Roman Grill erklärt, warum er trotz der Niederlage beim Aufsichtsrat weiter Sportchef beim Bundesliga-Dino Hamburger SV werden möchte.

Abendblatt: Herr Grill, wie haben Sie die Turbulenzen überstanden?

Roman Grill: Ganz gut. Ich habe auch ganz gut geschlafen.

Abendblatt: Wer war Ihr erster Ansprechpartner, nachdem Sie am Dienstag vom Aufsichtsrat weggeschickt wurden?

Grill: Meine Frau. Sie ist mit meiner Tochter im Urlaub und hatte zudem am Dienstag Geburtstag.

Abendblatt: Sind Sie verärgert?

Grill: Nein, aber ich bin ganz sicher nicht nach Hamburg gekommen, um mich nicht vorzustellen.

Abendblatt: Der Aufsichtsrat hat erklärt, die Suche beginne bei null, könne noch Monate dauern und Sie seien zudem kein akutes Thema.

Grill: Das weiß ich nicht. Mir ist das so nicht mitgeteilt worden.

Abendblatt: Stehen Sie trotzdem auch in ein paar Monaten noch als Kandidat zur Verfügung?

Grill: Ja. Ich bin im Großen und Ganzen mit meiner Rolle in dem Prozess zufrieden. Der Vorstand und der Aufsichtsrat haben mich nach inhaltlicher Prüfung als Top-Kandidaten gesehen. Deshalb sehe ich im Augenblick keinen Grund für einen Rückzug.

Abendblatt: Vermutet wurde, dass der Vorstand Sie als Ihren Topkandidaten schützen wollte und deshalb Oliver Kreuzer zum Rückzug gedrängt hat.

Grill: Wie gesagt, das ist eine Vermutung. Und an Spekulationen will ich mich nicht beteiligen. Herrn Hoffmann kenne ich aus meiner Funktion als Berater, und ich denke, er schätzt meine analytischen Qualitäten.

Abendblatt: Ist Ihnen Ihre Nähe zum Vorstand letztlich zum Verhängnis geworden?

Grill: Diese mir nachgesagte Nähe gibt es nicht. Ich habe ein professionelles Arbeitsverhältnis zu den Vorständen. Ich denke aber, dass gewisse Sympathie nötig ist, damit man in einem Team gut arbeiten kann. Und die ist vorhanden.

Abendblatt: Waren alle kritischen Untertöne unberechtigt?

Grill: Ja, weil ich meine bisherigen Aufgaben als Spielerberater für notwendige Qualitäten halte, die nötig sind, um der Aufgabe gerecht zu werden.

Abendblatt: Auch ein Spieler wie Torwart Frank Rost hat sich zu Wort gemeldet.

Grill: Das kann ich nachvollziehen, aber Frank Rost kennt mich nicht. Er weiß nicht, wie ich arbeite. Aber ich würde ihm völlig vorbehaltlos gegenübertreten und wäre überzeugt, ihn zu überzeugen.

Abendblatt: Schwieriger würde es mit Ihrem Mandanten Trochowski.

Grill: Nein, überhaupt nicht. Weil ich ja meine Aufgabe als Berater definitiv abgeben würde.

Abendblatt: Aber der Anfangsverdacht wäre immer da.

Grill: Wieso? Ich gebe ja mein Mandat ab.

Abendblatt: Warum sind Sie der geeignete neue Sportchef?

Grill: Ich denke, ich habe mir in den letzten Jahren genügend Fähigkeiten angeeignet, um die Aufgabe zu meistern. Ich bin im Bauch des größten Vereins Deutschlands groß geworden, war Spieler, Trainer und habe in den letzten Jahren eine Agentur geleitet. In diesen Aufgabenfeldern habe ich Erfahrungen gesammelt, internationale Spieler beobachtet, Kontakte zu Vereinen, Managern aufgebaut und mir Renommee erarbeitet.

Abendblatt: Was spricht gegen Sie?

Grill: Ich wüsste nicht, was gegen mich spricht, und es ist auch nicht meine Aufgabe, gegen mich zu argumentieren.

Abendblatt: Und trotzdem treten Sie in Hamburg weiter an?

Grill: Ja, der HSV ist ein ausgezeichneter Verein, gehört zu den besten Adressen in Deutschland. Ich freue mich, dass ich für diese Aufgabe infrage komme.

Abendblatt: Bereuen Sie nichts?

Grill: Nein. Weshalb? Es ist eine Ehre, für diese Aufgabe infrage zu kommen.

Abendblatt: Ihr Heimatverein Hausham 01 braucht Sie auch, schließlich sind Sie dort Vorsitzender des Gesamtvereins.

Grill: Das ist schön, dass sie das so sehen. Ich begleite dort ein Ehrenamt und mache das sehr gerne. Die SG Hausham ist ein Verein mit acht Sparten und 2000 Mitgliedern, die ehrenamtliche Tätigkeit ist ein schöner Ausgleich zu meiner Tätigkeit als Berater. Für den HSV hätte ich natürlich trotzdem noch genug Zeit.