Pierre-Michel Lasogga fehlt dem HSV noch 14 Tage. Bei Hannover schwächelt der frühere Hamburger Artjoms Rudnevs. Der HSV hofft nun auf Zoua und Maggio, die Lasogga ersetzen sollen.

Hamburg. Sie hatten es geahnt beim HSV, dass mit dem Oberschenkel von Top-Stürmer Pierre-Michel Lasogga irgendetwas nicht stimmt. Immer wieder traten an derselben Stelle Probleme auf, obwohl nach ärztlichem Rat und der Selbsteinschätzung des Leihspielers nichts gegen eine Belastung sprach. Am Dienstag war Lasogga, 22, wieder ins Training eingestiegen und hoffte auf sein Comeback am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) in Hannover. Doch daraus wird nichts.

Nachdem die Probleme wieder auftraten, flog Lasogga am Donnerstag erneut zu Nationalmannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der ihn bereits Anfang März behandelt hatte, nach München. Das Ergebnis war niederschmetternd: Nach Rücksprache mit der medizinischen Abteilung des HSV wurde entschieden, dass Lasogga 14 Tage komplett „aus der Belastung“ genommen wird. Erst danach soll über weitere Maßnahmen und ein Aufbauprogramm entschieden werden. Damit fehlt Lasogga auch im darauffolgenden Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg definitiv. Wie schnell er sich danach wieder heranarbeiten kann, steht in den Sternen, schließlich war er seit der Winterpause nur selten über einen längeren Zeitraum voll belastbar.

Die Hintergründe der rätselhaften Verletzung sind weiter unklar. Um Entzündungsherde auszuschließen, musste sich Lasogga sogar beim Zahnarzt einer Wurzelbehandlung unterziehen. Ob das die Ursache für die Beschwerden war, muss sich erst zeigen.

So liegt die Verantwortung nun bei Jaques Zoua, der zuletzt immerhin aufsteigende Form zeigte. Auch U23-Kicker Mattia Maggio, den Trainer Mirko Slomka am Donnerstag explizit lobte, dürfte erneut im Kader stehen. „Mattia zeigt die Bereitschaft, an die Leistungsgrenze zu gehen. Er schoss am Dienstag im Abschlussspiel das entscheidende Tor für seine Mannschaft und präsentiert sich auch sonst gut.“

Ein weiterer Stürmer des HSV, den der Verein jetzt gerne zur Verfügung hätte, spielt derzeit beim Gegner: Artjoms Rudnevs wurde in der Winterpause nach Hannover verliehen. Die HSV-Fans verteufelten ihren Sportchef Oliver Kreuzer für die Entscheidung, den Torjäger für eine geringe Leihgebühr von 300.000 Euro abgegeben zu haben. Die Rechtfertigung, dass die Trainer Thorsten Fink und Bert van Marwijk die Dienste des Letten nicht unbedingt schätzten, blieb unverstanden, zumal mit Maximilian Beister und Lasogga danach zwei Stürmer langfristig ausfielen.

Doch Rudnevs wollte damals selbst unbedingt weg, er beklagte sich, dass er trotz zwölf Toren in der Vorsaison nicht mehr erste Wahl war. Bei den Niedersachsen trumpfte er sofort auf, traf gleich in den ersten beiden Spielen. Doch im Laufe der Rückrunde gelang ihm immer weniger. Zuletzt wurde er von Trainer Tayfun Korkut im Spiel gegen den Tabellenletzten und Erzrivalen Eintracht Braunschweig beim Stand von 0:2 zur Halbzeit ausgewechselt. „Ungefährlicher kann ein Stürmer nicht auftreten“, hieß es danach in der lokalen Presse über Rudnevs.

Der Lette hat wie seine Mannschaftskollegen angesichts der Krise bei 96 (zuletzt vier Niederlagen in Folge) vor dem ersten Wiedersehen mit seinen früheren Kollegen einen Maulkorb verpasst bekommen. Dafür äußerte sich Slomka über Rudnevs, den er schon zu seiner Zeit bei 96 nach Hannover holen wollte. „Für Rudi war es eine undankbare Situation in Hamburg. Er merkte irgendwann, dass er nicht mal mehr als Stürmer Nummer drei kaum zum Zug kam“, sagt Slomka heute. Seine Wertung: „Ich finde ihn wuchtig und schnell, er hat ja auch im Jubiläumsspiel des HSV gegen Hannover getroffen. Aber an diesem Sonnabend muss er das alles nicht zeigen.“

Die Hannoveraner müssen sich bis zum 30. April entscheiden, ob sie die Kaufoption über zwei Millionen Euro ziehen oder nicht. Sagte Präsident Martin Kind vor einer Woche noch, den Klassenerhalt vorausgesetzt wolle er den Letten zu „99 Prozent“ verpflichten, erklärte er in der „Hamburger Morgenpost“ nun, es gebe „keine Tendenz“. Unter Umständen kommt es im Sommer auch zu einem Tausch, denn der HSV hat angeblich Interesse an 96-Torjäger Diouf angemeldet. Doch Slomka verwies eine aktuelle Annäherung ins Reich der Fabeln. „Ich hatte zu Diouf das letzte Mal zur Geburt seiner Tochter Kontakt – und das ist mehrere Monate her. Natürlich ist er ein guter Spieler, doch den haben viele Clubs auf dem Zettel.“ Der Senegalese, der nach einer Schulteroperation bis zum Saisonende ausfällt, wäre im Sommer ablösefrei.

Doch am Sonnabend muss es der HSV ohne Rudnevs, ohne Diouf und eben auch ohne Lasogga richten. Gegen Leverkusen ist das am vergangenen Wochenende auch gelungen. „Wir werden mit breiter Brust auftreten“, sagte Heiko Westermann, der dann eben als Verteidiger das Siegtor schoss.