Nach der erfolgreichen Nierentransplantation kämpft sich Ivan Klasnic zurück. Bei Sport1.de spricht er über sein Comeback und seine Ziele.

München - Wenn Werder Bremen am Montag sein Training aufnimmt, wird er noch nicht dabei sein.

Dennoch dreht sich seit seiner Vertragsverlängerung am Donnerstag vieles um Ivan Klasnic.

Der kroatische Stürmer ist der erste Profifußballer, der nach einer Nierentransplantation wieder auf den Platz zurückkehren will.

Im Dezember stand er im Bundesligaspiel gegen Wolfsburg zuletzt auf dem Platz. Im Januar dann die erste Nierentransplantation, es war eine Niere seiner Mutter. Sein Körper stieß das Organ ab.

Im März wurde Klasnic eine Niere seines Vaters eingesetzt. Damit arbeitet Klasnic nun am Comeback.

Kraft durch die Familie

"Natürlich war die Diagnose anfangs ein Schock, aber im Endeffekt ist die Sache gut verlaufen, und mir geht es gut", resümierte der Kroate im Gespräch mit Sport1.de.

Vor allem seine Familie habe ihm in dieser Situation Kraft gegeben. Nur dadurch habe er es geschafft, immer weiter positiv zu denken.

Auch der Verein unterstützt seinen Torjäger. Sein Kontrakt wurde um ein Jahr verlängert - trotz der ungewissen gesundheitlichen Situation.

"Ich weiß, dass mir der Verein die nötige Zeit geben wird, gesund und fit zu werden", sagte Klasnic.

Pulsmesser als ständiger Begleiter

Seit anderthalb Monaten befindet er sich nun im Training. Mit dem Programm seiner Kollegen hat das relativ wenig zu tun.

Der Pulsmesser ist zu seinem ständigen Begleiter geworden. Mehr als 135 Schläge in der Minute dürfen es nicht sein.

"Ob es klappt, dass ich wieder professionell Fußball spielen kann, kann man heute noch nicht sicher sagen. Ich und die Ärzte sagen 'Ja'. Und das motiviert mich", verriet er.

Keine konkreten Ziele

Mit einem festen Termin für seine Rückkehr ins Mannschaftstraining will er sich nicht unter Druck setzen. "Ich stecke mir keine konkreten Ziele. Ich muss das auf mich zukommen lassen."

Wenn es am ersten Spieltag schon soweit sei, wäre er sehr glücklich. Aber wenn es erst am zehnten Spieltag klappen würde, sei das auch in Ordnung. Hauptsache, es gibt überhaupt eine Rückkehr.

Niere muss geschützt werden

Sicher ist natürlich schon jetzt: Vieles wird nicht mehr so sein, wie es einmal war. Tritte oder Ellbogenstöße zum Beispiel stellen ab sofort eine eklatante Gefahr dar.

"Man muss Vorsichtsmaßnahmen treffen. Ich habe mir einen Schutz gebaut - so eine Art Schienbeinschützer für die dritte Niere. Man muss sehen, wie das damit laufen wird", so Klasnic.

"Gemüse schmeckt einfach nicht"

Auch sonst habe sich in seinem Leben einiges verändert. "Man muss jetzt mehr darauf achten, was man macht und tut. Es geht nicht mehr alles so wie früher."

Was ihm besondere Schwierigkeiten bereitet, ist die Umstellung der Ernährung.

"Ich muss beim Essen aufpassen, weil ich durch die Medikamente zunehme. Ich bekomme auch immer zu hören, dass ich mehr Gemüse essen soll. Aber egal, was ich probiere - das schmeckt einfach nicht."

Glaube an erfolgreiche Saison

Seinen Kollegen, die am Montag ein sechstägiges Trainingslager auf Norderney beziehen, prophezeit er wieder eine erfolgreiche Saison.

"Die letzten fünf Jahre waren für Bremen sehr erfolgreich. Mit mir, und im letzten Jahr eben auch ohne mich. Ich glaube, dass Bremen auch in der nächsten Saison wieder unter den ersten Drei mitspielen wird."

Dabei müssen die Bremer auch den zweiten Teil des ehemaligen K&K-Sturms ersetzen.

Klose-Wechsel nachvollziehbar

Den Wechsel von Miroslav Klose zu den Bayern kann Klasnic aber nachvollziehen: "In der Phase, in der Miro sich befunden hat, war das auch die richtige Entscheidung. Ich glaube nicht, dass er noch ein weiteres Jahr in Bremen glücklich gewesen wäre."

Ob man seinen Weggang sportlich kompensieren kann, müsse sich erst zeigen. "Miro war ein wichtiger Spieler."

"Aber letzten Endes hängt es nicht von einem Spieler ab. Die ganze Mannschaft muss das jetzt auffangen". Und Klasnic will sobald als möglich dabei mithelfen.

Andreas Lehner / Stefan Moser