Nationalspieler Piotr Trochowski schweigt zu den Angriffen des Bayern-Managers Uli Hoeneß, der wieder Ärger mit Stürmer Luca Toni hat.

Hamburg. Piotr Trochowski hatte es nach dem Vormittagstraining eilig. Der 25-Jährige trabte vom Trainingsplatz zurück in die Kabine, lächelte und schwieg. Reden wollte der Hamburger am Freitagmittag nicht - nicht über sich, nicht über Uli Hoeneß und schon gar nicht über dessen mediale Ohrfeige, die beinahe einem verbalen Faustschlag glich. "Piotr Trochowski kann normalerweise keine zwei Sätze geradeaus sprechen, und jetzt spricht er über Fußballpolitik!" hatte Hoeneß den Hamburger in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" abgewatscht (Abendblatt berichtete) - auf dessen Konter muss der Bayern-Manager allerdings vorerst warten. "Ich gebe erst nach dem Länderspiel am kommenden Mittwoch wieder Interviews", sagte Trochowski, lächelte erneut und verschwand schließlich in der Kabine.

Deutlich gemütlicher, dafür aber ohne ein Lächeln machte sich nur wenige Minuten später auch Bernd Hoffmann auf den Weg in den Kabinentrakt. Anders als Trochowski wollte der HSV-Chef keinen Hehl aus seiner Empörung über das "Zeit"-Interview machen. "Ich empfinde das als respektlos. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis", sagte Hoffmann, der am Vorabend zum Telefonhörer gegriffen hatte, um sich mit dem Bayern-Manager direkt auszutauschen: "Ich habe ihn gefragt, ob er das wirklich gesagt und so gemeint hat. Leider antwortete er, dass er es so gesagt und so gemeint hat." Eine Antwort, mit der Hoffmann nur bedingt leben konnte: "Ich glaube, da versucht der Manager des FC Bayern von seinen eigenen Baustellen abzulenken." Und offene Baustellen scheint Uli Hoeneß derzeit jede Menge zu haben.

Neben Trochowski bekamen vor allem auch Philipp Lahm ("lächerlich", "dummes Zeug"), dessen viel diskutiertes Interview in der "Süddeutschen Zeitung" vor einer Woche Hoeneß' Rundumschlag wohl erst in Gang gesetzt hatte, Münchens Torhüter Michael Rensing ("was für einen Schmarrn er erzählt"), ihr Berater Roman Grill ("beschämend") und mit dem FC Barcelona ("400 Millionen Euro Schulden"), Arsenal London ("Arsène Wenger hat noch nie einen internationalen Titel gewonnen") und Manchester United ("700 Millionen Euro Schulden") die Crème de la Crème des europäischen Vereinsfußballs ihr Fett weg. Möglich, dass Hoeneß auch über die neuerliche Kritik von Stürmer Luca Toni an Trainer Louis van Gaal erzürnt war. Der Italiener hatte auf seiner Homepage geschrieben, seine Flucht aus dem Stadion beim Bundesligaspiel gegen Schalke 04 (1:1) am vergangenen Sonnabend, bei dem er zur Halbzeit ausgewechselt worden war, sei das Resultat der "Zermürbung von vier Monaten voller Entbehrungen und Unverständnis mit dem aktuellen Trainer."

Hoffmann nahm Trochowski, der am Freitag erstmals nach dem Freitod Robert Enkes wieder am Training teilnahm, in Schutz: "Piotr ist ein ernsthafter und junger Mann, der sich viele Gedanken macht - deutlich mehr als das in dieser Branche üblich ist." Trainer Bruno Labbadia hatte das Hoeneß-Interview bis gestern Mittag noch gar nicht gelesen, verteidigte aber ebenfalls seinen Nationalspieler: "Wir sehen es natürlich anders als Herr Hoeneß. Er hat derzeit offenbar viel Druck." Der Bayern-Manager war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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