Bielefeld. Diesen Sonnabend hatte sich Mike Lorenz ganz anders vorgestellt. Um sieben Uhr früh wurde der Fanbeauftragte des HSV aus Bielefeld angerufen. Als er zweieinhalb Stunden später dort eintraf, fand er im Polizeipräsidium 150 in Gewahrsam genommene Fußballfans vor, darunter 70 aus Hamburg.

Circa 30 Personen der (teilweise stark alkoholisierten) Gruppe hatten sich um sechs Uhr morgens im Bahnhof gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert, nachdem es laut Angaben der Beamten zu Sachbeschädigungen an einem Schnellrestaurant, einem Bäckereistand und dem Serviceschalter der Deutschen Bahn gekommen war. Signalfeuer und Kanonenschläge seien gezündet worden, Flaschen, Dosen und Stühle in Richtung der Polizisten geflogen.

Die Fußballanhänger gehörten zur "Nordallianz", einer Freundschaft zwischen den Fans in Hamburg, Bielefeld und Hannover. Auf der Durchreise zum Spiel in Mainz hatte man sich in Bielefeld verabredet und die Nacht zusammen durchgefeiert. Schon in Celle war am Abend bei einem Aufenthalt ein Kiosk geplündert worden.

Lorenz beorderte die Busse, die die Fans eigentlich aus Mainz zurück nach Hamburg bringen sollten, nach Bielefeld. Diese fuhren die Gruppe dann bis 19 Uhr zurück in die Hansestadt. Gegen die Rowdys wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Ausflug könnte kostspielig werden, da der Bahnhof 30 Minuten gesperrt werden musste und Züge ausfielen oder sich bis zu 70 Minuten verspäteten. "Ich bin tief enttäuscht und entsetzt", sagte HSV-Vorstand Oliver Scheel, der nach Übermittlung des Daten- und Videomaterials über Stadionverbote entscheiden wird.