Ein Kommentar von Kai Schiller

Wenn man als HSV-Anhänger mal für ein paar Sekunden die brisante Mitgliederversammlung am Sonntag außer Acht lässt, könnte man vor dem Start der Rückrunde schon wieder kolossal ins Träumen geraten. Die Mannschaft ist seit neun Bundesligaspielen ungeschlagen, hat mit Thorsten Fink einen Trainer, der eine klare Spielphilosophie vorgibt, und mit Sportchef Frank Arnesen einen absoluten Fachmann, der die Fäden im Hintergrund zieht. Trotz finanzieller Schwierigkeiten scheint rund um das Team endlich Professionalität und Ruhe einzukehren, die für eine erfolgreiche Zukunft unabdingbar sind.

Bevor die Euphorie unter den Fans aber zu groß wird, sollten sich alle Anhänger die Stimmungslage nach der Sommer-Vorbereitung in Erinnerung rufen. Auch damals war die Vorfreude auf die startende Bundesligasaison groß. Ex-Trainer Michael Oenning hatte aus dem zerstrittenen Haufen eine echte Einheit geformt, Stürmersternchen Heung Min Son traf in der Vorbereitung beinahe nach Belieben, und Arnesen kaufte nach und nach alle Talente bei Ex-Klub Chelsea auf. Die aufkommenden Träume konnten anschließend allerdings nicht im Geringsten erfüllt werden.

Deswegen sollten die Fans bereits vor dem Start der Rückrunde die Ziele realistisch betrachten. In dieser Saison ist aller Voraussicht nach nicht mehr als ein ordentlicher Mittelfeldplatz für die Mannschaft von Thorsten Fink drin. Wird das Team aber im Sommer punktuell mit einem, zwei oder sogar drei Neuzugängen verstärkt, könnten die Träume tatsächlich wahr werden.