Ivica Olic kehrt am Sonntag mit dem VfL Wolfsburg in die Hansestadt zurück. Der ehemalige HSV-Stürmer vermisst Eppendorf und die Fans.

Hamburg. "Wir müssen unsere Möglichkeiten ausschöpfen und alles aus uns rausholen, was man rausholen kann." Das war am Donnerstag die Ansage von HSV-Trainer Thorsten Fink an seine Mannschaft. Und wer sich die wechselhaften Auftritte der meisten seiner Schützlinge aus den letzten Partien in Erinnerung ruft, kann diese Aufforderung nur zu gut nachvollziehen.

Ein Spieler, der am Sonntag bei der Begegnung des HSV gegen den VfL Wolfsburg (17.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) in der Imtech-Arena auf dem Platz stehen wird, hat solche Ansagen nicht nötig: Ivica Olic. Denn der Kroate rennt eigentlich immer, als ginge es um sein Leben. Nach einigen Spielen musste er sich nach dem Abpfiff sogar in der Kabine übergeben, weil er völlig ausgepumpt war. Nur sind die Zeiten, wo er sich derart für den HSV aufgeopfert hat, seit vier Jahren vorbei.

Mittlerweile kickt Olic für den VfL und hat pünktlich zur Rückkehr an die alte Wirkungsstätte seine Topform erreicht. Sieben Tore erzielte er in den letzten acht Bundesligaspielen und verdrängte Stareinkauf Bas Dost auf die Ersatzbank. Ob ein Profi wie Olic dem HSV nicht gut zu Gesicht stände? "Natürlich ist das ein guter Spieler in einer guten Verfassung", sagt Fink, der in seinem Team aber eher einen großen Stürmer vermisst, der den Ball halten und ablegen kann. "Wir werden mit Heung Min Son und Artjoms Rudnevs gegen Wolfsburg selbst zwei Angreifer aufbieten, die zusammen 22 Tore erzielt haben, da muss ich mich nicht damit beschäftigen, ob ein Stürmer des Gegners gut zu uns passen würde oder nicht", erklärt der HSV-Coach.

Olic selbst denkt noch gern an seine zweieinhalb Jahre beim HSV zurück, die ihn und seine Familie entscheidend geprägt haben. "Es ist immer schön, hier wieder her zu kommen. Ich hatte eine super Zeit in Hamburg. Eppendorf war mein Pflaster, auch als ich später in Flottbek gewohnt habe, zog es mich immer in diesen Stadtteil zurück. Zudem ist die Atmosphäre im Stadion toll, die Fans sind einmalig. So wie in Hamburg wurde ich noch nie geliebt", gesteht der 33-Jährige, dessen jüngster Sohn Luka immer noch im HSV-Trikot rumläuft. "Er hat das HSV-Blut in sich, das wird sich wohl auch nicht mehr ändern."

Doch auch in Wolfsburg stehen die Fans mittlerweile voll hinter ihm. Das war nicht immer so. Als er anfangs unter Felix Magath im linken Mittelfeld eingesetzt wurde, kam Olic nicht zurecht und erntete teilweise Pfiffe für seine Auftritte. Plötzlich fand er sich auf der Bank wieder. Doch nachdem das Team die Philosophie des neuen Trainers Dieter Hecking verinnerlicht hatte, lief es rund - auch für den 73-fachen Nationalspieler. Jetzt fühlt er sich als einzige Sturmspitze wohl und bereut seinen Wechsel von den Bayern auch nicht, obwohl er in diesem Jahr dort unter Umständen alles gewonnen hätte, was sich ein Fußballprofi so erträumt. Doch Olic setzt andere Prioritäten: "Ich bin kein Typ, der sich längere Zeit ruhig auf die Ersatzbank setzen kann. Ich muss zu den ersten zwölf, 13 Spielern des Teams gehören, und das war in München leider nicht mehr der Fall."

Moskau, Hamburg, München - die letzten Stationen boten dem Familienmenschen auch außerhalb des Fußballplatzes einiges. Verglichen damit lebt Olic nun in der Provinz. In Hamburg erinnert man sich gern an die Geschichte des Ex-HSV-Profis Valdas Ivanauskas, dessen Frau es in Wolfsburg angeblich nicht aushielt und der Wechsel am Ende scheiterte. Doch Olic liebt die Ruhe, die ihn dort umgibt und seine Frau und Kinder haben Freunde gefunden. "Zudem bin ich mit dem Zug in kurzer Zeit in Berlin oder Hamburg, wenn ich den Trubel vermissen sollte."

Letzte Saison hat Olic in beiden Spielen mit den Bayern gegen den HSV getroffen. Sollte ihm das erneut gelingen, will er sich still freuen. "Groß jubeln werde ich aus Respekt vor den Fans nicht. Aber jetzt bin ich in Wolfsburg, und wir brauchen auch Punkte. Dem HSV drücke ich dann in den nächsten zwei Spielen die Daumen." Doch sollten Olic und der VfL wirklich drei Punkte entführen, wird das Daumendrücken nicht mehr viel bringen, da der Zug nach Europa für die Hamburger dann wohl endgültig abgefahren ist.