Die knapp 20 Fans, die trotz klirrender Kälte vor der Buseinfahrt der Nordbank-Arena auf ihre Lieblinge warteten, mussten gestern Geduld beweisen. Erst nach einer Stunde ging die Kabinentür auf und die Profis trabten ins Freie.

Hamburg. Zuvor hatte Trainer Bruno Labbadia seine Spieler zur schonungslosen Fehleranalyse per Videostudium gebeten. "Ich habe die Fehler klar angesprochen. Wir hatten leider nur die Offensive im Kopf, haben die letzte Bereitschaft in der Defensive aber vermissen lassen", sagte Labbadia.

Tatsächlich fällt auf, dass die zu Saisonanfang so gut strukturierte Abwehr in den letzen zwei Spielen ihre gewohnte Souveränität vermissen ließ. Gleich sechsmal musste Torhüter Frank Rost gegen Schalke (3:3) und Gladbach (2:3) hinter sich greifen, nachdem er in den drei Bundesligaspielen zuvor lediglich einen Treffer (beim 3:1-Sieg in Berlin) hatte hinnehmen müssen. "Wir müssen ganz schnell unser Defensivspiel verbessern. Wir waren überhaupt nicht mehr aggressiv an den Gegenspielern dran", sagte Kapitän David Jarolim. Innenverteidiger Joris Mathijsen, der während des Spiels lautstark versucht hatte, seine Mitspieler wachzurütteln, empfand die Leistung in der Abwehr sogar als "tragisch": "Wenn wir so spielen wie heute, kann jedes Team gegen uns Tore schießen."

Mit 25 Treffern hat der HSV zwar immer noch die beste Offensive der Liga, mit 14 Gegentoren aber gleichzeitig die schwächste Defensive der sechs Topmannschaften Leverkusen (acht Gegentore), Bremen (neun), Schalke (elf) Hoffenheim (neun) und Bayern (neun). "In der Defensivarbeit ist nicht nur unsere Viererkette, sondern die ganze Mannschaft gefragt", sagte Labbadia, dem besonders das mangelhafte Abwehrverhalten vor Gladbachs Treffern missfiel. Vor dem ersten Gegentor ließ Dennis Aogo Marco Reus laufen, Mathijsen kam anschließend zu spät. Beim Treffer zum 2:2 störte kein Hamburger Gladbachs Arango nach einer kurz ausgeführten Ecke, bevor Dante im HSV-Strafraum frei zum Kopfball kam. Und vor dem Treffer Rob Friends zum 2:3 machten weder Mathijsen noch Rost eine gute Figur. "Alle Tore waren selbstverschuldet. Wir müssen cleverer werden", forderte Jarolim.

Um die Negativerlebnisse möglichst schnell aufzuarbeiten, hatte Labbadia den trainingsfreien Sonntag gestrichen. "Ich wollte diese Dinge schnell abarbeiten. Montag beginnen dann unsere Vorbereitungen für das Spiel gegen Celtic Glasgow", erklärte der Trainer seine Maßnahme. Und statt 20 Fans erwartet der HSV am Donnerstag wieder bis zu 52 000 erwartungsfrohe Anhänger.