Ein Kommentar von Peter Wenig

Die Sportjuristen beim DFB sind um ihren Job kaum zu beneiden. Woche für Woche müssen sie vor allem anhand von TV-Bildern entscheiden, wie hart Delikte zu ahnden sind. Bewerten müssen sie vor allem die Schwere des Fouls sowie die Spielsituation. Sehr oft geht es dabei um die knifflige Frage, ob der Spieler noch eine theoretische Chance hatte, den Ball zu erreichen. Im Fall Guerrero hat der DFB-Kontrollausschuss nun ein drakonisches Strafmaß beantragt. Und mit gutem Recht legt der HSV Widerspruch ein, weil vergleichbare Fälle milder geahndet worden seien.

Dies ändert indes nichts an dem grundsätzlichen Auftrag des DFB. Der Verband muss seine Spieler schützen. Vor unbelehrbaren Fans, die gezielt Feuerzeuge oder Bierbecher nach Spielern werfen. Und vor Profis, die mit rücksichtslosen Attacken eine schwere Verletzung eines Kollegen zumindest billigend in Kauf nehmen. Genau dies hat Paolo Guerrero mit seinem Tritt gegen Sven Ulreich getan.

Wenn sich in den nächsten Wochen auch nur ein Profi aus Sorge vor einer langen Sperre in einer vergleichbaren Situation zusammenreißt, hat sich der Abschreckungseffekt bereits ausgezahlt. Der Antrag des Kontrollausschusses ist zudem das richtige Signal in Teile der Fanszene, die zwischen Tätern und Opfern nicht differenzieren können. Die HSV-Anhänger, die am Sonnabend Treter Guerrero feierten und den verletzten Ulreich bepöbelten, sollten sich jedenfalls schämen. Und am besten wie Guerrero die nächsten Spiele vom Ort des Geschehens fernbleiben.