1996 siegte der HSV im letzten Duell bei Celtic. Damals traf Karsten Bäron. Jetzt steht der Sportinvalide im Rechtsstreit mit dem Klub.

Hamburg. Harte Wochen lagen hinter ihm. "Wir hatten 3:0 und 4:0 in der Bundesliga verloren - und wie dann ein Trainer wie Felix Magath reagiert, kann sich wahrscheinlich jeder denken", erinnert sich Karsten Bäron noch genau an die intensiven Trainingseinheiten vor dem 10. September 1996 - dem bislang letzten HSV-Spiel bei Celtic Glasgow vor dem nächsten Aufeinandertreffen (Do., 21.05 Uhr, Sky und SAT.1 live). Nach einer Flanke von Bernd Hollerbach war es damals der heutige Sportinvalide, der in der ersten Runde des Uefa-Cups in Glasgow bereits nach drei Minuten zum 1:0 traf. "Ich erinnere mich noch an das vielleicht lauteste Stadion, in dem ich je gespielt habe. Es waren rund 2000 der 45 000 Zuschauer aus Hamburg angereist. Ein tolles Bild." Am Ende stand es 2:0 -der ehemalige HSV-Co-Trainer Markus Schupp traf unmittelbar nach seiner Einwechslung (71.).

Bäron brachte es in seiner früh beendeten Karriere auf gerade fünf internationale Einsätze. Seither - genauer: seit 1997 - kämpft der einstige HSV-Star an allen Fronten um sein Recht. Einerseits bei der Berufsgenossenschaft, die seinen Knieschaden nicht als Folge des Fußballprofitums akzeptieren und demnach nicht bezahlen will. Andererseits, und das macht den 1,97 Meter großen ehemaligen Angreifer traurig, gegen seinen Klub. Als Trainer hatte Bäron zuerst die U 19 (2003 bis 2005) und ab Januar 2006 die U 23 trainiert, ehe er am 18. Dezember 2008 von der Vereinsspitze von seinem Amt freigestellt wurde. "Ich hoffe, dass sich die Angelegenheit bald geklärt hat", sagt Bäron, der schon lange seine Rechtsschutzversicherung und nicht mehr seine einstigen HSV-Treffer als größte Errungenschaft der Vorzeit betrachtet. Denn zu dem inzwischen zwölf Jahre andauernden Rechtsstreit mit der BG gesellt sich jetzt auch der Arbeitsrechtsstreit mit dem HSV. Gerichtsverfahren ohne Ende. Ob er mehr von "seinem" Klub erwartet hätte? "Ich bin jetzt 17 Jahre beim HSV - und der Verein wird immer mein Verein sein. Das ist unantastbar. Einzig die handelnden Personen wechseln und prägen mal ein mehr und mal ein weniger gutes Bild des Vereins."

Im Moment ist es die weniger schöne Seite, die der vereinslose Ex-Profi kennenlernt. Seit Monaten arbeitslos, tingelt der 36-Jährige durch die Stadien Norddeutschlands. Immer wieder gab es lose Traineranfragen, aber die weiter strittige Vertragssituation ließ bislang kein neues Engagement zu. "Die Situation ist unbefriedigend", klagt Bäron, "ich will unbedingt weiter als Trainer arbeiten." Selbst ein Umzug käme für den Vater zweier talentierter Turnerinnen in Betracht. "Meine ältere Tochter turnt in einer Sportschule in Potsdam. Ich könnte mir vorstellen, in der Gegend zu arbeiten."



Zumal Bäron in Hamburg nicht mehr viel hält. Die Mannschaft kennt er persönlich nicht, mit dem Vorstand vereint ihn nur ein arbeitsrechtliches Gerichtsverfahren. Vom Helden von Schottland zur Persona non grata - der einstige Star ist beim HSV nicht mehr gern gesehen. "Ich hätte das hier gern anders gehabt", so Bäron, "aber Dankbarkeit gibt es hier nicht mehr, auch wenn ein großer Verein im Süden und ein großer Konkurrent im Norden beweisen, wie es anders geht. Das ist die traurige Realität."


Und der Grund, weshalb Bäron zu gern in Erinnerungen schwelgt. "Es ist schön, sich an die tollen Erlebnisse zu erinnern. Insbesondere an das Spiel in Glasgow." Und das wird morgen, auch für Bäron als TV-Zuschauer, noch mal gegenwärtig. Egal, wie hart die letzten Wochen, Monate und Jahre waren und sicher auch noch werden - für die 90 Minuten ist er wieder HSV-Fan.

Nutzen Sie unseren HSV SMS Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um die Rothosen.