Die Schwedin Lotta Schelin ist einer der optischen Hingucker des Turniers. Doch auch sportlich glaubt sie an die große Chance auf den Titel.

Wenn die Ärzte sich damals durchgesetzt hätten, würde die Schwedin Lotta Schelin gar nicht zur Frauenfußball-WM anreisen. Wenn es freilich nach Schweden-Trainer Thomas Dennerby geht, führt er „die wohl beste Nationalmannschaft, die wir je hatten“, ins Turnier – „und Lotta wird Großes leisten.“ Und wird die Stürmerin Lotta Schelin nach ihren Erwartungen befragt, sagt sie mit einem hinreißenden Lächeln: „Die Weltmeisterschaft ist ein große Chance für unser Land. Und sie ist eine große Chance für mich. Ich glaube an mich.“

Seit 2004 – da fuhr sie auch zu den Olympischen Spielen – gehört Lotta zu den festen Größen des Drei-Kronen-Teams. Schweden ohne Schelin: schwer denkbar.

Die 27-Jährige ist eine lebendige Persönlichkeit mit vielen Facetten. Auf dem Parkett sieht sie toll aus, wie gemacht für sexy Abendkleider. In kurzen Hosen wird sie zum ungebremsten Gefühlsmenschen. Über Erfolge und Tore freut sie sich immer wieder, als wäre es das erste Mal. Und wenn es mal nicht so läuft, hält sie mit der Enttäuschung nicht hinterm Berg. Als Mitfavorit Schweden bei der WM in China nach der Vorrunde gegen die USA ausschied, stand Lotta weinend in der Nähe des Mittelkreises. Ein Bild, das schwedischen Fußballfreunden noch heute Gänsehaut macht.

Nun sucht sie in Deutschland die „große Chance“. Es ist höchste Zeit, denn in der Nationalmannschaft spielt sie bislang nicht so, wie man sich eine Goalgetterin vorstellt. Sie ackert und rackert, doch es fehlen die Tore am Fließband.

Das kommt, erklärt Lotta. Bei Olympique Lyon hat sie in den letzten Jahren viel über internationalen Fußball lernen dürfen. Nun wird sie zeigen können, wie gut der Wechsel von Göteborg nach Frankreich getan hat. Der Sieg im Finale der Champions League über Turbine Potsdam war vielversprechend.

Es ist ohnehin wundervoll, dass Schelin in Deutschland aufläuft. Doktoren rieten dem Teenager Lotta von sportlicher Betätigung ab. Sie wachse zu schnell, die Wirbelsäule komme da nicht mit. Doch das sportbegeisterte Mädchen (Tischtennis, Leichtathletik, Snowboard) hörte nicht zu. Trainierte besessen, wuchs sich aus bis zur Stürmerinnen-tauglichen Höhe von 1,79 Metern.

Nun WM, auf ein Neues. Das ist schon Anlass genug zum Stolz-Sein.