Mit Josef Schnusenberg beginnt auf Schalke eine neue Ära. Bei ausbleibendem Erfolg droht dem Verein aber das Schlimmste.

München - 129 Millionen Euro Verbindlichkeiten, eine verpasste Meisterschaft und ein Spielmacher mit Abwanderungsgelüsten.

Man könnte meinen, es gäbe schönere Momente an die Spitze eines Vereins gewählt zu werden. Bei Josef Schnusenberg liegt der Fall allerdings anders.

Der neue Präsident des FC Schalke 04 freut sich auf seine neue Aufgabe und will mehr als sein Vorgänger Gerd Rehberg das Bild von S04 in der Öffentlichkeit prägen.

"Ich werde mich nicht in den Vordergrund drängen, aber anders als Gerd Rehberg, der seine Rolle ja bewusst so wollte, werde ich mich öfter zu Wort melden. Ich will ja auch Spuren hinterlassen", beschreibt Schnusenberg im "kicker" sein Vorhaben.

Noch keine namhaften Verpflichtungen

Welche Größe und welche Tiefe diese Spuren haben werden ist zurzeit die große Frage auf Schalke. Nach der verpassten Meisterschaft in der abgelaufenen Saison planen die Gelsenkirchener einen neuen Angriff auf die Schale.

Doch mit welcher Mannschaft der erste Titel seit 1958 eingefahren werden soll, steht noch in den Sternen. Bis jetzt konnten die "Königsblauen" keine namhaften Verpflichtungen tätigen.

Jermaine Jones (Eintracht Frankfurt), Heiko Westermann (Arminia Bielefeld) und Mathias Schober (Hansa Rostock) sorgen auf internationaler Bühne nicht gerade für schlotternde Knie.

Pikantes Detail am Rande: Der ehemalige Klubarzt Thorsten Rarrek hatte Jones aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit einst für bundesligauntauglich erklärt.

Lincoln-Transfer rückt näher

Dazu würde der immer wahrscheinlicher werdende Wechsel von Lincoln zu Galatasaray Istanbul ein tiefes Loch ins Schalker Mittelfeld reißen.

Wie türkische Medien am Mittwoch berichten, soll der Transfer des Brasilianers bereits in trockenen Tüchern sein.

"Bei den ganz großen Stars nicht im Rennen"

Immerhin haben die Schalker mit dem Schweizer Ivan Rakitic vom FC Basel bereits einen Nachfolger für Lincoln an der Angel. Das 19-jährige Talent soll etwa fünf Millionen Euro Ablöse kosten.

Der Transfer von Stephen Appiah von Fenerbahce Istanbul ist wohl geplatzt.

"Im Moment müssen wir ganz ehrlich sein und zugeben, dass wir bei den ganz großen Stars nicht im Rennen sind. So ein Deal wie mit Appiah ist Stand heute wohl nicht zu stemmen", gibt Schnusenberg zu. Für ein erfolgreiches Abschneiden in der Champions League bedarf es aber solcher Spieler.

Viel Arbeit für Müller und Slomka

Im Hinblick auf die Teilnahme an der Champions League müsste beim FC Schalke personell nachgebessert werden.

Manager Andreas Müller und Trainer Mirko Slomka müssen den Kader nicht nur qualitativ aufbessern, sondern auch verbreitern.

Gestiegene Personalkosten

Woher das Geld für Investitionen bei einem Schuldenberg von 129 Millionen Euro genommen werden soll, ist fraglich.

Die Personalkosten haben mit 48,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr die magische Grenze von 40 Millionen Euro deutlich überschritten. Grund seien höhere Prämienzahlungen.

Vorbild ist der FC Bayern

Gegenüber dem FC Bayern mit seinen Stareinkäufen Franck Ribery und Luca Toni können die Schalker nicht mithalten. Dennoch glaubt Schnusenberg, konkurrenzfähig zu sein: "Ich sehe uns ganz gut aufgestellt, auch wenn wir nicht so groß bei den Transfers einsteigen."

Die Bayern sind mit ihrer aggressiven Einkaufspolitik dennoch ein Vorbild für den Neu-Präsidenten. "Es muss unser Ziel sein, da auch hin zu kommen und Top-Transfers zu stemmen wie die Bayern", meint Schnusenberg. Auf Kredite will er dabei nicht zurückgreifen.

Auf den sportlichen Erfolg angewiesen

Denn in erster Linie bemüht sich der Diplom-Finanzwirt um die Schuldentilgung im Verein. "Die Arena soll 2016 bezahlt sein, das ist realistisch", erklärte er, die Anleihe über 81 Millionen Euro soll in 20 Jahren zurückgezahlt sein. "Allerdings sind wir dafür auf den sportlichen Erfolg angewiesen."

Sportlicher Erfolg bedeutet dauerhafte Teilnahme an der Champions League.

Bleibt der Erfolg aus, könnte es den Schalkern ergehen wie ihrem Erzrivalen aus Dortmund, der seit der verpassten Champions-League-Qualifikation 2003 um die Sanierung kämpft und sportlichen Erfolg - ein Teufelskreis, in den die Schalker nicht geraten wollen.

Andreas Lehner