans, die gerade Hakan Calhanoglu so gefeiert haben. Auf die unverschämte indirekte Drohung der Leistungsverweigerung („Ich weiß nicht, ob ich weiter so locker und leicht spielen könnte“), falls man seinen Wechselwunsch verweigere, muss der Club mit einer hohen Geldstrafe reagieren. Vor allem aber darf sich der HSV nicht erpressen lassen – schon als Zeichen gegenüber der Mannschaft, dass der Verein eben nicht alles mit sich machen lässt.

Es ist kaum vorstellbar, dass Calhanoglu als Greenhorn in diesem Geschäft dieses miese Wechsel-Theater selbst inszeniert. Gesteuert wird er wohl von der Familie und Beratern, die das große Geld wittern und über alle Gier vergessen, wie sehr sie seinem Image schaden.

Immerhin sagt Leverkusens Sportchef Rudi Völler nun, dass man jede Entscheidung des HSV akzeptieren werde. Noch besser wäre es, wenn Bayer auf dieses Störfeuer mit einem öffentlichen Transferverzicht reagieren würde. Calhanoglu will nach eigenem Bekunden ein Weltstar wie Ronaldo oder Messi werden. Sein Verhalten gegenüber dem HSV ist nicht einmal Kreisklasse.