Die Vorverlegung des Trainingsbeginns hätte zum Politikum werden können - und wurde deshalb abgesagt.

Hamburg. Dennoch, und das hatte der neue HSV-Trainer Bruno Labbadia in der gemeinsamen Beschlusssache mit dem Vorstand seinen Vorgesetzen mitgeteilt: Irgendwas muss noch passieren. Acht Tage nach Meister VfL Wolfsburg und gerade 27 Trainingstage vor dem ersten wichtigen Pflichtspiel in der Europa-Liga-Qualifikation am 30. Juli reichen nicht.

Deshalb greift Labbadia zu anderen Mitteln. Der Übungsleiter, der bei seinen ehemaligen Klubs als überaus fleißiger Arbeiter auf sich aufmerksam machte, verlängert die zumeist hoch intensiven Tage des Trainingslagers von sieben auf zehn. Labbadia: "Wir wollen uns intensiv auf die neue Spielzeit vorbereiten und sind der Überzeugung, dass zehn Tage die optimale Dauer für ein Trainingslager ist." Deshalb wurde das ursprünglich für eine Woche angesetzte Trainingslager noch einmal um drei Tage verlängert. Vom 6. bis zum 15. Juli wird der HSV im "Hotel Aqua Dome" im österreichischen Längenfeld wohnen.

Und diese Verschiebung dürfte nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was viele erwarten: eine deutliche Steigerung der Trainingsintensität. In Leverkusen setzte der 43-Jährige häufiger Extra-Einheiten an, wenn ihm etwas nicht passte. "Wenn der Trainer es für wichtig empfindet, mehr Zeit für seine Übungen zu haben, ist das völlig okay", sagt Mannschaftskapitän David Jarolim, "wir sind alle Profis und werden sicherlich nicht überbelastet." Allerdings muss bei den stellvertretend für seine Kollegen gewählten Worte festgehalten werden, dass Jarolim zu den trainingswütigsten Spielern der Liga gehört. Der Tscheche absolviert selbst dann geheime Laufeinheiten, wenn der Trainer Regeneration "verordnet" hat.

Und während Labbadia ob seiner zahlreichen Extra-Trainingseinheiten in Leverkusens Team auf viel Widerstand stieß, am Ende eine richtige Fraktion innerhalb der Mannschaft gegen sich hatte, dürfte ihm ein derartiges Szenario in Hamburg erspart bleiben, lebt der ehemalige Nationalspieler die perfekte Einstellung doch gerade selbst vor. Anstatt seinen Urlaub wie geplant nach der Präsentation in Hamburg am 7. Juni anzutreten, begab sich Labbadia in Klausur. Seine kurze Erklärung: "Ich kann jetzt nicht in Urlaub gehen." Denn neben einem mangelhaften Trainingsplan hatte sein Vorgänger auch bei den notwendigen Neuverpflichtungen etliche Baustellen unbearbeitet gelassen.

Und Labbadias (Fleiß-)Arbeit fruchtet. Denn während der Trainer zusammen mit den Chef-Scouts Bernd Legien und Michael Schröder bereits in Schweden bei der U-21-EM weilt, konnten Sportchef Dietmar Beiersdorfer und Vorstandsboss Bernd Hoffmann beim niederländischen Außenstürmer Eljero Elia letzte Unklarheiten ausräumen. Der 21-Jährige von Twente Enschede, der nach dem Abgang Jols kurzweilig gezögert hatte, soll in den nächsten Tagen schon in Hamburg vorgestellt werden.