Der HSV-Profi sollte gegen Schweden eingewechselt werden - doch dann war keine Zeit mehr. Westermann brennt nun auf die Bundesliga.

Hamburg. Es lief die 89. Minute im Spiel Deutschland gegen Schweden, als Heiko Westermann beim Spielstand von 4:3 von Bundestrainer Joachim Löw die Order erhielt: "Los Heiko, mach dich fertig!" Der HSV-Profi stand unbeobachtet von den Fernsehkameras an der Seitenlinie unmittelbar vor seinem 25. Länderspiel. Ob es einfach keine Unterbrechung mehr gab oder worin die genauen Umstände seiner Nichtberücksichtigung lagen, wusste Westermann einen Tag danach nicht mehr genau. "Als ich reinkommen sollte, war das Spiel plötzlich vorbei."

Danach war auch Westermann nur noch fassungslos - eine 4:0-Führung hat noch keine Mannschaft in der Karriere des Defensivexperten jemals verspielt. Dementsprechend war die Stimmung gedämpft. "Nach dem Spiel war ich zunächst richtig geschockt. Die Schweden konnten uns 60 Minuten nicht annähernd das Wasser reichen. Wir haben nach der Partie noch beim Essen zusammengesessen, aber viel zu sagen gab es da nicht mehr", sagte Westermann.

Vielleicht hätte der 29-Jährige mit seiner Kopfballstärke das entscheidende Duell vor dem 4:4 für sich entscheiden können und somit zu einem erfolgreicheren Abend beitragen können - doch so blieb auf der einen Seite nur die Enttäuschung über das unnötige Remis, auf der anderen Seite jedoch die Gewissheit, dass Löw ihn nicht nur zur Staffage eingeladen hatte. "Es war insgesamt sehr positiv, wieder beim DFB-Team zu sein, das gibt mir weiteres Selbstvertrauen, auch für den HSV. Ich hatte zehn schöne Tage und 30 unschöne Minuten", bilanzierte Westermann, der guter Dinge ist, dass sich das Kapitel Nationalmannschaft schon bald fortsetzen wird. "Ich hatte vor dem Irland-Spiel ein Gespräch mit Löw, in dem er mir versicherte, dass er weiter auf mich baut und ich mich bereithalten soll."

Ein Länderspiel steht in diesem Jahr noch an: Am 14. November geht es gegen die Niederlande. Doch Westermanns Konzentration liegt seit Mittwoch wieder einzig bei seinem Verein, der am Sonntag gegen Stuttgart um Punkte kämpft. "Wir haben mit dem VfB noch eine Rechnung offen. Die 0:4-Niederlage mit der Roten Karte für Guerrero war der Knackpunkt der vergangenen Saison, von da an ging es abwärts." Doch Westermann ist sich sicher, dass sein Team in diesem Jahr sowohl mental als auch spielerisch weiter ist und sich nicht erneut vier Tore einfangen wird. Das hat er bei der Nationalelf allerdings auch nicht für möglich gehalten.