Seit zwei Monaten haben die Hamburger vor eigenem Publikum nicht mehr gewonnen. Gegen Fortuna Düsseldorf soll die Wende her.

Hamburg. Es ist schon ein Weilchen her, dass die HSV-Fans ihre Mannschaft im eigenen Stadion hochleben ließen. Am 16. Februar gelang ein mühsamer 1:0-Erfolg über Borussia Mönchengladbach. In den drei anschließenden Partien in der Imtech Arena folgte Ernüchterung pur: 1:1 gegen den Tabellenletzten aus Fürth und zweimal 0:1 gegen den FC Augsburg und den SC Freiburg. Umso überraschender, dass vier Tage vor dem kommenden Heimspiel gegen den mäßig attraktiven Gegner Fortuna Düsseldorf am Sonnabend (15.30 Uhr) nur noch Restkarten zu haben sind - spielt das Wetter mit, wird der HSV wohl ausverkauft melden.

Die Fans haben die Hoffnung auf einen Heimsieg und das damit wieder in greifbare Nähe rückende europäische Geschäft offenbar noch nicht aufgegeben. "Das letzte Wochenende gab Anlass zum Optimismus, und unsere Anhänger sind schnell zu begeistern", sagt der Fanbeauftragte Joachim Ranau. "Zudem kommen aus Düsseldorf mindestens 5000 Fans. Das Kontingent der Gästekarten wurde voll ausgeschöpft." Bei einem Schnitt von knapp 53.000 Zuschauern ist die akute Heimschwäche nicht an mangelnder Unterstützung von außen festzumachen. Woran liegt es dann, dass der HSV in der Heimtabelle nur auf Rang elf platziert ist und auswärts nahezu so viele Punkte geholt hat wie vor eigenem Publikum (siehe Tabellen)? Trainer Thorsten Fink glaubt zumindest nicht daran, dass sein Team zu Hause verkrampft, weil die eigenen Anhänger ein Spektakel erwarten. Ginge es nach ihm, würde er jedes Spiel gern im Volkspark bestreiten - am liebsten immer vor ausverkauften Rängen. Für den Heimkomplex hat Fink eine ganz einfache Antwort parat: mangelnde Effektivität. "Wir hatten auch in den Heimspielen unsere Möglichkeiten, diese aber nicht verwertet. In Mainz haben wir dagegen unsere Vollstrecker-Qualitäten gezeigt", sagt der Coach.

Die Statistik gibt ihm teilweise recht. 9:3 Torchancen gegen Fürth, 6:2 gegen Augsburg. Diese Partien hätten auch anders ausgehen können. Doch überzeugend trat der HSV in diesen beiden Spielen, in denen er klar favorisiert war, lediglich in der ersten Hälfte gegen Fürth auf. Gegen Freiburg zeigte sich bei 2:8 Chancen ein ganz anderes Bild, und auch beim letzten Heimsieg gegen Gladbach kam der HSV nur zu drei Gelegenheiten in 90 Minuten. Auf diese Effektivität kann der Bundesliga-Dino nicht immer setzen, schließlich liegen beim Torschuss Glück und Pech oft nah beieinander. Und auch wenn Fink betont, die Offensivspieler nach fast jeder Trainingseinheit noch Abschlüsse üben zu lassen, ist auch für ihn der Kopf wichtiger als die Beine. "Effektivität ist eine Sache des Vertrauens in die eigene Leistung."

In den letzten Begegnungen vor eigenem Publikum war vor allem auffällig, dass die Hamburger arge Probleme hatten, spielerische Ideen zu entwickeln, um defensiv auftretende Auswärtsteams in Schwierigkeiten zu bringen. "Mainz musste vor eigenem Publikum was machen, das spielte uns in die Karten. Düsseldorf muss das nicht", hat auch Fink erkannt. Doch für den Fußballlehrer ist weder die Taktik noch die Aufstellung entscheidend, um dieses Problems Herr zu werden, sondern die Bereitschaft. "In Mainz wollte jeder unserer Spieler den Ball haben, das habe ich den Jungs in der Videoanalyse demonstriert. Das war in den Heimspielen zuvor nicht der Fall. Da hatten wir auch oft 3:2-Überzahlsituationen, den Ball aber dennoch wieder zum Torwart zurückgespielt. Es geht ja schon hinten los: Wenn wir den Ball haben, dürfen sich die Verteidiger nicht zu den Gegenspielern orientieren, sondern von ihnen weg, um Anspielstationen zu schaffen. Wenn die Mannschaft begreift, was ich von ihr verlange, und das dann auch umsetzt, werden wir auch gegen Düsseldorf gewinnen."

Fink überlegt noch, ob er seiner Mannschaft eine offensivere Ausrichtung verpasst. So könnte Artjoms Rudnevs als zweiter Stürmer wieder ins Team rücken. Auch auf den Verbleib von Petr Jiracek in der ersten Elf wollte sich Fink trotz Lobes für den Tschechen noch nicht festlegen. Entscheidend sei eine funktionierende Achse auf den zentralen Positionen. "Wenn René Adler gut drauf ist, die beiden Innenverteidiger, das defensive Mittelfeld und Rafael van der Vaart, dann funktioniert unser Spiel in der Regel gut."

Doch auch wenn das Spiel nur mäßig funktionieren sollte - die Fans wären gegen Düsseldorf wohl mit einem knappen Sieg zufrieden. Ganz egal, ob mit Glanz und Gloria herausgespielt oder nur dank gehobener Effektivität. Denn einen Tag später steigt die als Entschuldigung für das 2:9 in München gedachte "Grillparty", die in Wahrheit gar keine Grillparty ist, sondern ein "offener Dialog mit Speis und Trank zwischen Fans und Mannschaft", wie Ranau betont. Aber auch ein Dialog macht mit dem Gefühl eines Sieges im Rücken einfach mehr Spaß.

Der HSV bot bei einem Testspiel beim Landesligaclub FC Süderelbe am Dienstagabend eine enttäuschende Leistung. Die Tore für den Bundesligisten erzielten Petr Jiracek (67.) und Tolgay Arslan (87.). Heung-Min Son erlitt offenbar eine Knöchelverletzung.