Abendblatt:

Der HSV steht kurz davor, mit dem bald 35-jährigen Zé Roberto einen Zweijahresvertrag abzuschließen. Legt sich der Verein ein Ei ins Nest, Professor Braumann?

Klaus-Michael Braumann*:

Ich bitte Sie, 35 ist doch kein Alter! Die Lehrmeinung, wonach die Leistung mit Ende 20 nachlässt, ist seit Langem widerlegt. Im Sport gibt es genügend Athleten, die im fortgeschrittenen Alter Spitzenresultate bringen. Letztlich ist das eine Frage der Disziplin und der mentalen Einstellung.

Abendblatt:

In der Fußball-Bundesliga scheint die Luft für Mittdreißiger aber dünn zu werden.

Braumann:

Ein Michael Tarnat hat auch mit 39 noch mitgehalten. Der entscheidende Unterschied ist, dass ein älterer Spieler mehr Regenerationszeit braucht. Darauf muss der Trainer Rücksicht nehmen und seine Maßnahmen entsprechend anpassen.

Abendblatt:

Die Bayern wollten Zé Roberto trotzdem keinen Zweijahresvertrag geben.

Braumann:

Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. So wie er aussieht, ist Zé Roberto ein Musterathlet, sein Körper ist voll definiert. An ihm kann der HSV noch viel Freude haben.

Abendblatt:

Die Belastung heute ist in der Bundesliga aber doch eine andere als zu Zeiten Klaus Fichtels, der noch mit 43 Jahren auflief.

Braumann:

Im Gegenzug ist das Bewusstsein der Sportler für ihren Körper enorm gestiegen. Deshalb gehe ich davon aus, dass es künftig im Fußball tendenziell sogar mehr "Hochbetagte" geben wird als jetzt.

*) Klaus-Michael Braumann leitet das Institut für Sport- und Bewegungsmedizin in Hamburg.