Hohe Ziele: Der Neuzugang aus Bielefeld will im Hamburger Mittelfeld gegen David Jarolim und Zé Roberto bestehen.

Hamburg. Was für eine Frage! Natürlich wird Frank Tesche am Sonnabend in der Nordbank-Arena auf der Tribüne sitzen. "Wenn ich Zeit habe, werde ich immer zu den Spielen kommen", sagt der Vater von HSV-Profi Robert Tesche, der die 226 Kilometer lange Autofahrt aus dem ostwestfälischen Löhne gerne in Kauf nimmt, um seinen Sohn mit "all den Fußballgrößen in einem Team" auf dem Platz zu sehen.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da musste Frank Tesche lediglich ein paar Kilometer mit dem Fahrrad ins benachbarte Mennighüffen fahren, um seinen Sohn spielen zu sehen. Und obwohl seine Mitspieler damals noch nicht Zé Roberto, Frank Rost und David Jarolim hießen, lohnte sich der Ausflug zum VfL Mennighüffen, bei dem Sohn Robert von seinem sechsten bis zum 14. Lebensjahr und Vater Frank noch heute in der Altliga spielt, eigentlich immer. "Das Talent von Robert konnte man schon früh erkennen. Wir haben ihn direkt von der Schwimmbadwiese verpflichtet", erinnert sich Dirk Brakcmann, Jugendvorstand des VfL Mennighüffen.

Ähnliches muss auch Bruno Labbadia gedacht haben, als ihm der hochveranlagte Mittelfeldmann 16 Jahre später bei Arminia Bielefeld auffiel. Zwar brauchte der HSV-Trainer mehr als nur die Eindrücke aus dem Freibad, das Ergebnis aber war das gleiche. "Robert ist ein Spieler mit viel Potenzial, den man mittelfristig aufbauen kann. Ich hoffe, dass er bei uns den nächsten Schritt macht", sagte Labbadia kurz nachdem er Tesche im Juli als ersten HSV-Neuzugang der Saison verpflichtete. Dabei betonte der Coach, dass Tesche keinesfalls zu unterschätzen sei, nur weil er anders als die weiteren Neuzugänge "gerade mal" eine Millionen Euro gekostet habe.

Tesche selbst hat es wenig überrascht, dass sich Fans und Medien zunächst mal auf die millionenschweren Verpflichtungen Eljero Elia, Marcus Berg, David Rozehnal und Zé Roberto gestürzt haben. "Ich komme eben nur aus Bielefeld", sagt der 22-Jährige beinahe entschuldigend. Trotzdem möchte auch er verdeutlichen, dass er weiß, was er will: "Ich bin nicht zum HSV gewechselt, um das fünfte Rad am Wagen zu sein. Natürlich ist mein Ziel, Spielpraxis zu sammeln."

In der Vorbereitung deutete Tesche bereits an, dass sich sein Wunsch schneller als gedacht erfüllen könnte. Der Ex-Armine, der als Kind Zinédine Zidane nachgeeifert hat, ist ballsicher, technisch versiert, selbstbewusst - und leider auch sehr ungeduldig. "Ich muss Geduld haben, aber Zé Roberto und Jarolim sind ja auch nicht mehr die Jüngsten", sagt Tesche auf seine Kollegen und gleichzeitig Konkurrenten angesprochen. Am Anfang habe er großen Respekt vor derartigen Namen gehabt, aber mittlerweile fühle ich sich als gleichberechtigter Teil der Mannschaft.

Auch abseits des Platzes haben sich Tesche und Freundin Martina (22) gut eingelebt. Noch wohnen die beiden im Elysée Hotel, ziehen aber in Kürze in einen Bungalow nach Schenefeld, der direkt an einem Badesee liegt. Dort will Tesche Angeln gehen, sobald er endlich mal ein paar Minuten Zeit hat. Schließlich soll Angeln ja gut sein, um Geduld zu üben. Und etwas Geduld kann Tesche derzeit gut gebrauchen.

Nutzen Sie unseren HSV SMS-Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um die Rothosen.