Den 2:1-Sieg gegen Kanada verfolgten am Sonntag 14,09 Millionen Menschen, im Berliner Olympiastadion waren fast 74.000 Fans dabei.

Berlin. Ein echter Märchenstart für Deutschlands Fußball-Frauen: Sportlich konnten die Damen beim 2:1-Sieg über Kanada mit Vollgas-Fußball überzeugen,die Nation ist bereits begeistert. Den Sieg der deutschen Fußball-Frauen verfolgten ab 17.40 Uhr in der ARD 14,09 Millionen Zuschauer. Eine Top-Quote!

Dies entspricht einem Marktanteil von 58,0 Prozent. Die Übertragung des ersten Spiels zwischen Frankreich und Nigeria sahen ab 14.45 Uhr auch in der ARD 3,21 Millionen Fans (19,9 Prozent). Zum Vergleich: Das Auftaktspiel der deutschen Herren in Südafrika im vergangenen Sommer (4:0 gegen Australien) sahen 27,91 Millionen Menschen.

Deutschlands WM-Auftakt: Erst Vollgas-Fußball, dann Zittersieg

Das TV-Ereignis mit der in Deutschland besten Einschaltquote aller Zeiten war das WM-Halbfinale Deutschland gegen Italien bei der Heim-WM 2006. Damals schalteten 29,66 Millionen Menschen ein. Trotz der tollen Quote ist also bei den Fußball-Frauen noch Steigerungspotenzial. Bei der Männer-WM 2010 wäre die Partie auf Platz zehn der Quoten-Tabelle gelandet. „Das ist der Hammer, der pure Wahnsinn“, sagte Ralf Scholt, der WM-Programmchef der ARD, und gab zu, dass seine Erwartungen deutlich geringer waren.

Deutschland ist in jedem Fall schon wieder im WM-Fieber. Schwarz-rot-gold geschminkte Gesichter, schrille Cowboyhüte und Hippie-Perücken, bunte Ketten mit Stoffblumen. Das alles gab es bei den Partys zum Auftakt der WM.

Zur zentralen Fan-Party am Frankurter Mainufer trafen bereits zum ersten Spiel des Tages zwischen Nigeria und Frankreich (0:1) einige Tausend Fans ein und verfolgten das Spiel auf der Großleinwand. Zum Deutschland-Spiel um 18.00 Uhr wurde es dann voll auf der Meile. „Es gab keinerlei Zwischenfälle“, sagte ein Polizeisprecher nach dem Spiel. Letztendlich hatten 10.000 Besucher den Weg zur Party gefunden. „Es hätten ruhig noch ein paar mehr Fans auf die Meile gepasst“, sagte die Polizei.

In Berlin strömten die ersten Anhänger bereits drei Stunden vor Anpfiff ins Olympiastadion. Mit fast 74.000 Zuschauern sorgte der WM-Auftakt für einen neuen europäischen Zuschauerrekord bei einem Frauen-Spiel. Die erste La Ola schwappte kurz vor dem Anstoß durch die weite Schüssel. Um 17.57 Uhr erklärte Bundespräsident Christian Wulff die WM im Anschluss an eine kurze, aber sehenswerte Eröffnungsfeier für eröffnet und erhielt auch von der Prominenz auf der Ehrentribüne wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und DFB-Präsident Theo Zwanziger jede Menge Applaus.

Euphorisch war auch die Stimmung während des Spiels, immer wieder gab es Deutschland-Rufe, die Fans klatschten ihr Team nach vorne. Richtig laut wurde es in der 10. Minute, als Kerstin Garefrekes zum 1:0 einköpfte, beim zweiten Tor wurde noch stürmischer gejubelt.

Nach dem Spiel kühlte die Stimmung jedoch schnell ab. Weder am Stadion noch am Kurfürstendamm in der City West kam es zu Feiern. „Das Straßenbild war schnell wieder normal. Unsere Kollegen konnten schon eine Stunde nach Spielende um 21.00 Uhr wieder in den Feierabend“, teilte die Berliner Polizei mit.

Eine Fan-Meile vor dem Brandenburger Tor gibt es diesmal nicht, dafür wurde das Public Viewing im Bundespressestrand gut angenommen. 1000 Leute verfolgten das Spiel bei gutem Wetter in Liegestühlen oder Strandkörben am Hauptbahnhof. Weitere Feiern stiegen in der Arena in Treptow und im Club Lido in Kreuzberg.

Am Sonnabendabend hatte bereits die Eröffnungsfeier zur WM am Frankfurter Mainufer für die richtige Einstimmung gesorgt. Rund 100.000 Zuschauer bestaunten die rund 30-minütige Show, bei der ein 14 Meter hoher Ball auf einer im Main schwimmenden Bühne im Mittelpunkt stand. 210.000 Zuschauer hatten die Übertragung live im hr-fernsehen verfolgt.

Etwa zur gleichen Zeit hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die VIP-Gäste der WM zu einem Bankett in das Museum für Kommunikation in Berlin eingeladen. Dabei richteten Bundespräsident Wulff, Fifa-Präsident Joseph S. Blatter und WM-OK-Chefin Steffi Jones Grußworte an die rund 300 geladenen Gäste - darunter DOSB-Präsident Thomas Bach, Grünen-Vorsitzende Claudia Roth und alle WM-Botschafterinnen. (sid/dpa/abendblatt.de)