Der Unternehmer und Mäzen will den Verein nach einer Strukturreform „maßgeblich“ als Partner unterstützen. Abstimmung über die Modelle auf www.abendblatt.de

Hamburg. Sein Wort hat beim HSV Gewicht: Klaus-Michael Kühne, Logistikunternehmer und HSV-Gönner, ermöglichte dem Traditionsverein mit seinem Darlehen im Sommer 2012 den Kauf von Rafael van der Vaart. Schon immer galt der Milliardär als Kritiker der HSV-Strukturen. Jetzt engagiert sich Kühne für die Initiative HSVPlus des ehemaligen Aufsichtsratschefs Ernst-Otto Rieckhoff. Rieckhoff kämpft dafür, dass die Profiabteilung aus dem Verein ausgegliedert wird. Zudem soll die Beteiligung von Investoren ermöglicht werden. Am 19. Januar entscheiden die Mitglieder des HSV bei der Jahreshauptversammlung im CCH über die zukünftige Struktur des Clubs.

„Nach gründlicher Abwägung bin ich zu der Auffassung gelangt, dass die Initiative HSVPlus die beste Alternative zur bisherigen Vereinsstruktur darstellt. Deshalb kann ich mir vorstellen, dieses Konzept als strategischer Partner in größerem Umfang zu unterstützen“, schreibt Kühne in einer Pressemitteilung. Weiter heißt es: „Die als weniger radikal empfundenen Strukturmodelle haben ebenso wie die aktuelle Vereinsform zu Mittelmaß geführt und schrecken Persönlichkeiten, die dem HSV guttun könnten, davon ab, sich dort zu engagieren.“

Für Rieckhoff ist diese Unterstützung im Wahlkampf ein echtes Pfund. Denn jetzt hat er einen fürwahr potenten möglichen Investor an seiner Seite. Zumal Kühne deutlich macht, dass es sein „eventuelles Engagement“ nicht unter Renditeaspekten sieht: „Vielmehr betrachte ich meine Investition in den Verein als eine Art Fördermaßnahme, um seinen Profifußball wieder in die Erfolgsspur zu führen. Zugleich liegt mir viel daran, mich für meine Heimatstadt Hamburg zu verwenden und viele HSV-Anhänger glücklich zu machen.“

Kühne bestreitet, dass er mit einer großen Geldspritze nach Macht beim HSV strebt: „Es ist nicht meine Absicht, mir mit einem möglichen finanziellen Engagement Einfluss am Fußballgeschehen zu beschaffen.“ Allerdings hat Kühne in der Vergangenheit sehr wohl amtierende Funktionäre scharf attackiert. Im August 2013 nannte er HSV-Sportchef Oliver Kreuzer einen „Drittliga-Manager“, der seiner Aufgabe nicht gewachsen sei. Zudem plädierte er für einen neu zusammengesetzten Vorstand. Der Verein sei „auf allen Ebenen amateurhaft aufgestellt“.

Seine Meinung hat Kühne offenbar nicht geändert. In der aktuellen Pressemitteilung heißt es: „Der Verein befindet sich in einer Negativspirale, die nur durch fundamentale Änderungen in der Grundstruktur und einhergehend mit der Neubesetzung wichtiger Schlüsselfunktionen in der Vereinsführung durchbrochen werden kann.“ Auch vom Aufsichtsrat hält Kühne wenig: „Ein Aufsichtsgremium, zusammengesetzt aus vielen Menschen, aber davon zu wenigen, die von dem, was sie verantwortlich kontrollieren sollen, etwas verstehen, führt zu keiner hohen Qualität in den nachgelagerten Organen.“

Kühnes Aussagen werden die Brisanz der Mitgliederversammlung noch weiter erhöhen. Der HSV hat alle Säle im CCH geblockt, bis zu 11.000 Mitglieder könnten die Versammlung direkt oder über Videoleinwände verfolgen. Neben dem Konzept HSVPlus stehen vier weitere Modelle zur Abstimmung. Am 19. Januar reicht HSVPlus eine einfache Mehrheit, um den Vorstand zu beauftragen, eine Ausgliederung vorzubereiten. Diese bräuchte dann allerdings bei der nächsten Versammlung eine Dreiviertelmehrheit.

Im Internet werden auf der Seite abendblatt.de die Modelle im einzelnen erklärt. Wer mag, kann auch für eine der Varianten votieren. Dienstagabend lag HSVPlus mit großer Mehrheit vorn. Die Abstimmung auf abendblatt.de läuft noch bis zum Tag vor der Mitgliederversammlung.