Vier junge Spieler, ein Problem: Sie sind stark, aber für den Hamburger SV noch nicht stark genug. Deshalb wurden sie ausgeliehen.

Hamburg. Als die Gelegenheit günstig war, bat Bruno Labbadia Nürnbergs Michael Oenning zum kurzen Plausch. Hamburgs und Nürnbergs Trainer kennen sich schon lange, doch bei der "Nacht der Legenden" am vergangenen Wochenende wollte Labbadia nicht über die "guten alten Zeiten", sondern vielmehr über die unmittelbare Zukunft sprechen - über Maxim Choupo-Motings Zukunft. Das Sturmtalent wurde gerade erst für eine Saison zum "Club" ausgeliehen, soll dort nun zum Bundesligaprofi reifen. Der Youngster ist einer von vier HSV-Profis, die gegangen sind, um möglichst bald zurückzukommen. Das Abendblatt gibt einen Überblick:

Maxim Choupo-Moting: Flucht vor Marcus Berg

Am Ende war es eine Trennung im Streit. "Jetzt wird Maxim zeigen, dass er besser ist als Marcus Berg", sagt Vater und Berater Just Moting über seinen Sohn. Maxim (20) sei das Opfer falscher Vereinspolitik. "Hätte er nach dem Düsseldorf-Spiel noch ein Spiel mehr gemacht, wäre er vertraglich eine Gehaltsstufe gestiegen - aber der HSV-Vorstand und der Trainer wollten nur ihre Millionenausgaben für Berg rechtfertigen. Da wäre es fatal für beide, wenn Maxim plötzlich der bessere Angreifer gewesen wäre." Zumal es den HSV monatlich 10 000 Euro mehr gekostet hätte. "Deshalb sind wir froh, dass Maxim sich in Nürnberg beweisen kann", sagt Vater Moting, "und das wird er schaffen."

Macauley Chrisantus: Enttäuscht von Jol

Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne zu gehen. Das dachte sich Macauley Chrisantus (19), als er sich im Sommer entschloss, dem HSV den Rücken zu kehren, um endlich beim HSV eine Chance zu bekommen. "Ich hatte mich für Hamburg entschieden, weil ich dachte, sie würden mir eine Chance geben zu spielen. Dass ich es nicht geschafft habe, lag an Martin Jol. Er ist nicht der Typ, der junge Talente fördert", sagt Chrisantus, der vor gut einem Jahr noch als Jahrhunderttalent für eine Million Euro zum HSV gekommen war, etwas verbittert, wenn man ihn auf seinen Wechsel zum Karlsruher SC anspricht. In Liga zwei, wo Chrisantus für ein Jahr auf Leihbasis Spielpraxis sammeln soll, will der Afrikaner einen Neustart wagen - und vor allem eine Chance bekommen.

Sidney Sam: Durchbruch geschafft

Was macht man am Tag, nachdem man in der deutschen U-21-Nationalelf sein Debüt gefeiert hat? Zum Friseur gehen! So machte es zumindest Sidney Sam, der gestern sein eher kurzes Haupthaar in Ordnung bringen ließ. Mehr als nur in Ordnung ist, wie sich der talentierte Stürmer in den vergangenen Monaten in Kaiserslautern entwickelt hat. Nach einem durchwachsenen Start in der letzten Saison dribbelte sich der 1,75 Meter kleine Wirbelwind mittlerweile in Lauterns Startelf und schaffte sogar den Sprung in die deutsche U 21. "Ich fühle mich hier richtig wohl, habe mich gut entwickelt", sagt Sam, der nach der Saison trotzdem zurück zum HSV möchte: "Nach zwei Jahren in der Zweiten Liga will ich in der nächsten Saison in der Bundesliga spielen." Sollte also in diesem Jahr alles nach Plan laufen, wird sich der 21-Jährige die Haare ab nächsten Sommer wieder in Hamburg stylen lassen.

Änis Ben-Hatira: Letzte Chance Duisburg

Die Tendenz war eindeutig. Immer weniger Spiele, selbst bei der U-21-Nationalelf war er nur noch Ersatz. "Er bekommt doch gar keine Chance", hatte sich Berater Willy Kausch beschwert und gewarnt: "Was ausreichend Spiele bewirken können, zeigt jetzt gerade Mesut Özil. Der ist zweifellos ein Riesentalent, aber vor zwei Jahren nicht zu Unrecht noch hinter Änis eingestuft worden, deshalb ist ein Wechsel das einzig Richtige für Änis." Den gebürtigen Berliner zog es zurück zu seiner letzten Station, zum Zweitligaklub MSV Duisburg. "Ich bin jetzt 21 Jahre und hoffe, endlich den Durchbruch zu schaffen, ohne immer wieder zurückgeworfen zu werden." Deshalb sicherte sich der MSV im Einverständnis mit Änis auch eine Kaufoption im Anschluss an diese Saison.

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