Den Kapitän der Nationalmannschaft wollen sich die Hamburger nicht leisten. Doch auch Stuttgarts Tasci würde zehn Millionen Euro kosten.

Hamburg. Es wird ihnen nicht leicht gemacht. In ihrer ersten gemeinsamen Sommerpause müssen sich Sportchef-Novize Bastian Reinhardt, der neue Sportdirektor Urs Siegenthaler sowie der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann mit immer neuen Problemen auseinandersetzen. Die Folge: Präsentiert wurde bislang noch kein Neuer. Und auch die zuletzt hoch gehandelten Wunschkandidaten Rafinha und Michael Ballack machen Sorgen.

Aus verschiedenen Gründen. Bei Michael Ballack ist es die wirtschaftliche Potenz, die den Ausschlag für die Mitkonkurrenten zu geben scheint. Bis zu 19 Millionen soll der VW-Klub Ballack geboten haben. Zu viel für den zweiten werbenden Werksklub Bayer Leverkusen, und zu viel für den HSV. Dem Vernehmen nach hat Klubboss Bernd Hoffmann schon vor Tagen beim Überschreiten der Zwölf-Millionen-Euro-Marke für zwei Jahre abgewinkt. Die Absage an Ballack - sofern dieser nicht massive Abstriche bei seinem Gehalt macht. Schon deswegen wirken die HSV-Oberen nicht sonderlich tangiert, obgleich Ballack via "Bild" eine baldige Entscheidung angekündigt hat.

Jüngster Favorit auf der HSV-Einkaufsliste ist nach Abendblatt-Informationen Serdar Tasci. Die Hamburger haben sich bereits bei dem Stuttgarter Innenverteidiger nach seiner grundsätzlichen Wechselabsicht erkundigt - und wurden positiv überrascht. Allerdings dürfte der potenzielle Nachfolger Jerome Boatengs, der derzeit bei der WM in Südafrika weilt, ebenfalls kein Schnäppchen werden. Sein Marktwert wird auf zehn Millionen Euro taxiert.

HSV-Sprecher Jörn Wolf ist sich jedenfalls sicher, dass schon bald Verstärkungen präsentiert werden können und fordert Geduld ein. "Wir müssen abwarten, bis der erste Stein fällt und Bewegung in das Ganze kommt." Es sei natürlich das Ziel des HSV gewesen, die Planungen schnellstmöglich abzuschließen, "aber so ist die Gesetzmäßigkeit des Marktes", sagt Wolf.

Und als wäre die Spielersuche nicht schon schwer genug, gestaltet sich plötzlich auch die Personalie Rafinha als problematisch. Sportlich fraglos eine Verstärkung, wurde neben der Ablösesumme von rund acht Millionen Euro insbesondere die charakterliche Eignung des extravaganten Brasilianers diskutiert. Und diese Diskussion erhielt gestern neue Nahrung, nachdem der Rechtsverteidiger trotz anderslautender Versprechen bei Schalkes Trainingsauftakt fehlte. "Ich weiß nicht, wo er ist. Er hat unentschuldigt gefehlt. Wenn er wieder da ist, werde ich mir anhören, was geschehen ist", sagte Schalkes Trainer Felix Magath. Nicht das erste Mal, dass der 24-Jährige seinen Urlaub eigenmächtig verlängert - und längst nicht das einzige Fragezeichen, das der HSV in den kommenden Wochen zu beantworten hat.