Den trainingsfreien Sonntag nach seinem Bundesligadebüt konnte Tolgay Arslan nur bedingt genießen. Den 19-jährigen Nachwuchsstürmer, der am Vortag ausgerechnet im Topspiel gegen Bayer Leverkusen erstmals zum Einsatz kam, plagten noch immer starke Schmerzen im rechten Knie.

Hamburg. Passiert war es in einem eher unbedeutenden Zweikampf nach gut einer halben Stunde, als Arslan plötzlich einen stechenden Schmerz im Knie spürte. Ein paar Minuten biss sich der junge Deutsch-Türke, der sich im Sommer für die türkische und gegen die deutsche U-19-Nationalmannschaft entschieden hatte, noch durch, dann konnte er nicht mehr. "Ich hatte mich sehr über meine Nominierung gefreut, war dann natürlich umso mehr traurig, als ich schon so schnell wieder raus musste", sagte Hamburgs Debütant, "hoffentlich ist es nichts Schlimmes."

Erst im Laufe des heutigen Tages wird der frühere Dortmunder Jugendspieler erfahren, wie schlimm genau seine Verletzung ist. In einer Kernspin-Untersuchung soll überprüft werden, ob sich Arslan lediglich eine Prellung oder doch eine Bandverletzung zugezogen hat. "Es sah nicht gut aus", rechnete der leidgeprüfte HSV-Trainer Bruno Labbadia mit dem Schlimmsten, hoffte aber gleichzeitig, eines Besseren belehrt zu werden: "Es wäre schön, wenn wir diesmal das Glück haben, das wir in den vergangenen Wochen nie hatten."

Nutznießer von Arslans Pech war ausgerechnet dessen gleichaltriger Kumpel Tunay Torun, den die meisten Zuschauer ohnehin von Anfang an erwartet hatten. Der gebürtige Hamburger wurde für seinen verletzten Freund eingewechselt und spielte ähnlich forsch und unbekümmert wie sein trauriger Vorgänger. "Ich freue mich über jeden Einsatz. Diesmal hat Tolgay seine Chance von Anfang an bekommen, beim nächsten Mal bin ich vielleicht wieder dran", sagte Torun nach dem Schlusspfiff.

Labbadia wird Toruns Demut genauso wie seinen ordentlichen Auftritt nach seiner Einwechslung registriert haben. Seine Entscheidung, gegen Leverkusen erstmals von Anfang an auf Arslan zu setzten, bereute der Hamburger trotzdem nicht: "Tolgay hat einen guten Eindruck im Training in den vergangenen 14 Tagen hinterlassen. Er arbeitet unheimlich viel an sich, will sich seit seinem ersten Tag hier bei den Profis verbessern. Schade, dass er es gegen Bayer nicht lange zeigen konnte."

Selbst wenn sich bei der heutigen Untersuchung eine schlimmere Verletzung Arslans ergeben sollte, wollen Labbadia und Klubboss Bernd Hoffmann an ihrer Entscheidung, keinen arbeitslosen Stürmer für die unterbesetzte Offensive zu verpflichten, festhalten. "Unsere Verletzungsserie ist eine Anhäufung von Pech, die kaum noch in Worte zu fassen ist. Wir müssen die Situation annehmen, wie sie ist. Wir können nicht nachladen", erteilte Hoffmann Forderungen, doch noch kurzfristig einen Stürmer zu verpflichten, eine klare Absage.

Ein Beschluss, der auch von den Führungsspielern unterstützt wird. "Arslan ist ein talentierter Spieler, der seine Qualitäten hat. Er braucht nur ein bisschen Zeit", lobte Altmeister Zé Roberto, der stolze 16 Jahre älter als sein Mannschaftskollege ist. Im Winter sollte der Verein nach Meinung des Brasilianers dann allerdings personell nachlegen: "Zwei sehr gute Stürmer sind ausgefallen. Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, müssen diese ersetzt werden."

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