Hamburg. Allzu viel Spaß hatte Heiko Westermann nicht beim HSV. Nachdem er 2010 für die stolze Ablöse von 7,5 Millionen Euro von Schalke 04 verpflichtet worden war, stieg der 29-Jährige in der Mannschaftshierarchie zwar schnell auf und wurde zum Kapitän befördert, doch in den vergangenen zwei Jahren musste der Verteidiger eher als Repräsentant des sportlichen Abschwungs herhalten. Mit dem Wechsel zum HSV endete auch (vorerst) seine Karriere in der Nationalmannschaft.

Nachdem jedoch bereits im Abstiegskampf der vergangenen Saison seine Charakterstärke zum Vorschein kam, offenbarte sich am Wochenende auch sein Wille. Wie erst nach dem Hannover-Spiel bekannt wurde, erlitt Westermann eine Muskelverletzung im Hüftbereich. Bei der Kernspintomografie wurde ein fünf Zentimeter großer Faserriss sichtbar. "Das Risiko war groß, aber er wollte unbedingt spielen, gerade im Jubiläumsspiel etwas zurückgeben für die Unterstützung der Fans", sagte Trainer Thorsten Fink, der nach der Partie ein Sonderlob aussprach: "Der Heiko ist so eine Art Urmensch, ich weiß gar nicht, wie er das immer hinkriegt. Er hatte starke Schmerzen, angesehen habe ich ihm das aber nicht. Sensationell." Man sehe, so der HSV-Coach weiter, dass Westermann einer der Profiteure der jüngsten Verpflichtungen ist: "Durch van der Vaart und auch Badelj ist etwas Druck von ihm abgefallen."

Bezeichnend für Westermann: Er selbst vermied es nach dem Spiel in der Mixed-Zone, sich damit zu rühmen, trotz der Verletzung aufgelaufen zu sein. Stattdessen strich er heraus: "Wir haben Leidenschaft gezeigt und gekämpft, zwar keinen guten Fußball gespielt, aber uns das Glück erarbeitet." Ganz zufrieden war er aber nicht: "Mich ärgert das 2:2 in Mönchengladbach so noch mehr. Was wäre das für eine perfekte Woche gewesen!"