Der 35-jährige Zé Roberto, der nun zehn Tage lang einen Gips tragen muss, zog sich die Verletzung bereits im Spiel gegen Hannover 96 zu.

Hamburg. Ein wenig geschockt war Luciana da Silva schon, als sie ihren Ehemann am Montagabend aus der Praxis von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt im Münchner Stadtzentrum abholte. José Roberto da Silva Júnior, besser bekannt als Zé Roberto, humpelte seiner Frau - der rechte Knöchel in Gips - mit langsamen Schritten entgegen. Eine Kernspintomographie beim Mannschaftsarzt des FC Bayern hatte einen Bänderanriss im rechten Sprunggelenk des HSV-Profis ergeben. Zé Roberto, der sich die Verletzung ausgerechnet bei seiner vergebenen Torchance in der zweiten Halbzeit am Sonntag im Spiel gegen Hannover 96 zugezogen hatte, fällt somit für mindestens zwei Wochen aus. "In den kommenden zehn Tagen wird Zé einen Gips zur Ruhestellung des Fußes tragen", erklärte HSV-Mannschaftsarzt Dr. Oliver Dierk, der sich umgehend mit Müller-Wohlfahrt in Verbindung setzte.

Auch ohne den Anblick des eingegipsten Südamerikaners dürfte Bruno Labbadia auf die Nachricht ähnlich geschockt wie Zé Robertos bessere Hälfte Luciana reagiert haben. Nach den langfristigen Ausfällen der Stürmer Paolo Guerrero und Mladen Petric (siehe Infokasten) muss der Hamburger Trainer im nächsten Heimspiel gegen den VfL Bochum (22.11.) nun auch das defensive Mittelfeld umbauen. Mit Dennis Aogo, Robert Tesche, Mickael Tavares, Tomas Rincon und Guy Demel bewerben sich gleich fünf Kandidaten um den vakanten Posten neben David Jarolim im zentralen Mittelfeld. Während Tesche und Tavares zuletzt keine große Rolle in Labbadias Überlegungen gespielt hatten, Demel und auch Rincon vorzugsweise auf der rechten Abwehrseite eingesetzt wurden, dürfte Linksfuß Aogo die Nase vorn haben dürfte. "Dennis hat bereits in der vergangenen Saison vereinzelnd auf der Sechs gespielt. Er hat sich in diesem Jahr toll weiter entwickelt", lobt Jarolim, um gleichzeitig zu betonen, dass er auch dem übrigen Quartett die Rolle zutraut: "Niemand kann Zé Roberto ersetzen, aber wie im Fall von Petric und Guerrero müssen wir den Ausfall als Team kompensieren."

Bis zum Wochenende will Zé Roberto, der noch immer ein Haus in München hat, zunächst in seiner früheren Wahlheimat bleiben. "Ich bin sehr traurig, dass ich jetzt ausfallen werde. Aber ich kann derzeit nichts anderes tun, als dem Fuß die nötige Ruhe zu geben", sagt der 35-Jährige, der in seiner Karriere bislang von schweren Verletzungen verschont blieb. Um den bestmöglichen Heilungsverlauf zu gewährleisten, soll HSV-Physiotherapeut Uwe Eplinius am Donnerstag zu Zé Roberto nach München fliegen und die anstehenden Rehamaßnahmen besprechen. "Ich werde alles tun, damit der Fuß so schnell wie möglich heilt" sagt der Hamburger Pechvogel, der im besten Fall zum Auswärtsspiel in Mainz am 28. November zurück in den Kader rückt.

Bereits nach dem Spiel in Hannover hatte Labbadia erstmals öffentlich die Personalmisere angesprochen - ohne zu dem Zeitpunkt die genaue Diagnose Zé Robertos zu kennen. Während der HSV-Trainer zuvor stets betont hatte, die zahlreichen Verletzungen nicht als Ausrede gelten zu lassen, scheinen die zuletzt ausbleibenden Siege Labbadia auch emotional getroffen zu haben. Dem 43-Jährigen blieb nicht verborgen, dass sein Team seit Petric' schweren Knöchelverletzung aus dem Spiel gegen Hertha vor fünf Wochen in der Bundesliga nicht mehr gewinnen konnte. Lediglich drei Punkte erkämpfte sich der HSV aus den vier Spielen gegen Leverkusen (0:0), Schalke (3:3), Gladbach (2:3) und Hannover (2:2). Jarolim - der mit einem Schmunzeln anmerkt, dass er im Gegensatz zu Zé Roberto in der vergangenen Saison mit einem Bänderriss weitergespielt hatte - ist trotz der Verletzung seines Mittelfeldpartners optimistisch, dass die Trendwende bald erfolgt. "Man kann eigentlich gar nicht so viel Pech haben wie wir. Aber wir lassen uns nicht aus dem Konzept bringen, das werden die Fans schon gegen Bochum sehen", sagt der Tscheche, der beweist, dass es weder auf Bänder noch auf Sehnen oder Knochen ankommt, sondern nur auf eins: auf das Herz.

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