Mittelfeld-Ass Simone Laudehr spricht im Interview über ihr Tief nach dem WM-Titel 2007, über Dirk Nowitzki und ihre Zeit an der Klosterschule.

Frankfurt/Main. Simone Laudehr ist in der Fußball-Nationalmannschaft im defensiven Mittelfeld bei der WM gesetzt. Vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Nigeria am Donnerstag in Frankfurt sprach die 24-Jährige im Interview.

Frau Laudehr, Sie sind ja ein großer Basketballfan. Haben Sie sich zuletzt die Nächte um die Ohren geschlagen, um Dirk Nowitzki in den NBA-Finals spielen zu sehen?

Simone Laudehr: Ich habe mir ein paar Spiele angeschaut, bin dann aber regelmäßig auch dabei eingeschlafen. Die Partien kamen ja recht spät. Wenn bei mir am nächsten Tag ein hartes Training oder Spiele anstanden, waren mir der Schlaf und die Regeneration wichtiger. Aber wenn ich im Urlaub gewesen wäre, hätte ich mir die Begegnungen alle angeschaut.

Das letzte Spiel um die Meisterschaft haben Sie also nicht gesehen?

Laudehr: Nein, leider nicht. Aber ich habe vom Titelgewinn der Dallas Mavericks am nächsten Tag sofort erfahren und mich sehr über ihn gefreut. Ich bin großer Fan von Nowitzki – es ist wirklich toll, was er schon alles erreicht hat.

Was bewundern Sie speziell an ihm?

Laudehr: Er gibt nie auf und versucht immer, das Beste zu geben. Und vor allem: Er glaubt an sich, er glaubt an sein Team. Das macht ihn als Persönlichkeit so stark. Er bleibt bei allem, was er tut, sympathisch. Er hebt nicht ab. Das gefällt mir wirklich sehr an ihm. Nowitzki ist einfach locker, immer er selber, auch wenn er eine deutsche Sport-Ikone ist.

Haben Sie ihn mal treffen können?

Laudehr: Ja, bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking habe ich ihn im deutschen Haus getroffen. Das war schon echt cool. Wir Mädels saßen da irgendwo auf der Couch, als plötzlich die Basketballer reinkamen. Das war schon beeindruckend, auch wie groß er ist. Ich habe sogar ein Foto mit ihm gemacht.

Wusste er auch, wer Sie sind?

Laudehr: Ja, er hat ja ein paar Spiele von uns beobachtet. Aber ob er mich jetzt persönlich begrüßte und sagte: Hey Simone, altes Haus (lacht). Das weiß ich jetzt nicht mehr. Aber wir haben uns ja alle mit den Basketballern unterhalten. Ein Autogramm habe ich im Übrigen auch von ihm zuhause liegen.

Sie selbst spielen in Ihrer Freizeit auch gerne Basketball. Was reizt Sie daran?

Laudehr: Es gefällt mir einfach, auf den Basketballplatz zu gehen und ganz entspannt ein paar Bälle zu werfen.

Alleine?

Laudehr: Ja, allein und auch mit Freunden. Das ist dann gleichzeitig auch ein gutes Training, ein Ausgleichssport, bei dem ich abschalten, die Sonne genießen kann. Da ist es auch egal, ob ich treffe oder nicht.

Haben Sie dann 2007 nach dem Weltmeistertitel und nachdem so viel auf sie eingeprasselt ist, viel gespielt?

Laudehr: Das hätte ich gerne, aber ich war anschließend direkt bei der Bundeswehr, um die Grundausbildung zu machen. Zwei Monate, von Montag bis Freitag, und am Wochenende kamen noch die Spiele dazu. In dieser Zeit war der Fußball für mich sehr weit weg. Ich bin dann auch erst mal in ein Loch gefallen. Aus dem kam ich nur schwer raus, weil so viel auf mich eingeprasselt ist. Jeder wollte etwas von mir. Ich war noch sehr jung und eine unerfahrene Spielerin und wusste gar nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich wollte einfach jeden Termin wahrnehmen.

Was half Ihnen letztlich, da wieder rauszukommen?

Laudehr: An Weihnachten hatte ich dann mal zwei Wochen frei und bin zu meinen Eltern nach Hause gefahren. Da konnte ich dann endlich mal das Jahr Revue passieren lassen, in Ruhe darüber nachdenken, was alles passierte. Ich bin dann auch schon viel frischer ins neue Jahr gestartet. Ich habe anschließend das mit den Terminen auch so organisiert, dass es mir dabei gut geht und dass die Konzentration auch wieder mehr auf dem Fußball liegt.

Sie sind im WM-Finale mit einem Schlag bekannt geworden. Es war alles neu für Sie, alles aufregend, Sie haben bestimmt alle Anfragen gerne mitgemacht. Aber gab es einen Punkt, an dem die Lust ins Gegenteil umschlug?

Laudehr: Nein, ich mache nach wie vor alle Medientermine gerne, mir gefallen auch Fotoshootings und Aufnahmen für Werbespots. Ich gebe nicht nur auf dem Platz immer hundert Prozent, sondern auch für meine Sponsoren. Aber wenn ich heute merke, dass es mir zu viel wird, weil einfach zu viele Spiele anstehen, dann sage ich die Termine auch mal ab. Mit der Option, dass man die Sachen später nachholen kann. Denn verzichten will ich nicht darauf, dazu mache ich alles zu gerne.

Und das klappt auch?

Laudehr: Ja, mittlerweile sind wir da ein eingespieltes Team. Man kann es wirklich so nennen: Meine Pressearbeit und ich. Mein Alltag und ich. Meine Freizeit und ich. Mein Fußball und ich. Ich kann das jetzt alles gut voneinander trennen.

Hat Ihnen dabei auch geholfen, dass Sie vier Jahre eine Klosterschule in Regensburg besucht haben?

Laudehr: Von der Disziplin her schon. Die Zeit dort war nicht sehr leicht, weil damals Klosterschule und Sport überhaupt nicht zusammengepasst haben. Das wollte die Schule auch nicht.

Warum haben Sie es trotzdem gemacht?

Laudehr: Weil das eine sehr angesehene Schule war, die den Start ins Berufsleben erleichterte. Aber im Nachhinein wäre ich lieber auf eine Sportschule gegangen. Die hätte meinen Sport mehr unterstützt. Aber ich habe in der Klosterschule gelernt, am Ball zu bleiben, weil mir beides wichtig war: der Sport und der gute Abschluss. Ich wollte den Fußball nicht vernachlässigen.

Und den Abschluss auch nicht.

Laudehr: Genau, und nebenbei habe ich in der Zeit auch noch viel Tennis gespielt. Bei meinem Abschluss war ich zudem noch mit der U-17 beim Nordic Cup, habe dort Fußball gespielt und nebenbei noch neun Stunden gelernt. Das alles hat mir natürlich große Disziplin gelehrt. Es war schon immer ein kleiner Kampf. Aber gleichzeitig war es auch eine sehr gute Erfahrung für mich, weil ich erkannt habe, dass es wichtig ist, an sich zu glauben und nicht alles stehen und liegen zu lassen, sondern weiterzumachen.

Gab es denn auch spezielle Rituale an der Schule?

Laudehr: Nein, außer, dass wir morgens gemeinsam gebetet haben. Es war ja auch kein Internat, sondern eine ganz normale Schule mit Schwestern, die auch unsere Lehrerinnen waren.