„Wenn ich mir vorstelle, dass ich jetzt die Bälle auf Rafael van der Vaart spiele und einen Heiko Westermann absichern muss, ist das schon komisch für mich“, sagt der 17-jährige Verteidiger.

Hamburg. Tausende Jungen träumen von der Karriere, es einmal bis in die Bundesliga zu schaffen. TV-Sender Sky begleitet seit zwei Jahren in einer Langzeitstudie vier Nachwuchsspieler: Raif Husic (FC Bayern München), Sinan Kurt (Borussia Mönchengladbach), Patrick Pflücke (1. FSV Mainz 05) – und Jonathan Tah (HSV).

„Projekt Profi – 4 Jungs auf dem Weg in die Bundesliga“, so der Titel der preisgekrönten Serie. Teil drei ist ab Dienstag, 18 Uhr, erstmals zu sehen und kann einige ungewöhnliche Einblicke präsentieren.

So sitzt der 17-jährige Tah in der Mannschaftskabine des HSV, eigentlich für Kameras tabu, und erzählt, wie surreal ihm sein steiler Aufstieg manchmal selbst vorkomme: „Wenn ich mir vorstelle, dass ich jetzt die Bälle auf Rafael van der Vaart spiele und einen Heiko Westermann absichern muss, ist das schon komisch für mich.“

Wie neu und fremd ihm noch die hoch dotierte Glitzerwelt des Fußballs ist, zeigt sich, als er während der Taxifahrt von der Schule in Langenhorn zum Stadion erzählt: „Ich zahle das Taxi nicht selbst, der HSV übernimmt die Kosten. Sonst wäre das viel zu teuer, wenn ich das immer selbst zahlen müsste.“

Für die Hamburger Fans ist es inzwischen fast Normalität, wie souverän und stabil das HSV-Juwel, das gerade erst seinen Vertrag bis 2018 verlängert, in der Bundesliga verteidigt. Doch Tah selbst ist schlau genug, nicht abzuheben: „Ich habe gerade angefangen, mich ein bisschen reinzufinden, habe die ersten Schritte hinter mir.“

Gerade im Vergleich zum Werdegang der drei anderen Talente, die noch nicht den Sprung in die Eliteliga geschafft haben, wird deutlich, wie rasant und ungewöhnlich die Entwicklung für den Abwehrspezialist verlaufen ist. „Wenn Jona abends ins Internat kommt, müssen wir oft lachen“, sagt sein Freund Quinton Washington, „gestern hat er noch eine Matheklausur geschrieben, jetzt hat er vor 57.000 Menschen gespielt.“

Noch ein halbes Jahr kann Tah im Internat bleiben, dann will er mit Washington, ebenfalls ein HSV-Talent, eine Wohngemeinschaft gründen. Die Wohnungssuche läuft bereits.