Beim HSV sind die Außenverteidiger Dennis Diekmeier und Marcell Jansen ohne Herausforderer gesetzt. Eine Ergänzung soll aber noch kommen.

Klagenfurt. Am frühen Dienstagmorgen schaute hoher Besuch beim HSV vorbei. Klagenfurts Bürgermeister Christian Schneider, trotz 26 Grad im Schatten dem Anlass entsprechend im feinen Anzug gekleidet, überzeugte sich am Trainingsplatz neben dem EM-Stadion von Klagenfurt persönlich davon, dass es seinen Gästen in kurzen Hosen während ihres Trainingslagers an nichts fehlt. „Für unsere Stadt ist das eine tolle Sache, dass so eine große Mannschaft aus der deutschen Bundesliga zu Besuch ist“, sagte Schneider, der nur zu gut um die große Konkurrenz von möglichen Trainingslagerorten in Österreich weiß.

Doch wie sagt man so schön? Konkurrenz belebt das Geschäft. Eine Weisheit, die auf den HSV bezogen in Kärnten nur bedingt zutrifft. Wie schon in der Vorsaison haben die beiden Außenverteidiger Dennis Diekmeier und Marcell Jansen auch am Wörthersee das seltene Privileg, sich konkurrenzlos glücklich zu fühlen. So war es auch für Trainer Thorsten Fink überhaupt keine Frage, wen er beim Testspiel am Abend im nahe gelegenen St. Veit gegen den RSC Anderlecht links und rechts in der Viererkette von Beginn an auflaufen lassen würde. Und obwohl Diekmeier den Strafstoß zum zwischenzeitlichen 1:1 durch ein Foul an Jordan Lukaku, den Bruder von Chelseas Star Romelu Lukaku, verschuldete, steht für Trainer Fink fest, dass er und Jansen auch in der neuen Saison gesetzt bleiben – und zwar alternativlos.

„Ganz ohne Konkurrenz sind wir ja auch nicht“, wehrt Diekmeier auf Nachfrage zunächst ab und zählt die Mittelfeldspieler Dennis Aogo, Petr Jiracek (beide links), Zhi Gin Lam und Jacopo Sala (beide rechts) als mögliche Alternativen auf. Nach einer kurzen Gesprächspause auf der Terrasse des Seepark Hotels gibt dann aber auch der 23-Jährige zu, dass auf den Außenverteidigerpositionen tatsächlich kein Konkurrenzkampf herrsche, dies aber aus seiner Sicht auch gar nicht schlimm sei: „Marcell und ich sind keine Typen, die sich auf unserem mutmaßlichen Stammplatz ausruhen. Im Training geben wir auch ohne Konkurrenten im Rücken Gas.“

Jansen darf auf WM 2014 hoffen

Die objektiven Leistungsdaten, die Trainer Fink penibel kontrolliert, geben dem gebürtigen Niedersachsen recht. So hat sich Jansen auf seiner Wunschposition schon lange wieder in den Fokus von Bundestrainer Joachim Löw gespielt und darf sich ernsthafte Hoffnungen auf eine Teilnahme an der WM 2014 machen. Und auch Nicht-Nationalspieler Diekmeier weiß durch einige überraschende Daten und Fakten zu gefallen. Der Rechtsverteidiger ist laut „Whoscored.com – Revolutionising Football Statistics“ sogar der effektivste Außenverteidiger Europas. Kein anderer Flügelflitzer bereitete durch Flanken derart viele Torschüsse vor wie er. „Ich kenne diese Statistik“, sagt Diekmeier, „ich weiß ja, dass Flankenläufe zu meinen Stärken gehören, aber ich würde in der kommenden Saison gerne noch mehr Tore durch Flanken vorbereiten.“

Das ist auch eines der Ziele von Jansen, der in der abgelaufenen Spielzeit insgesamt nur zu drei Treffern auflegte. Die Weltmeisterschaft in Brasilien bleibt sein übergeordnetes Ziel: „Da will ich hin. Es liegt an mir, dass ich dranbleibe und eine konstante Saison spiele.“ Für Diekmeier steht jedenfalls fest, dass Jansen seinen Traum verwirklichen wird: „Marcell ist ein überragender Linksverteidiger mit einem sensationellen Schuss“, lobt er seinen Kollegen. Anders als früher, als Dennis Aogo hinten links auflief und Jansen ins Mittelfeld rückte, darf sich der 27-Jährige, der noch bis 2015 einen Vertrag hat, längst als unumstrittene Abwehrgröße fühlen.

Joo-Ho Park gilt als Kandidat

Natürlich gilt das in der Theorie auch für Diekmeier, der ebenso konkurrenzlos glücklich ist, zum vollkommenden Glück allerdings lieber heute als morgen über seine mittelfristige Zukunft Bescheid wissen würde. Da sein Vertrag im kommenden Jahr ausläuft, sollen noch vor Saisonstart Fakten geschaffen werden. Und obwohl zwei Bundesligaklubs – dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um Hannover und Stuttgart – bei Berater Volker Struth Interesse signalisiert haben, würde Diekmeier gerne zwei oder drei weitere Jahre beim HSV bleiben. „Die Vertragsverhandlungen waren ein wenig schwierig, weil wir viele Gespräche mit Frank Arnesen hatten, die nach seiner Beurlaubung erst mal auf Eis gelegt wurden“, sagt Diekmeier, der nun keine Lust mehr auf ein Poker hat: „Ich habe immer betont, dass ich mich beim HSV sehr wohlfühle. Ich will möglichst schnell Klarheit.“

Oliver Kreuzer hat die Signale vernommen und will sich nun zeitnahe mit Berater Struth zusammensetzen. In dem Gespräch dürfte der Sportchef dann auch erläutern, warum er trotz großem Vertrauen in Diekmeier und Jansen doch noch einen weiteren Außenverteidiger holen will. „In der Breite sind wir da noch nicht optimal aufgestellt. Wenn noch Geld übrig ist, würden wir gerne noch einen Außenverteidiger verpflichten“, sagt Kreuzer, der mit Fink auch schon über Basels Joo-Ho Park gesprochen hat. Aktuell sei der Südkoreaner aber kein Thema, sagt Kreuzer, der – den Temperaturen entsprechend – die Mittagspause am Dienstag in der Sonne genoss. Natürlich ohne feinen Zwirn.