Die Japanerin Homare Sawa ist schwer durchschaubar. Sie ist in Japan das, was hier Birgit Prinz ist: Eine echte Ausnahmefußballerin.

Wie ist Homare Sawa eigentlich? Sie spielt in einer Vereinsmannschaft in den Vereinigten Staaten, sie wird bei der Weltmeisterschaft in Deutschland der Star des japanischen Frauenteams sein. Sie ist eine der Großen im Business. Über die Frau muss sich doch etwas erfahren lassen.

Pustekuchen. Die Ausbeute im Internet ist fadendünn. Es gibt ein langes Interview. Auf Japanisch. Das Google-Sprachtool erarbeitet eine Version, die auch eine Gebrauchsanweisung für Schlagbohrer sein könnte. Bei Shinji Kagawa von Borussia Dortmund geht keiner ran. Heimaturlaub wahrscheinlich. Das wird wohl nichts.

Doch. Eine Spur gibt es. Sie führt in den Chicago Toyota Park. Man schreibt den 26. Juli 2009. Auf den sattgrünen Rasen brennt die Sonne, auf der schattigen ansonsten menschenleeren Tribüne stehen Japans Generalkonsul Hisaeada nebst Gattin, die Fußballspielerin Emi Yamamoto und ihre Kollegin Homare Sawa. Deretwegen ist der Herr Konsul hier. Seit fünf Jahren hat er sie nicht mehr gesehen. Dabei ist er so ein großer Fan von ihr.

Miss Sawa steht locker da in ihren weißen Slippers, in der dunkelblauen Hose, dem weißen Adidas-Hemd und dem blauen Blouson mit weißen Ärmelstreifen. Sie trägt das Haar offen und sieht trotz ihrer 30 Jahre wie ein College-Girl aus. Sie ist ausgesprochen fröhlich.

„Das war sie mit Sicherheit auch“, sagt ein Reporter der „Washington Post“. „Sie ist immer glücklich, wenn sie unter Landsleuten ist.“

Doch sie arbeitet nun einmal in den Staaten. Atlanta. Washington. Maryland. Dazwischen zwei Abstecher in die Geburtsstadt, zu Tokyo Verdy in dessen Frauenabteilung Beleza – wo sie viermal Japanischer Meister wurde. Aber dann auch wieder die USA. Eine Zweitheimat, in der man als Japaner sein Heimweh wohl nie abstreifen kann.

Nun wird sie bei der WM in Deutschland im Kreis der Nationalmannschaft aufblühen. Vielleicht haben sie diesmal das Glück, das ihnen bei der letzten WM fehlte. Da schied Japan – in der selben Gruppe wie Deutschland – unglücklich aus.

In Deutschland ist die zweifache Asien-Fußballerin des Jahres Sawa zum fünften Mal bei einer Weltmeisterschaft am Start. Dreimal fuhr die Mittelfeldspielerin zu Olympischen Spielen, in 166 Länderspielen (das erste absolvierte sie im Alter von 15) „machte“ sie 75 Tore. Homare Sawa wird als freundlich und hilfsbereit, kämpferisch und ehrgeizig beschrieben. Und wenn sie im Ausland ist, macht sie wenig Worte. Da lässt sie den Sport sprechen. So ist sie.