Dietmar Beiersdorfer muss gehen. Es ist das Ende einer ingesamt sieben Jahre dauernden Ära im Vorstand. Er war schon vorher eine Legende.

Hamburg. Das Plakat war schon lange vor der Sitzung im Restaurant Die Insel ausgerollt. Mit dem Slogan "Beiersdorfer halten" machten sich mehrere Mitglieder der Abteilung Fördernde Mitglieder und Supporters gestern für den Verbleib von Sportchef Dietmar Beiersdorfer (45) stark - am Ende indes vergebens. Der Vertrag mit Beiersdorfer wird aufgelöst.

Die Aktion war eine klare Sympathie-Bekundung für den ehemaligen HSV-Star. Beiersdorfer ist bei den Mitgliedern ungemein beliebt. Für Abteilungsleiter Ralf Bednarek steht fest: "Didi ist der Vater des sportlichen Erfolges in unserem Verein. Und er ist ein Super-Typ, eine ehrliche Haut. Er kommt authentisch rüber, wenn er im Fanhaus von seiner Arbeit berichtet."

Nun also muss Dietmar Beiersdorfer gehen. Es ist das Ende einer ingesamt sieben Jahre dauernden Ära im Vorstand. Doch Beiersdorfer war schon zuvor eine Legende. Er spielte von 1986 bis 1992 für den HSV. Sein größter Triumph war der Pokalsieg 1987 - der letzte große Titel für den HSV. Anschließend wechselte er zu Werder Bremen, wurde dort Deutscher Meister und Pokalsieger. Wegen einer schweren Augenverletzung musste er 1997 seine Karriere - damals in Diensten des italienischen Zweitligisten AC Reggina - vorzeitig beenden.

Doch sein Herz hing immer noch am HSV. Kurios: Der studierte Betriebswirt prüfte für seinen neuen Arbeitgeber, die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft KPMG, sogar die Bilanz seines ehemaligen Klubs. Im August kehrte dann er auf Bitten des damaligen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Udo Bandow zum HSV zurück - diesmal als Sportchef. Seine Erfolgsbilanz ist auch in der Uefa-Rangliste abzulesen: Von Rang 87 kletterte der HSV dank sechs internationaler Teilnahmen in Serie auf Rang 13. Der Boulevard erklärte Beiersdorfer sogar zum "Dukaten-Didi" - angesichts seiner Erfolge in der Transferpolitik.

Er verpflichtete Stars wie Khalid Boulahrouz, Daniel van Buyten und Rafael van der Vaart, den wohl größten Hoffnungsträger des HSV seit Kevin Keegan. Zudem baute er die Nachwuchs-Abteilung professionell auf - die Zahl der HSV-Nationalspieler in diesem Bereich stieg von vier auf aktuell 25. Für Manager anderer Vereine wurde der HSV hier zu einem Erfolgsmodell. Mehrere Vorstände der Konkurrenz schauten sich Beiersdorfers Arbeit vor Ort genau an.

Allerdings hatte Beiersdorfer in der Trainer-Auswahl nicht immer eine glückliche Hand. Mit Bruno Labbadia wurde unter seiner Ägide bereits der sechste Trainer verpflichtet.

Mit Dietmar Beiersdorfer geht eines der beliebtesten und angesehensten Vorstandsmitglieder der HSV-Geschichte. Nicht nur für seine Fans wird der 24. Juni 2009 ein trauriger Tag bleiben. Immerhin wird er jetzt mehr Zeit für seine Frau Olcay haben, die er im Juli 2006 heiratete.