Bernd Hoffmann wurde am Ende sogar ein wenig pathetisch: “Welch ein unglaublicher Verein. 2000 Leute im Saal, und es ist alles immer noch im Rahmen geblieben. Ich bin ein Stück stolz auf meinen Verein.“

Hamburg. Nach der dreistündigen, emotional aufgeladenen Aussprache zum Aus von Sportchef Dietmar Beiersdorfer bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung ging der Blick des Vorstandsvorsitzenden nach vorne: "Wir wollen unsere Transferaktivitäten bis zum ersten Pflichtspiel am 30. Juli im Uefa-Pokal abgeschlossen haben", kündigte der HSV-Vorsitzende an. "Wir sind gut aufgestellt für die neue Saison, von Chaos keine Spur." Hoffmann kündigte an, noch Ersatz für den verletzten Defensivspezialisten Alex Silva verpflichten zu wollen.

Während der Klub im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 180 Millionen Euro Umsatz und einem zweistelligen Millionengewinn erneut Rekordzahlen erwirtschafte, plant die Vereinsführung in der neuen Saison mit einem Etat von 140 Millionen Euro. Dieser könnte aber je nach Erfolg im DFB-Pokal und der Europa League noch steigen. Ein neuer Partner für das Namensrecht am Stadion soll laut Hoffmann ebenfalls bald gefunden sein.

Die Erwartungen sind auch vor dieser Saison wieder riesig, schließlich wurden schon über 33 000 Dauerkarten abgesetzt. Es scheint nach der Mitgliederversammlung, dass sportlicher Erfolg auch dringend nötig ist, um die Gemüter eines Teils der Mitgliedschaft zu beruhigen. In selten erlebter Schärfe wurden der Aufsichtsrat, besonders Horst Becker und Jörg Debatin, attackiert. Beiden Räten wurden Führungsqualitäten abgesprochen. Dabei sind gerade diese jetzt gefragt. Seit Dienstag läuft die Suche nach dem Beiersdorfer-Nachfolger an.

Nachdem im Gesamtgremium die Kandidaten Thomas von Heesen, Thomas Helmer, Bernd Wehmeyer, Michael Schröder und auch Horst Hrubesch genannt wurden, sondiert nun der Personalausschuss des Aufsichtsrats die angeblich zehn Namen. Auch von Vorstandsseite sollen Vorschläge unterbreitet werden. Danach wird der Personalausschuss entscheiden, mit welchen Anwärtern die Gespräche aufgenommen werden. Sergej Barbarez, der aufgrund seiner sportlichen Kompetenz in das Gremium gewählt wurde, wird also nicht die Entscheidungsfindung einbezogen.

Hat der Personalausschuss dann den Kreis auf ein oder zwei Kandidaten begrenzt, werden alle Kontrolleure zur Abstimmung einberufen. Das Ziel ist, die offene Stelle bis zum Start der Saison besetzt zu haben. "Wenn mich der Personalausschuss tatsächlich anspricht, werde ich mir das natürlich anhören. Aber bislang wurde ich nicht kontaktiert", sagte Wehmeyer, der als Klubmanager für den Verein fungiert. Und Beiersdorfer? "Es ist alles gesagt", wollte er die Aussagen Hoffmanns und Beckers nicht kommentieren, es habe keine Kompetenzüberschreitungen gegeben.