Das 0:5 beim VfB Stuttgart bringt Bewegung nach Berlin: Erzürnte Anhänger pöbeln gegen Spieler, die Hertha-Führung gibt Trainer Skibbe den Laufpass.

Berlin. Michael Skibbe hat nur ein Kurzintermezzo als Trainer des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC gegeben: Der krisengeschüttelte Berliner Fußball-Bundesligist hat sich am Sonntag nach 41 Tagen vom 46-Jährigen getrennt. Nach SID-Informationen hat sich der Coach bereits am Sonntagvormittag von der Mannschaft verabschiedet. Kapitän Andre Mijatovic bestätigte ebenfalls indirekt die Freistellung des Coaches: "Fakt ist, dass wir fünfmal verloren haben. So ist das Trainergeschäft.“

Skibbe hatte erst zu Jahresbeginn das Amt bei den Berlinern als Nachfolger von Markus Babbel angetreten. Der ehemalige DFB-Trainer hatte in fünf Pflichtspielen mit der "alten Dame“ fünf Niederlagen erlitten, darunter am Sonnabend ein 0:5 beim VfB Stuttgart .

Angeblich plant der Traditionsklub, der erst 2011 mit Babbel aus der 2. Bundesliga in die Eliteklasse zurückgekehrt war, zunächst eine Interimslösung. Im Gespräch ist der bisherigen U19-Trainer der Hertha, Ex-Profi Rene Tretschok. Der nächste Gegner in Berlins 1000. Bundesligaspiel ist am kommenden Sonnabend (18. Februar, 15.30 Uhr/Sky und Liga total!) kein Geringerer als der Tabellenführer und deutsche Meister Borussia Dortmund.

Die insgesamt aufgeladene Atmosphäre verdeutlichte ein Vorkommnis am Sonntagmorgen. Rund 200 verärgerte Fans verschafften sich ohne Erlaubnis Zutritt zum Hertha-Trainingsgelände. Die Hertha-Profis wurden von den zum Teil vermummten Fans zudem wüst beschimpft. Um die Situation zu beruhigen, entschied sich der Klub, eine kurzfristige Aussprache von Spielern mit den Fans anzusetzen. "Es waren emotionale, aber ruhige Gespräche“, berichtete ein Hertha-Sprecher später.

In einem Raum setzten sich einige Hertha-Spieler, darunter Mijatovic, mit den Anhängern zusammen und diskutierten über die jüngste Talfahrt. "Nach dem Spiel am Samstag habe ich Verständnis für die Fans. Sie erwarten zu Recht, dass wir kämpfen. Nach Samstag geben ich ihnen jedes Recht der Welt, uns zu kritisieren“, betonte Mijatovic.

Die erzürnte Fan-Gruppe hatte sich in der Nähe des Hertha-Geländes an einem Bahnhof getroffen und das Areal betreten, obwohl die Schranke noch geschlossen war. Die Fans, die sich auch mit den Medienvertretern anlegten, verunglimpften die Hertha-Profis mit Kraftausdrücken.

Die Anzeichen für eine Ablösung des Coaches hatten sich zuletzt verdichtet. Bereits am Samstag hatte es seitens Manager Michael Preetz kein klares Bekenntnis mehr zu Skibbe gegeben. „Was wollen Sie hören? Wir werden nach Hause fahren und alles aufarbeiten“, sagte der Manager auf die Frage nach der Sicherheit von Skibbes Job. Der Start seiner Amtszeit sei natürlich „denkbar schlecht“, merkte Preetz noch an.

Doch nach der abenteuerlich schlechten Vorstellung der Hauptstädter in Stuttgart war klar, dass der Fußballlehrer, der eigentlich dem heftigen Wind trotzen wollte, in einen Orkan geraten würde, der ihn sogar von seinem Trainerstuhl fegen könnte. Nach gut fünfwöchiger Amtszeit war der glücklose Skibbe in den Mittelpunkt der Diskussion geraten.

Der ehemalige Assistent von DFB-Teamchef Rudi Völler selbst war in Stuttgart so bedient wie noch nie in seiner Karriere. „Ich bin schrecklich enttäuscht von der Vorstellung, die wir abgeliefert haben. Nach dem 0:1 haben wir uns bis zur Halbzeit nicht mehr gewehrt und uns ergeben. Die erste Halbzeit war die schlimmste, die ich je als Trainer erlebt habe. Das war so schlecht, dass man dafür kaum Worte findet“, sagte er vollkommen niedergeschlagen.

Die Entlassung Skibbes ist der sechste Trainerwechsel der laufenden Saison in der Bundesliga. Zuvor hatten Babbel (Hertha), Marcus Sorg (SC Freiburg), Michael Oenning (Hamburger SV) und Holger Stanislawski (1899 Hoffenheim) gehen müssen. Ralf Rangnick trat bei Schalke 04 wegen eines Burn-outs zurück.