Der Nationalspieler sucht seinen Platz im Team und würde gerne positiver dargestellt werden. Er sehe sich im zentralen Mittelfeld.

Hamburg. Er sucht seinen Platz. Im fast leeren Presseraum der Imtech-Arena verliert sich Piotr Trochowski zwischen einem TV-Team und den restlichen Journalisten. Erst als er den extra für seine Privataudienz aufgebauten Stuhlkreis mit nur einem freien Sitz sieht, weiß er: "Das ist wohl mein Platz."

Eine Szene, die symptomatischer für Trochowskis Situation beim HSV nicht sein könnte. Als Nationalspieler noch immer nicht über den Stand-by-Modus hinaus, sucht der dribbelstarke gebürtige Pole seinen Platz im Team. Allerdings, das scheint klar, ist der 26-Jährige nicht mehr gewillt, hinten anzustehen. Trochowski fordert Anerkennung ein: "Ich bin jetzt fünfeinhalb Jahre beim HSV, bin der drittdienstälteste Spieler", rechnet der Mittelfeldspieler vor, "und ich habe zwei große Turniere mit der Nationalelf gespielt - auch wenn mich nicht jeder mögen muss, würde ich gern positiver dargestellt werden. Es ist doch klar, dass es mir auch um mein Standing geht."

Stammspieler will er sein. Mit vollem Vertrauen des Vereins und des Trainers ausgestattet. Das sei ein Zeichen des Respekts und der Wertschätzung, die er in den letzten Jahren oft vermisst habe. Ein Umstand, den er mit Fredi Bobic teilt. Der VfB-Manager hatte sich mit Mladen Petric auf einen Wechsel nach Stuttgart geeinigt, beim HSV aber mit dem Ablöseangebot von 3,5 Millionen Euro für Kopfschütteln gesorgt. "Aberwitzig", nannte HSV-Trainer Armin Veh das Angebot und unterstellte den Stuttgartern Lernbedarf in Sachen Marktpreise. Erster Adressat dabei war Bobic, der sauer reagierte: "Das ist respekt- und niveaulos."

Auch Trochowski kämpft um seine Position. "Ich sehe mich eher zentral als außen." Zwar habe er sich als Außenspieler bis in die Nationalelf gedient, "aber ich will mehr Einfluss nehmen. Dafür ist die zentrale Position optimal". Allerdings ist diese Position von Paolo Guerrero belegt und von Mladen Petric gefordert. "Ich mag die Konkurrenz", so Trochowski mutig. Dennoch zögert er in Sachen Vertragsverlängerung. Das Zeichen des Klubs, den 2011 auslaufenden Vertrag verlängern zu wollen, hat er registriert. "Aber es gibt noch zu viele Fragezeichen", spricht der Rechtsfuß die auslaufenden Verträge mit Leistungsträgern wie Ruud van Nistelrooy und Zé Roberto ebenso an wie seine eigene Situation: "Ich habe hier viel erlebt." Insbesondere das jahrelange Schwanken zwischen Stamm- und Ergänzungsspieler: "Und das habe ich mir gemerkt." Ob er für Verhandlungen bereit wäre? "Im Moment sicher nicht", so die klare Aussage. Trochowski will erst seinen Platz beim HSV finden - oder ihn woanders suchen, wie er andeutet: "Ich könnte mir auch vorstellen, noch mal ins Ausland zu wechseln."