Nur Zé Roberto trifft in Frankfurt - Trainer Bruno Labbadia spricht sich dennoch gegen den Notkauf eines weiteren Angreifers aus.

Frankfurt. Die Pressekonferenz war längst vorbei, da stand Bruno Labbadia noch immer in den Katakomben der Commerzbank-Arena und versuchte den Medienvertretern sein Sturm-Dilemma aufzuzeigen. Der HSV-Trainer wischte sich den Schweiß von der Stirn, schaute in die Runde und zuckte mit den Achseln. "Wir könnten momentan leider nur einen arbeitslosen Angreifer verpflichten, der möglicherweise seit vier Monaten nicht mehr mit einer Mannschaft trainiert hat. Bringt uns das wirklich weiter?" fragte der frühere Toptorjäger seinerseits die Journalisten, die sich nach dem offensivarmen 1:1-Remis des HSV in Frankfurt erkundigt hatten, ob nun doch noch ein weiterer Stürmer verpflichtet werden soll. Die Antwort, verpackt in einer Frage, dürfte damit eindeutig sein: Nein!

Hamburgs Gipfelsturm Richtung Meisterschaft muss bis zur Winterpause, wenn der Transfermarkt öffnet, also vorerst ohne zusätzliche Angreifer weitergehen. Dabei wurde in Frankfurt einmal mehr deutlich, wie schwer sich der Immer-noch-Tabellenführer (Verfolger Leverkusen kam gegen Werder Bremen nur zu einem torlosen Unentschieden) nach der schweren Verletzung von Stürmerstar Paolo Guerrero in der Offensive tut. "Wir müssen Paolo ersetzen, dabei ist Paolo nicht zu ersetzen", konstatierte Labbadia. Und während Mladen Petric bemüht war, seinen am Knie verletzten Sturmpartner auf dem Spielfeld vergessen zu machen, scheint der 23-jährige Neuzugang Marcus Berg mit dieser Herkulesaufgabe derzeit überfordert zu sein (siehe Bericht unten). Ob aber Mittelfeldflitzer Jonathan Pitroipa, der für den erneut harmlosen Berg in der zweiten Halbzeit stürmen durfte, weitere Einsatzchancen neben Petric bekommen wird, dürfte nach der Partie in Frankfurt zumindest fraglich sein. "Jonathan ist kein klassischer Torjäger, aber wir arbeiten daran", kommentierte Labbadia den Einsatz des Afrikaners, der eine Großchance kurz nach Pause ähnlich kläglich vergab wie Berg seine Möglichkeiten drei Tage zuvor in Wien. "Wenn der Ball nicht reingeht, dann geht er halt nicht rein", brachte Petric die ganze Problematik treffend auf den Punkt.

Doch gerade der miserable Auftritt des HSV gegen Rapid in der Europa League schien Labbadia in seinem Glauben zu bestärken, dass seine Mannschaft den aktuellen Sturmsorgen gewachsen ist. Schließlich habe sich sein Team in Frankfurt deutlich stärker präsentiert als bei der beinahe historischen Pleite in Wien und so gezeigt, dass der Auftritt in Österreich eine Ausnahme war und man zu Recht ganz oben in der Bundesliga stehe. Der Gipfelsturm geht also weiter. Und tatsächlich dominierte der HSV die immer noch ungeschlagene Eintracht über große Teile des Spiels nach Belieben. "Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Aber ich hatte mir gewünscht, dass meine Mannschaft länger das Spielniveau des HSV gehalten hätte. Das gelang leider nicht", zollte auch Eintracht-Trainer Michael Skibbe dem HSV Respekt.


Ob Skibbe und Labbadia mit ihren Einschätzungen tatsächlich Recht haben, werden die Hamburger bereits am kommenden Wochenende unter Beweis stellen müssen. Schließlich gastiert nach dem DFB-Pokal-Auftritt beim Drittligisten VfL Osnabrück (Mi., 20.30 Uhr/live auf Sky) Bayern München in der HSH-Nordbank-Arena (Sa., 18.30 Uhr/live auf Sky). Bis dahin will Labbadia sogar die Möglichkeit eines Systemwechsels in Betracht ziehen, um sich seiner Sturmsorgen gewissermaßen durch die Hintertür zu entledigen. So könnte sich der Coach durchaus vorstellen, im Gegensatz zu dem bislang praktizierten und bewährten 4-4-2-System (mit zwei nominellen Angreifern) dann mit einer 4-3-3-Taktik und somit mit nur einer echten Sturmspitze (Petric) und zwei Außenstürmern (Elia und Pitroipa oder Castelen) zu agieren. Allerdings gab Labbadia gleichzeitig zu Bedenken, dass ein Systemwechsel immer auch Zeit brauche. Zeit, die er und der HSV nicht haben. "Wir haben nicht die Möglichkeit, etwas nachhaltig einzustudieren", sagte Labbadia, ohne dabei zu jammern. Warum auch? Der Gipfelsturm geht weiter.

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