Der Tscheche bekommt im Spiel des HSV gegen Braunschweig im linken Mittelfeld eine Chance. „Für die Balance tut ein defensiv denkender Spieler wie Jiracek sicherlich gut“, erklärt Fink.

Hamburg. Immer nach vorne blicken. Das ist seit Dienstbeginn das Credo von Thorsten Fink – und daran hat sich nichts geändert. „Aufgeben ist nicht unsere Stärke“, zitierte der HSV-Trainer am Donnerstag einen Spruch, den er irgendwo aufgelesen hatte und passend fand. Das wäre nach drei Spieltagen wohl verfrüht, zumal mit Eintracht Braunschweig der mutmaßlich leichteste Gegner in der Bundesliga am Sonnabend (15.30 Uhr) in die Imtech-Arena kommt. Von einem Schicksalsspiel für ihn will Fink sowieso nichts wissen. „Ich konzentriere mich ausschließlich darauf, wie wir den Gegner schlagen können. Alles andere kann ich nicht beeinflussen“, sagte der HSV-Trainer, der durch Vereinsboss Carl Jarchow Unterstützung fand. „Thorsten Fink hat unser Vertrauen, wir werden nicht überreagieren“, sagte er im „Kicker“ und sprach dem Coach, das Team seit Oktober 2011 trainiert, auch im Falle einer Niederlage gegen den Aufsteiger eine Jobgarantie aus.

Doch dazu wird es nach Finks Überzeugung nicht kommen. „Ich erwarte, dass wir das Spiel gewinnen. Wenn wir Geduld haben, Fehler erzwingen, schnell spielen, die zweiten Bälle erobern und dem Gegner keine Luft zum Atmen lassen, gehen wir als Sieger vom Platz.“ Viele Bedingungen, und wer sich an das 0:0 aus dem 60-minütigen Vorbereitungskick gegen die Eintracht erinnert, befürchtet wohl, dass sich der HSV schwertun könnte. Doch für Fink ist der Gegner mittlerweile anders aufgestellt. „Braunschweig hat sein Spiel verändert. Die Außenverteidiger stehen hoch, und sie beordern oft einen dritten Mann ins zentrale Mittelfeld, der das Spiel machen soll. Aber ich bin sicher, dass wir sie schlagen können“, zeigte sich der Coach gewohnt optimistisch.

Dabei mithelfen kann aller Voraussicht nach Rafael van der Vaart, der seine muskulären Probleme überwunden hat und wieder mit dem Team trainierte. Und auch Petr Jiracek, der am Dienstag beim Testspielsieg in Heide (5:1) mit zwei Toren auf sich aufmerksam machen konnte, soll seine Chance in der Startelf auf der linken Seite bekommen. „Badelj und Arslan haben ihre Stärken beide in der Offensive, für die Balance tut ein defensiv denkender Spieler wie Jiracek sicherlich gut“, erklärt Fink.

Dabei konnte Braunschweig offensiv noch nicht überzeugen. Der Aufsteiger steht nach drei Spieltagen noch ohne Punktgewinn da, schied im Pokal bei Zweitligaclub Bielefeld aus und ist in seinen spielerischen Fähigkeiten arg limitiert. In der Zweiten Liga konnte die Eintracht noch mit ihren überfallartigen Kontern punkten, auf Top-Niveau nicht. Unruhe kommt deshalb nicht auf: Die Fans stehen bedingungslos hinter dem Team, und auch das Vereinsumfeld ist sich der schwierigen Aufgabe voll bewusst und streut keine Unruhe.

Immerhin hat Trainer Torsten Lieberknecht mit Leverkusen-Rückkehrer Karim Bellarabi und dem länger verletzten Domi Kumbela zwei offensive Alternativen parat, die erstmals in der Startelf auftauchen könnten. In der Abwehr fehlt mit Innenverteidiger Marcel Correia jedoch der bisher konstanteste Feldspieler der Eintracht, der sich im Spiel gegen Frankfurt eine Muskelsehnenverletzung zugezogen hatte. Der HSV hätte ja mit Mancienne und Slobodan noch zwei Verteidiger günstig abzugeben – doch die würden wohl den Gehaltsetat der Eintracht sprengen, der mit gut 15 Millionen Euro der kleinste der Liga ist. Zum Vergleich: Der HSV gibt rund 40 Millionen Euro für seine Profis aus. „Wir machen nur Dinge, die in unseren wirtschaftlichen Rahmen reinpassen. Wir machen keine verrückten Sachen und werden den Verein, den wir in den vergangenen fünf Jahren mit viel Aufwand sportlich wie wirtschaftlich konsolidiert haben, nicht durch eine Saison gefährden“, sagte Sportdirektor Marc Arnold kürzlich. Immerhin reicht das Geld mittlerweile, um in diesem Jahr eine Rasenheizung auf dem Trainingsgelände zu installieren, damit der Übungsbetrieb auch im Winter gesichert ist.

In einem Bereich ist die Eintracht dem HSV allerdings um Längen voraus. Lieberknecht feiert gerade sein zehnjähriges Jubiläum im Club, erst als Spieler, danach in verschiedenen Funktionen. Arnold ist immerhin seit fünf Jahren dabei, die GmbH gibt es seit sechs Jahren mit dem gleichen Geschäftsführer, dem gleichen Präsidenten und dem gleichen Aufsichtsratsvorsitzenden. „Vertrauensvolles Miteinander und Kontinuität sind bei uns ganz oben angesiedelt“, sagt Arnold. Das kann der HSV von sich wirklich nicht behaupten. Und im Falle einer Niederlage dürfte es interessant sein, wie lange Jarchows Wort noch Bestand hat.