Die aufwendigen Trainingslager in der Sonne sind überflüssig. Wozu haben die Stadien eine Rasenheizung?

Gegen Schnee und Eis in den Bundesligastadien haben die Fußball-Weisen die Rasenheizung erfunden. Nur gegen Dauerregen ist noch kein Kraut gewachsen. Wahrscheinlich gibt es nur deshalb dieses kleine Winterpäuschen. Das aber ist nun fast schon wieder zu Ende, denn der HSV hat seinen Platz an der Sonne bereits wieder verlassen, das Trainingslager in Abu Dhabi ist Geschichte. Jetzt müssen sich die Profis gut eine Woche vor dem Rückrundenstart wieder mit dem gewohnten Hamburger Regen auseinandersetzen. Und wenn es doch noch einmal kälter wird, würde die Rasenheizung im Volkspark ihren Sinn erfüllen. Mein Fazit für diese Jahreszeit: Daumen hoch für den geheizten Rasen, Daumen runter für Winterpäuschen und Trainingslager.

Viele Fans zweifeln schon seit Jahren am Sinn dieser eigentlich überflüssigen Winterpause. Am 16. Dezember fanden die letzten Bundesliga-Spiele des Jahres 2012 statt, am 18. Januar soll es schon weitergehen. Ein Monat Pause. Warum? In England, so ist es Tradition, gibt es "Football medium well" - Fußball durch (gespielt). In Hamburg sagte Rafael van der Vaart über seine zweijährige Erfahrung mit dem britischen Fußball: "Ich fand das gut." Von Strapazen oder übermäßiger Härte war nicht die Rede. Die englischen Stadien waren auch an den Feiertagen gut gefüllt.

Immer wieder hat es in Deutschland Versuche gegeben, den Kickern von der Insel in diesem Punkt nachzueifern. Es ist wieder einmal an der Zeit, dass sich die Experten an einen Tisch setzen, um (k)eine Winterpause zur Diskussion zu stellen. Denn was hat diese kurze Unterbrechung, die nun ihr Ende findet, gebracht? Der HSV zum Beispiel hat bereits am 30. Dezember wieder trainiert. Da kann es kein einziger Spieler wagen, sich total gehen zu lassen, sich "runterzufahren". Er muss sich auch im Kurzurlaub fit halten - und an seiner Fitness arbeiten. So, als würde die Bundesliga einfach durchspielen.

Heute, in Zeiten von Rasenheizung und gegen Schnee und Eis geschützter Tribünen, gibt es kaum noch Argumente für diese Winterpause. In den vergangenen Wochen hätte in jeder Bundesliga-Arena gespielt werden können. Und die Zuschauer wären gekommen.

Der Verzicht auf eine Pause würde nicht nur einen durchgehenden Bundesliga-Spielbetrieb bedeuten, sondern auch kontinuierliches Training ermöglichen. Stattdessen haben wir diese lästigen stundenlangen Flüge in sonnige Trainingslager, bei denen schon durch die An- und Abreise oft zwei Tage verloren gehen. Es sei denn, die Vereine gönnen ihren bestbezahlten Angestellten schnell noch einmal einen Urlaub.

Und wer glaubt wirklich, dass der HSV Spiele in Abu Dhabi gegen Al-Shabad Riad oder Lok Taschkent benötigt, um für das Nürnberg-Spiel am 20. Januar in Form zu kommen? Oder dass Testspiele wie Albacete Balompie gegen Dortmund oder Düsseldorf gegen Mons aus Belgien in Marbella und FC Augsburg gegen FSV Frankfurt im türkischen Belek einen Sinn haben? Ob sich das 5:0 der Bayern im fernen Doha gegen den FC Schalke 04 in der Bundesliga wiederholt, darf zumindest bezweifelt werden. Und der HSV hätte nach dem 2:2 im Hinspiel nun auch in Hamburg ein 2:2 gegen Mönchengladbach geschafft.

Durchspielen heißt das Zauberwort, und das wäre mit Sicherheit kostengünstiger für die oft klammen Bundesligavereine. Es sei denn, die Clubs wollen, dass ihre Spieler durch die unsinnigen und überflüssigen Spiele "internationale Erfahrungen" sammeln, "falls es am Saisonende doch mal zu einem internationalen Startplatz reichen sollte ..." Schöne Aussichten für Augsburg, für Düsseldorf - und den HSV.

Letztlich bleibt ein Trainingslager ein wunderschöner Betriebsausflug. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass Kräfte freigesetzt werden können. Nicht durch das intensive Training, sondern durch das enge Miteinander in sieben Tagen und sieben Nächten. Das kann zusammenschweißen und den Teamgeist fördern.

Aber täte es nicht auch eine ausgiebige Vorweihnachtsfeier? Oder die vielleicht etwas verspätete Party ins neue Jahr? Wenn Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates dabei sein wollen - viel Spaß! Auch wenn sich die Sonne in den hiesigen Breitengraden eher rar macht. Aber für Wärme-Fanatiker gibt es ja schließlich die Rasenheizung.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab