Differenzen zwischen Vorstand und dem Torwart heizen Spekulationen an. Aber: Rost hat einen Anschluss-Kontrakt im Management.

Hamburg. Er lässt lieber Taten sprechen. "Das habe ich nie anders gehandhabt", sagt Frank Rost, der wie in der vergangenen Serie auch diese Saison wieder zu den absoluten Leistungsträgern zählt. Auch beim spektakulären 3:3 in Gelsenkirchen überragte der 36-Jährige. Mit 76,6 Prozent abgewehrter Torschüsse ist er in dieser Saison sogar stärker als Leverkusens Nationaltorwart René Adler (64,7 Prozent) An ein Karriereende verschwendet er keinen Gedanken: "Ich will nächstes Jahr weiter Fußball spielen, ganz klar." In Hamburg beim HSV? "Ja, das habe ich immer gesagt, und dazu stehe ich."

Allerdings: Im Sommer 2010 läuft sein Vertrag aus. Und noch ist nicht gesichert, ob sein Kontrakt wirklich verlängert wird. Denn außerhalb des Platzes hat sich Frank Rost mit seiner direkten Art nicht nur Freunde gemacht. Wiederholt attackierte er öffentlich die vermeintliche Söldner-Mentalität mancher Profis, sprach von mangelnder Identifikation mit dem Verein.

Sein Verhältnis zum HSV-Vorstand hatte vor allem durch ein Abendblatt-Interview zwischenzeitlich sehr gelitten. Dort hatte sich Rost klar gegen eine Verpflichtung von Roman Grill, dem erklärten Wunschkandidaten der Vereinsführung für die vakante Position des Sportchefs, ausgesprochen. Seine Begründung: Die Verpflichtung eines Spielerberaters würde automatisch zu Interessenskonflikten führen. Der Vorstand reagierte entsprechend verschnupft - und bestellte den Torwart zum Rapport ein. Intern hieß es damals beim HSV, Rost wolle sich auf diesem Weg selbst für den Job des Sportchefs bewerben.

Seit mehreren Wochen kursieren daher Spekulationen in der Branche, der HSV wäre an einer Verpflichtung von Robert Enke interessiert. Schließlich läuft dessen Kontrakt bei Hannover 96 aus - für den Nationaltorwart wäre also im Sommer keine Ablöse fällig. Genährt werden die Gerüchte durch das sehr gute Verhältnis des Vorstands zu Enke-Berater Jörg Neblung, der beim HSV auch Bastian Reinhardt vertritt. Zudem gilt es als wahrscheinlich, dass Enke auf der Zielgeraden seiner Karriere noch einmal zu einem Spitzenklub wechseln möchte. Und Enke wäre mit 32 Jahren für den HSV eher als Rost eine Option für die Zukunft.

Der HSV dementiert allerdings energisch, dass es bereits Verhandlungen mit Enke gegeben habe. "Ich habe das letzte Mal mit Herrn Neblung gesprochen, als wir uns über einen Vertrag von Bastian nach dessen Fußbruch unterhielten", bezieht Vorstandsboss Bernd Hoffmann klar Stellung, "ich habe definitiv nicht mit Herrn Neblung über Robert Enke gesprochen." Neblung selbst lehnte auf Abendblatt-Anfrage verständlicherweise jeden Kommentar zu möglichen Verhandlungen ab.

Im Poker um seine Zukunft kann sich Rost auf den wohl wichtigsten Entscheider verlassen: Bruno Labbadia. Der Trainer lobte auch gestern wieder ausdrücklich seinen Torwart: "Frank ist ein Spielertyp, den ich gern in der Mannschaft habe. Ich stehe in ständigem Austausch mit ihm und glaube, dass wir dort schon in den nächsten Wochen eine Entscheidung finden können." Auch Mittelfeldspieler Zé Roberto plädiert für eine Vertragsverlängerung.

Daher deutet vieles auf einen Verbleib von Rost hin - auch wenn Hoffmann sich sehr zurückhaltend gibt: "Ich äußere mich nicht zu laufenden Gesprächen." Eine Rolle dürfte bei den Verhandlungen auch eine Klausel spielen, die sich Rost bei seiner letzten Vertragsverlängerung garantieren ließ. Nach Abendblatt-Informationen ließ sich der Torhüter dabei zusichern, dass er nach seiner Karriere noch für zwei Jahre im Management beschäftigt wird. Allerdings verschwendet Rost daran noch keinen Gedanken: "Ich fühle mich fit - also geht es geht weiter. Und das am liebsten in Hamburg." Wie sehr er an der Hansestadt inzwischen hängt, zeigt auch eine private Entscheidung. Erst im Sommer hat er sein Haus in Nienstedten bezogen - als Eigentum.

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