Gegen den VfB Stuttgart will der HSV am Sonnabend den dritten Saisonsieg im eigenen Stadion feiern. Westermanns Erfolgsformel: Geduld.

Hamburg. Er wusste es nicht mehr. Auf die Frage, wann er das letzte Mal nach einem Heimspiel richtig ausgelassen mit den Fans gefeiert habe, konnte sich Dennis Aogo auch nach einer längeren Denkpause an den 2:0-Sieg gegen Nürnberg vom 4. Dezember nicht erinnern. Stattdessen wich er aus: "Wir machen das lieber jetzt am Sonnabend. Nach dem Spiel gegen den VfB Stuttgart." Mit einem Sieg gegen die vom ehemaligen HSV-Trainer Bruno Labbadia betreuten Schwaben würde sich für den HSV ein Kreis schließen. Im Hinspiel am siebten Spieltag holte der HSV gegen den VfB den ersten Saisonsieg. Und am heutigen Sonnabend (15.30 Uhr, Imtech-Arena, Liveticker auf abendblatt.de) soll gegen denselben Gegner der zuletzt oft zitierte "Heimfluch" ad acta gelegt werden.

Erst zwei Heimsiege in bislang zwölf Heimspielen schaffte der HSV in dieser Saison - das ist Negativrekord. Seit der Gründung der Bundesliga wies der Klub erst einmal (2006/07) solch eine schwache Bilanz auf. Vier Heimsiege waren es damals am Ende, als Huub Stevens vor dem 20. Spieltag Thomas Doll als Trainer ersetzte.

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Unter dem Niederländer gelang der Durchmarsch vom 18. bis auf den siebten Tabellenplatz. Am 24. Spieltag wurde zudem Schalke mit 2:0 geschlagen. Ein gutes Omen für den diesjährigen 24. Spieltag? "Wir haben bislang zu Hause nicht überzeugen können - aber das werden wir noch. Am Saisonende steht eine positive Bilanz", verspricht HSV-Trainer Thorsten Fink, dem noch fünf Heimspiele (Stuttgart, Freiburg, Leverkusen, Hannover, Mainz) bleiben, um dem Negativrekord zu entgehen.

HSV-Kapitän Heiko Westermann setzt dabei auf die eigene Stärke - und die Fans im eigenen Stadion. "Wir sind individuell besser als Stuttgart. Wir müssen einfach mal in Führung gehen, dann haben wir unser Publikum auch wieder voll hinter uns." Wobei das trotz der bisher sehr mageren Heimausbeute überraschend beständig der Fall ist. "Die Fans haben uns von Anfang an den Rücken gestärkt und sind geduldig geblieben", lobt Westermann, der seinerseits hauptverantwortlich ist für das immer besser werdende Verhältnis von Mannschaft und Fans. Hintergrund: Als Mannschaftskapitän legt er besonderen Wert darauf, dass der Austausch mit den Fangruppen auch außerhalb des Stadions derart forciert wird, wie es noch nie beim HSV der Fall war.

Mit Erfolg. "Man merkt, dass sich etwas verändert hat. Es ist ein ganz anderer Austausch als in den vergangenen Jahren", lobt Johannes Liebnau, der Vorsänger der Fangruppe Chosen few. "Von Vereinsseite wird mehr getan, und das kommt bei den Fans sehr gut an. Das schafft Vertrauen und Verständnis. Alle wissen, dass von einem Heung Min Son noch nicht so konstante Leistungen zu erwarten sind wie von einem erfahrenen Weltklassespieler wie Zé Roberto in den Vorjahren. Es herrscht ein neues Miteinander, eine noch höhere Identifikation mit der Mannschaft." Die logische Folge, so Liebnau, sei, dass die Fans mehr Geduld aufbringen.

Allerdings könnte auch die irgendwann kippen. Das weiß Westermann, der sich und seine Kollegen vor dem Stuttgart-Spiel besonders in die Pflicht nimmt: "Wir merken, dass die Fans langsam ungeduldiger werden, wir sind es ja auch. Schon deshalb ist ein Heimsieg gegen den VfB für uns alle einfach zwingend nötig."

Klar ist, dass der HSV auf dem Weg dorthin seinem System treu bleiben wird. Trotz der in den vergangenen Heimspielen auffälligen Konteranfälligkeit setzt Fink auch gegen die Schwaben weiter auf die eigene Offensivstärke. Mit zwei Änderungen gegenüber dem 1:1 in Mönchengladbach: Der wieder genesene Mladen Petric rückt für Tolgay Arslan in den Angriff, während der offensiv ausgerichtete Ivo Ilicevic den defensiv stärkeren Jacopo Sala in der Startelf ersetzt. Was sich gegen Stuttgart taktisch ändert? Westermann: "Vieles bleibt. Wir werden weiter den Ballbesitz suchen, Pressing spielen. Aber wir werden besser gestaffelt stehen als beispielsweise gegen Bremen." Westermanns Formel zum Erfolg: "Wir müssen zu Hause genauso auftreten wie zuletzt auswärts: mit Geduld. Dann haben wir nach dem Spiel endlich mal was zu feiern."