Der Bayern-Präsident plaudert in Hamburg über seine Karriere, den Fußball und den HSV

Hamburg. Der Chef hatte seinen großen Auftrifft schon am Abend vor dem Auswärtsspiel seiner Bayern beim HSV. Uli Hoeneß sprach in der Imtech-Arena im Rahmen der Hirschpark-Runde, eines sonst auf dem Süllberg lokalisierten Gesprächskreises. Und sollte das Team von Jupp Heynckes gegen den HSV die gleiche Form zeigen wie der Präsident, dürfte es für die Truppe von Trainer Thorsten Fink noch schwerer werden als befürchtet.

Launig plauderte Hoeneß über den Beginn seiner Karriere, als ihm ein Landestrainer prophezeit hatte, er sei zu langsam: "Daraufhin bin ich jeden Morgen vor der Schule durch die Wälder meiner Heimatstadt Ulm gerannt. Mit 18 bin ich dann die 100 Meter in glatten elf Sekunden gelaufen."

Natürlich ging es am Freitagabend auch ums Thema Geld. Da verwies Hoeneß auf den geübten Doppelpass mit seinem langjährigen Weggefährten Gerd Müller: "Wenn wir früher in Südamerika spielten, gab es die Gage immer in bar. Und ich habe immer das Bargeld getragen. Und der Gerd hat beim Zoll die Angestellten abgelenkt."

Hoeneß zeigte sich auch selbstkritisch: "Ich bin zwar kein schlechter Chef und erst recht kein Macho. Aber ich lobe meine Mitarbeiter zu wenig. Ich müsste mich öfter bei ihnen bedanken." Wichtig sei für ihn die Bereitschaft zu lernen: "Ich schlafe nie im Taxi, sondern unterhalte mich mit dem Fahrer. Aus diesen Gesprächen nehme ich ganz viel mit." Auch für die Zukunft der Bundesliga? "Der Fußball hat eine riesige Perspektive. Gerade in einer Welt, wo man alles im Internet nachschauen kann, hat der Fußball als echtes Live-Erlebnis riesige Chancen." Allerdings müsse man vernünftig bleiben: "Die Uefa muss Vereinen wie Manchester City oder Paris St. Germain, die immense Schulden anhäufen, die Rote Karte zeigen. Die müssen dann mal zwei Jahre in der Champions League pausieren." Der HSV habe glänzende Möglichkeiten - wenn er sie nutze: "Ich hoffe, dass ich das noch erlebe."

Gegenüber Hooligans plädierte Hoeneß für einen harten Kurs: "Ich habe schon vor Jahren gewarnt, dass das zarte Pflänzchen Fußball kaputt getreten wird." Für solche Randalierer dürfe es keinen Platz geben: "Da müssen die Vereine konsequent durchgreifen."

Auch als Präsident bereite ihm der Fußball schlaflose Nächte - gerade jetzt im Fall des wegen Brandstiftung inhaftierten Profis Breno: "Wenn wir es nicht schaffen, dessen Strafe zu reduzieren, ist der mit 25 Jahren fertig. Das beschäftigt mich ungeheim."