11.000 Zuschauer feierten mit einer Gala in der O2 World den 125. Geburtstag des HSV - Der Star des Abends war Torwart René Adler.

Hamburg. Uwe Seeler hatte genug. "Meine Kondition lässt nach", scherzte das HSV-Idol, als es kurz nach 23 Uhr die mit 900 Gästen überfüllte Aftershow-Party der 125-Jahre-Gala verließ. "So viele Freunde, so viele schöne Erinnerungen - das muss ich erst einmal sacken lassen", sagte Seeler, ehe er sich von seinem Schwiegersohn Mete Öztunali nach Hause fahren ließ.

Es war für Seeler das Ende eines nicht nur für ihn unvergesslichen Abends. Begünstigt vom 1:0 über Hannover wurde die zweieinhalbstündige Geburtstagsfeier in der O2 World trotz einiger Schwächen und Längen insgesamt zum Erfolg. 11.000 Zuschauer, unter ihnen neben 200 HSV-Größen aller Generationen auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ("Fußball in Deutschland wäre ohne den HSV nicht denkbar"), wurden von Alexander Bommes, Judith Rakers, (Hertha-Fan) Johannes B. Kerner sowie zeitweise Sylvie van der Vaart und Dieter Thomas Heck durch das Programm geleitet.

"Wir müssen unseren Gründervätern dankbar dafür sein, dass sie den Verein nicht zwei Wochen früher gegründet haben", sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow zu Beginn der Show in Anspielung auf den misslungenen Saisonstart. Wie wahr! Großer Applaus brandete immer dann auf, wenn das Moderatorentrio die aktuelle Mannschaft einbezog. Der umjubelte Star des Abends war eindeutig René Adler, der mit Sprechchören förmlich überhäuft wurde. "Er hat sich das redlich verdient", lobte Seeler, der aber auch selbst für Gänsehautmomente sorgte. Die ganze Halle stand und applaudierte dem HSV-Idol, als er das erste Mal die Bühne betrat.

Der beste Stürmer der Vereinsgeschichte bekam mit 48 Jahren Verspätung die Torjägerkanone für seine 30 Treffer in der ersten Bundesligasaison 1963/64 überreicht. Die Auszeichnung war erst in der darauffolgenden Saison eingeführt worden. "Eigentlich habe ich keinen Platz mehr in meinem Haus", scherzte Seeler, "ich werde wohl ein Museum bauen müssen."

Auf der von 154 Motoren angetriebenen 15x15-Meter-Bühne wurden große Momente wieder wach. Umrahmt von Showauftritten von Lotto King Karl, Olli Dittrich ("Dittsche"), Rea Garvey, Scooter, Bjarne Mädel, Ina Müller, Carlo von Tiedemann, dem Kinderchor Hamburger Alsterspatzen und Otto Waalkes wurden die Meisterspieler der Jahre 1960 und 1983 geehrt. Zu Leonard Cohens "Hallelujah" wurde an die verstorbenen HSVer erinnert, einer der bewegenden Momente des Abends. Gelungen auch, dass die 90-jährige Traudel Diekhoff für ihr 66-jähriges Ehrenamt mit einer DFB-Reise zum Länderspiel gegen Frankreich in Paris geehrt wurde. Modischer Hingucker waren die von Sportlerinnen und Spielerfrauen präsentierten Trikots des HSV.

Die Gespräche mit den früheren Helden kratzten aber angesichts des gedrängten Programms häufig nur an der Oberfläche. Und die anfangs fast euphorische Stimmung in der Arena litt später unter einigen missglückten Auftritten wie dem "Bubble-Football"-Spiel, bei dem mit Michél Mazingu-Dinzey sogar ein Jahrhundert-Elf-Spieler des FC St. Pauli mitwirkte. Auch Otto Waalkes verstand es nicht, das HSV-Fachpublikum zu begeistern.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde die 125-Jahre-Mannschaft gekürt: Trainer Ernst Happel, dessen Sohn Ernst kam, Uli Stein, Charly Dörfel, Peter Nogly, Jupp Posipal, Karsten Bäron, Rafael van der Vaart, Willi Schulz, Horst Hrubesch, Uwe Seeler, Thomas von Heesen, Ditmar Jakobs, Manfred Kaltz, Mehdi Mahdavikia, Thomas Doll, Felix Magath, Kultmasseur Hermann Rieger - und Kevin Keegan, der aber nur mit einer kurzen Video-Grußbotschaft zu sehen war. Eine Enttäuschung, schließlich war der Engländer einer der Topstars der HSV-Geschichte. Um kurz nach 22 Uhr endete die Geburtstagsgala, die eine Million Euro an Produktionskosten verschlang, mit einem großen Feuerwerk, das auf den Leinwänden in der O2 World gezeigt wurde.