Zé Roberto und David Jarolim - das bundesweit wohl stärkste Mittelfeldduo ist das beste Beispiel für die neue Hamburger Stärke.

Hamburg. Es genügt ein Nicken. Immer wieder. Die anerkennende Geste für eine gelungene Aktion ist die am häufigsten praktizierte Verständigung zwischen den beiden derzeit wohl prägendsten HSV-Akteuren: Zé Roberto und David Jarolim.

"Unsere Erfolge resultieren zu einem gewissen Teil auch aus ihrem Zusammenspiel", untertreibt Trainer Bruno Labbadia, der auch heute gegen Tel Aviv (21.05 Uhr, Nordbank-Arena, live bei Sky, Tickets an der Abendkasse erhältlich) wieder auf sein kongeniales Gespann im zentralen Mittelfeld setzt. Hier der Ball-Zauberer Zé Roberto, dort der technisch versierte Fußball-Arbeiter Jarolim.

Da wird selbst ein ehemaliger HSV-Mittelfeldspieler wie Nigel de Jong, inzwischen bei Manchester City, neidisch. Der Holländer, der von Januar 2006 bis Januar 2009 neben Jarolim spielte und gestern wegen seiner Autofirma in Hamburg weilte, sagt: "Ich hatte hier schöne Jahre, aber mit einem so tollen Spieler wie Zé zusammenzuspielen, davon träumt jeder."

Jarolim erlebt diesen Traum. Denn er profitiert derzeit wohl am meisten von der Spielstärke Zé Robertos. "Es macht riesigen Spaß", so der Tscheche, "ich kann mich voll auf ihn verlassen. Durch ihn können wir noch offensiver spielen, weil er für einen defensiven Mittelfeldspieler extrem kreativ spielt. Egal wo man den Ball hat, Zé ist eigentlich immer anspielbar." Für den Kapitän steht fest: "Zé ist auf dem Platz für jeden seiner Mitspieler in fast jeder Situation eine Lösung. Das gibt allen Sicherheit."

Insbesondere dem eigenen Offensivspiel. Wie von Labbadia gefordert, agiert der HSV trotz des Ausfalles von Paolo Guerrero (Kreuzbandriss) offensiver denn je. "Wir haben ein technisch extrem versiertes Mittelfeld", lobt Mladen Petric, "insbesondere durch Zé und Eljero Elia haben wir Ballsicherheit gewonnen - das spüre ich als Stürmer stark."

Bedenken, dass mit Jarolim und Zé Roberto die spielerische Komponente zwar gestärkt, die Zweikampfstärke im Mittelfeld jedoch vernachlässigt werden könnte, erstickt die Statistik: Zé Roberto gewann bislang im Schnitt 55 Prozent, Partner Jarolim 54 Prozent der Zweikämpfe in der Bundesliga. Zwei ungewöhnliche Werte, liegt der Liga-Durchschnitt für einen Mittelfeldspieler doch bei 50 bis 52 Prozent.

Die Harmonie des Duos beweist, dass sich Gegensätze mitunter doch anziehen. Während sich Kapitän Jarolim auch in schwierigen Situationen immer den Medien stellt, meidet der introvertierte Zé Roberto öffentliche Auftritte.

Zeigen will er sich nur auf dem Platz.

Wie hoch der Brasilianer selbst seine Leistung einschätzt, zeigt sein Wunsch auf ein Comeback im Nationalteam. Mit jetzt 35 Jahren sieht er sich in der Lage, für eine der besten Nationalmannschaften der Welt bei der WM 2010 in Südafrika zu spielen: "Ich dachte, ich könne nur Bundesliga oder Nationalmannschaft spielen. Aber ich habe mich getäuscht. Ich bin fit genug, beides zu schaffen."

Dies wird wohl ein Traum bleiben. Jorginho, Ex-Bayern-Profi und heutiger Co-Trainer der Seleção, via "Sport Bild": "Zé ist ein super Spieler. Aber er hat keine Chance mehr. Die hatte er 2007, als er für Brasilien bei der Copa América spielen sollte. Er wollte nicht, deshalb ist es vorbei."

Nur gut, dass Zé Roberto nach dieser Enttäuschung beim HSV schnell Ablenkung finden dürfte. Der Meistertitel soll es werden. Und das Finale der Europa League am 12. Mai 2010 in Hamburg. Schon heute gegen Tel Aviv gilt es, Wiedergutmachung für das 0:3 bei Rapid Wien zu betreiben. Da wird Zé Roberto dann doch energisch: "Es gibt keine Ausrede, ein Sieg muss her. Wir brauchen vor allem einen Zusammenhalt wie gegen Bayern. Wenn jeder für den anderen da ist, gewinnen wir." Wohl wissend, dass er seinen Appell im Duo mit Jarolim in Perfektion vorlebt.

HSV: Rost - Boateng, Rozehnal, Mathijsen, Aogo - Trochowski, Jarolim, Zé Roberto, Elia - Berg, Petric.

Tel Aviv: Enyeama - Bondarv, Badir, da Silva, Ben Dayan - Natcho, Yadin, Mentasheshvili - Vermouth, Vucicevic - Yeboah.

Schiedsrichter: Istvan Vad (Ungarn)