Nach der Absage Felix Magaths steht der Hamburger Sportverein vor einem Scherbenhaufen

Tagelang wurde beim HSV über sein mögliches Engagement heiß debattiert – am Ende machte Felix Magath dem ganzen Theater selbst ein Ende. „Ich stehe nicht mehr zur Verfügung“, sagte Magath und verband seine Absage mit einer bitteren Abrechnung: „Leider beharren im HSV viele der alten Kräfte auf ihren Positionen, sind an einem ehrlichen Neuanfang nicht interessiert.“

Für den Traditionsverein konnte es nicht schlimmer kommen. Statt eines möglichen Befreiungsschlags mit einem echten Hoffnungstrainer, Held des größten Erfolgs der Vereinsgeschichte beim Europacupsieg der Landesmeister 1983, ist der Scherbenhaufen noch einmal gewachsen. Wer ihn überhaupt noch zusammenkehren darf, scheint nach dem dramatischen Donnerstag offener denn je.

Mehrere Mitglieder des Aufsichtsrats denken bereits an Rücktritt; das Verhältnis des überwiegenden Teils dieses Gremiums zu Vorstandschef Carl Jarchow und Sportdirektor Oliver Kreuzer ist ohnehin nicht mehr zu kitten. Schließlich plante die Mehrheit des höchsten Gremiums des Traditionsvereins, Vorstände zu entlassen, um Magath die Gesamtverantwortung zu übergeben – der Plan scheiterte am Ende an einer fehlenden Stimme.

Wenn Jarchow oder Kreuzer künftig dem Aufsichtsrat berichten, werden sie genau wissen, dass sie Kontrolleuren gegenübersitzen, die ihren Kopf wollten. Wie soll dort je wieder eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich sein?

Verheerend ist die Affäre Aufsichtsrat auch für die Autorität des Vorstands. Gerade in der Haifischbranche Profifußball werden Schwachstellen sofort genutzt. Wer um Ablösesummen und Millionensaläre feilscht, muss sicher sein, dass er mit echter Prokura verhandelt – und nicht als Vorstand auf Abruf gilt. „Ist denn überhaupt Ihr Aufsichtsrat entsprechend informiert?“, dürfte zur Standardfloskel der Gegenseite werden. Vom Trainer ganz zu schweigen. Da inzwischen durchsickerte, dass mit Martin Jol oder Mirko Slomka noch zwei weitere mögliche Nachfolger kontaktiert wurden, werden nicht einmal Ersatzspieler Bert van Marwijk noch ernst nehmen.

Im Poker um Magath ging es nicht um Punkte gegen den Abstieg. Der gesamte HSV hat dennoch massiv verloren und ist der Zweiten Liga wieder ein Stück näher gerückt.