Der Bundespräsident plaudert über sein gutes Verhältnis zu Horst Köhler und verrät seine fußballerische Liebe.

Wien. Einsiedler in der Felsspalte, Bauernmarkt in Graz, Salzburger Festspiele und Schwarzeneggers Heimatdorf - allerhöchste Zeit, nun auch dem Staatsoberhaupt Referenz zu erweisen. Und herzliche Botschaft aus Hamburg zu überbringen: Grüß Gott, Herr Bundespräsident!

Wobei bereits der Gang ins Amtszimmer ein Ereignis erster Güte ist. Wiener Hofburg im Herzen der Kaiserstadt, ein barockes Bauwerk majestätischen Ausmaßes. Leopoldinischer Trakt, Bellariator, Präsidentschaftskanzlei. Via Adlerstiege geht's empor in die geschichtsträchtigen Gemächer; ein schwerer roter Teppich verleiht den Schritten Erhabenes. Hinein in die Appartements Maria Theresias - nicht ohne einen Anflug von Demut.

Edelstes Parkett, kunstvoller Stuck, weiße Hölzer mit Goldbeschlag, Brüsseler Tapisserie, gewaltige Kronleuchter, Ölgemälde mit historischen Motiven: Kaiser Leopold I, sein Sohn Karl VI, Margarita Teresa von Spanien. Vom Ersten Bellariazimmer führt der Weg durch Rosenzimmer und Spiegelsaal ins Maria-Theresien-Zimmer. Hier werden traditionell die Staatsgäste aus aller Welt empfangen. Österreichs Flagge und die der EU rahmen das rot gepolsterte Canape ein. Hat was.

Dezent schlägt die astronomische Standuhr. Zehnmal. Ein Wunderwerk von 1671, mit Schildplatt, getriebenem Silber und geätzten Goldplättchen verziert. Ein gut gelauntes "Grüß Gott" unterbricht das Staunen: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer bittet in sein Amtszimmer. Einst residierte Josef II hier, und es schaut so aus, als sei dieser gar nicht lang weggegangen.

Der Sozialdemokrat mit Geburtsort Graz, Jurist und mehrfacher Buchautor, berichtet von einem vertraulichen Telefonat vor wenigen Tagen mit seinem deutschen Amtskollegen Horst Köhler. Thema: Zukunft der Gemeinschaft nach dem Nein der Iren zu den EU-Verträgen.

Beide, das österreichische und das deutsche Staatsoberhaupt, kennen und verstehen sich prächtig - weit über die Amtsgeschäfte hinaus und nicht nur ob der fast identischen Amtszeit von Juli 2004 an. Mit den First Ladys geht's schon mal in privater Mission in die Salzburger Festspiele. Oder zum Schmaus in ein Wiener Beisl - auf eine Portion Tiroler Gröstl und ein Achterle steirischen Weins. "Dann rennt der Schmäh", frohlockt Fischer. Der Mann liebt das Leben, man spürt's. Fischer empfahl dem Ehepaar Köhler auch eine Skihütte in Hochfügen im Zillertal, ein Geheimtipp, dem der Deutsche mehrfach folgte.

Heinz Fischer erkundigt sich nach Hamburg. Er kennt und mag die Stadt, war häufig dort. Auch um Helmut Schmidt oder Hans Apel zu treffen. Oder privat, als Zwischenstation auf Urlaubsreise nach Skandinavien. Zumal er sein Land in der Hansestadt bestens vertreten weiß. Mit Generalkonsul Leopold Köllner sitzt ein Vollblut-Wiener echten Schrots und Korns am Alsterufer.

In Döbling (19. Bezirk) aufgewachsen, führte Köllner der Weg über London, Belgrad, Mailand und Berlin im Januar 2006 nach Hamburg. Sein Vater Leopold übrigens war ein alter Freund der Fußball-Legende Max Merkel - allesamt glühende Anhänger der SK Rapid Wien.

Beim Stichwort Rapid kommt der Bundespräsident weiter in Fahrt. Holt einen Fußball mit Autogrammen von seinem Schreibtisch - ein Präsent des Klubs, dem amtierenden österreichischen Meister. Fischer ist Stammgast bei den Heimspielen der Grün-Weißen draußen in Hütteldorf - mit Fanschal und Leidenschaft im Herzen. Umso mehr muss Austrias Euro-Aus geschmerzt haben, oder?

"Na ja, viel war eh nicht zu erwarten", so die Antwort. "Zu Tode betrübt war ich daher nicht." Die Österreicher könnten eben besser organisieren als Fußball spielen. Denn unterm Strich laufe das Turnier erstklassig, und der Höhepunkt stehe ja noch bevor. Ein bisschen stolz sei er schon auf seine Landsleute, dass die Stimmung nach dem K .o. gegen die deutsche Elf nicht gekippt sei. Fröhliche Gastfreundschaft könne ebenso gewinnend sein.

Spricht's, geht an seinem Schreibtisch vorbei, der imposanten Pfeifensammlung, den Fotos von Ehefrau Margit sowie der Kinder Philip und Lisa, Erinnerungsstücken von Weltreisen als selbstbewusster Diplomat zwischen den Großmächten. Eine Stunde in der Hofburg ist wie im Fluge vergangen. "Schaun's", sagt Fischer und weist auf die Fanmeile unmittelbar vor seinem Amtssitz. Am Sonntag wird es dort wieder rundgehen.

Zum Endspiel wird der Bundespräsident erneut auf der Ehrentribüne des Ernst-Happel-Stadions Platz nehmen. Vielleicht neben seinem Freund Horst Köhler. Dann rennt er wieder, der Schmäh...