Eine Woche vor dem Pokalspiel in Jena hat Trainer Fink die Startelf des HSV im Kopf. Nur im Sturm legt er sich nach dem 1:1 gegen Inter nicht fest

Hamburg. Für Maximilian Beister ging es am freien Sonntagnachmittag so richtig heiß her. Bei 28 Grad im Schatten lud sich der Offensivallrounder ein paar Freunde zum Grillen ein, um pünktlich um 15.30 Uhr das Zweitliga-Rheinderby zwischen Köln und Düsseldorf im Fernsehen zu verfolgen. „Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein richtig hitziges Duell. Und auf dem Platz dürften es im Rheinland noch mal vier bis fünf Grad heißer als in Hamburg sein“, sagte der frühere Fortune, der am Vortag beim 1:1 des HSV im Test gegen Inter Mailand selbst den sommerlichen Rekordtemperaturen trotzen musste.

Mit kühlem Kopf stand nicht nur für Beister, der gegen den 18-maligen italienischen Meister eher unauffällig spielte, am Morgen danach fest, dass es „ein guter Test“ war. Eine Woche vor dem Pokalspiel gegen den SV Schott Jena konnte der HSV gegen die Italiener über weite Strecken des Spiels überzeugen. Die Generalprobe, da war sich ein Großteil der nur 25.000 Zuschauer einig, war gelungen. „Es hat Spaß gemacht zuzuschauen“, bilanzierte sogar der nur schwer zufriedenzustellende Sportchef Oliver Kreuzer, der verriet, dass die Startelf aus der Partie gegen Inter aller Voraussicht nach auch die Anfangself im Pokal gegen Jena sein wird.

Anders als seine Mannschaft, die sich gegen die Italiener eine Vielzahl von Chancen herausgespielt hatte, wollte Trainer Thorsten Fink noch nicht so sehr in die Offensive gehen und den Kampf um die Stammplätze offiziell beenden. „Schauen wir mal“, sagte er in bester Kaiser-Manier. Sein Team habe zwar gut gespielt, dürfe nun aber nicht nachlassen. Dass aber zehn von elf Stammplätzen in der Theorie vergeben sind, wollte auch Fink nicht verhehlen. Als gesetzt dürfen sich in der Abwehr Dennis Diekmeier, Lasse Sobiech, Heiko Westermann und Marcell Jansen bezeichnen, im defensiven Mittelfeld wird Fink auf Milan Badelj und Tolgay Arslan setzen, und im offensiven Mittelfeld konnten sich Fortuna-Fan Beister, Rafael van der Vaart und wohl auch Petr Jiracek durchsetzen. Im Tor bleibt trotz erneuter Großtaten von Jaroslav Drobny der angeschlagene René Adler die Nummer eins, die aber möglicherweise erst wieder am ersten Spieltag in Gelsenkirchen zwischen den Pfosten steht.

Kurioserweise ist der einzige Wackelkandidat in den finkschen Überlegungen ausgerechnet Torschütze Artjoms Rudnevs, der mit seinem Kopfballtreffer zum hochverdienten 1:1 aber immerhin das Tor zur Stammelf aufgestoßen hat. „Der Treffer wird Rudi Selbstvertrauen geben“, lobte Fink, der die Sturmbesetzung für das Pokalspiel gegen Jena dennoch offen lassen wollte. So sei Rudnevs-Konkurrent Jacques Zoua gegen den Fünftligisten möglicherweise die geeignetere Alternative, weil er den Ball besser halten könne.

Rudnevs selbst wirkte nach seinem ersten Treffer der Vorbereitung wie befreit. Das sei ein ganz wichtiges Tor für ihn gewesen, sagte der sonst eher wortkarge Lette, der für seine Verhältnisse nach dem Spiel regelrecht in Plauderlaune geriet. Es wäre an der Zeit gewesen, endlich mal wieder zu treffen, sagte Rudnevs, er habe nun ein gutes Gefühl, wolle unbedingt schon gegen Jena nachlegen. „Ich möchte in meiner Entwicklung den nächsten Schritt in dieser Saison machen“, sagte der zwölfmalige Torschütze der vergangenen Spielzeit.

Diesen meist so schwierigen Schritt erwartet Fink insbesondere auch von den Mittelfeldspielern Jiracek und Beister, die gegen die vor gerade mal zehn Tagen ins Training eingestiegenen Italiener noch Luft nach oben hatten. Diese hatte im insgesamt sehr sicher wirkenden Defensivverbund auch Neuzugang Sobiech, der sich ein Sommerleistungsloch gönnte und gleich mehrfach patzte. „In der einen oder anderen Situation war ich wohl ein bisschen unglücklich“, sagte der Ex-Dortmunder, der auch beim Turbo-Gegentor nach nicht mal zwei Minuten durch Mauro Icardi selbstkritisch eine Teilschuld einräumte: „Da hätte ich näher am Mann sein müssen.“ Seinen gerade erst gewonnenen Stammplatz wolle er aber auch nach der hoffentlich baldigen Rückkehr des an der Leiste operierten Johan Djourou behalten: „Ich bin doch nicht hierhergekommen, um mich gemütlich auf die Bank zu setzen.“

Eine Woche und einen letzten Test am Mittwoch gegen Dynamo Dresden hat Fink jetzt noch Zeit, seiner Mannschaft den durchaus noch nötigen Feinschliff zu verpassen. Eine heiße Saison dürfte allerdings ganz unabhängig von den Temperaturen garantiert sein.

HSV: Drobny – Diekmeier, Sobiech, Westermann (ab 76. Tah), Jansen – Badelj (ab 85. Demirbay), Arslan – Beister (ab 71. Aogo), van der Vaart (ab 76. Calhanoglu), Jiracek (ab 85. Skjelbred) – Rudnevs (ab 71. Zoua).

Inter Mailand: Handanovic – Campagnaro, Ranocchia (ab 46. Andreolli), Juan, Pereira – Nagatomo (ab 80. Jonathan), Guarin (ab 87. Olsen), Cambiasso (ab 62. Kuzmanovic), Alvarez – Palacio (ab 80. Capello) – Icardi (ab 62. Belfodil). Tore: 0:1 Icardi (2.), 1:1 Rudnevs (47.). Z.: 25.000.