Hamburg. Irres Saison-Finale: Hoffenheim verzockt sich, Solo statt Triple für Bayern, eine neue graue Maus und ein gefährlicher Angriff.

Welch ein Finale für die Fußball-Bundesliga am letzten Spieltag. Nicht nur, dass sich der HSV vor der Relegation bewahrte dank eines 2:1 über den Vfl Wolfsburg. Auch Borussia Dortmund konnte sich dank eines irren Sieges über Werder Bremen direkt für die Champions League qualifizieren – und damit den Emporkömmling 1899 Hoffenheim und seinen jungen Trainer Julian Nagelsmann in die Qualifikation für die Königsklasse schicken.

Und es gibt einen neuen Torschützenkönig der Bundesligasaison 2016/2017: Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund mit 31 Treffern. Davon erzielte er zwei am letzten Spieltag und überholte Robert Lewandowski vom FC Bayern mit 30. Zum ersten Mal seit 43 Jahren haben zwei Bundesligaspieler die 30-Tore-Marke geknackt. 1973/74 waren es Gerd Müller (FC Bayern) und Jupp Heynckes (Mönchengladbach) mit je 30 Treffern. Und wer war der erste Torschützenkönig der Bundesliga? 1963/64 war das Uwe Seeler (Hamburger SV) mit 30 Toren.

Borussia Dortmund schlägt Werder in irrem Spiel

Der Fußball-Gott auf seiner Seite: Pierre-Emerick Aubameyang
Der Fußball-Gott auf seiner Seite: Pierre-Emerick Aubameyang © dpa | Bernd Thissen

Borussia Dortmund hat am Ende einer schwierigen Bundesliga-Saison das wichtigste Ziel erreicht und eine gelungene Generalprobe für das DFB-Pokalfinale gefeiert. Begleitet von anhaltenden Spekulationen über die Zukunft von Trainer Thomas Tuchel verteidigte der Revierclub mit einem spektakulären 4:3 (2:1) über Werder Bremen den dritten Tabellenplatz. Damit qualifizierte sich der BVB auf direktem Weg für die Champions League.

Vor 81.360 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park sorgten Marco Reus (32./75. Foulelfmeter) und Pierre-Emerick Aubameyang (42./89. Foulelfmeter) für das Dortmunder Happy End. Aubameyang sicherte sich dank des Doppelpacks mit 31 Treffern den Titel des Torschützenkönigs vor Bayern-Stürmer und Ex-Dortmunder Robert Lewandowski, der bei 30 Toren blieb.

Die Partie machte den Dortmundern aber nur bedingt Mut für den Pokal-Showdown am kommenden Sonnabend gegen Frankfurt. In einem mitreißenden Spiel boten die Bremer lange Zeit erbitterte Gegenwehr und waren nach Treffern von Zlatko Junuzovic (7.), Fin Bartels (46.) und Max Kruse (68.) einem Sieg nahe.

Solo statt Triple: FC Bayern mit der Meisterschale

Choreographie zur Verabschiedung von Philipp Lahm
Choreographie zur Verabschiedung von Philipp Lahm © dpa | Matthias Balk

Der Deutsche Meister FC Bayern München hat den überschwänglich gefeierten Kapitän Philipp Lahm als Sieger verabschiedet und sich standesgemäß auf die große Party mit der Schale eingestimmt. Bei ihrem Saisonfinale mit der Ehrung für die 27. Meisterschaft gewannen die Münchner gegen den SC Freiburg dank Arjen Robben (4. Minute), Arturo Vidal (74.), Franck Ribéry (90.+1) und Joshua Kimmich (90.+4) mit 4:1 (1:0).

Xabi Alonso und Franck Ribery
Xabi Alonso und Franck Ribery © dpa | Peter Kneffel

Robert Lewandowski (30 Saisontore) ging leer aus und muss den Titel des Torschützenkönigs dem Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (31 Treffer) überlassen. Im Kampf um die Europa-League-Teilnahme traf Rekordjoker Nils Petersen (76.) für die Freiburger, die als Tabellensiebter weiter hoffen dürfen.

Verzettelt: Hoffenheims Trainer-Star Nagelsmann

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann © dpa | Deniz Calagan

1899 Hoffenheim hat die direkte Qualifikation für die Champions League verpasst. Augsburg genügte nach einem starken Schlussspurt im Abstiegskampf ein 0:0 in Sinsheim, um nicht auf Relegationsrang 16 abzurutschen. Die zu Hause in dieser Saison ungeschlagenen Hoffenheimer kamen nach einer enttäuschenden Vorstellung nicht über den Punktgewinn hinaus. Trotz seiner Beteuerungen, nicht auf ein Wettschießen mit dem BVB spekulieren zu wollen, stellte Trainer Julian Nagelsmann zu Beginn vier Stürmer auf und brachte neben dem für den Confederations Cup nominierten Sandro Wagner auch Mark Uth, Andrej Kramaric und Adam Szalai in seiner ersten Elf.

Julian Nagelmann präsentierte nach dem Spiel sein Notizbuch, wo er im vergangenen Sommer das Saisonziel aufgeschrieben hatte. Er habe genau genommen drei Saisonziele gehabt, ein realistisches, ein öffentliches und ein ambitioniertes, wie der 29-Jährige vorzeigte. Beim ersten war es ein einstelliger Tabellenplatz und das Viertelfinale im DFB-Pokal, bei zweiten eine sorgenfreie Runde und beim dritten Rang sechs und der Sprung in die Europa League.

Köln spielt wieder europäisch

Das Europacup-Comeback nach einem Vierteljahrhundert ist perfekt: Dank Nationalspieler Jonas Hector und Yuya Osako hat der 1. FC Köln eine starke Saison gekrönt und erstmals seit 1992 den Einzug in den Europapokal geschafft. Nach dem 2:0 gegen Mainz 05 beendeten die Kölner ihre beste Saison seit 25 Jahren sogar als Fünfter und sind direkt für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Hector brachte den FC mit seinem ersten Ligatreffer seit mehr als zwei Jahren in Führung (43.), Oskao erlöste die verkrampft spielenden Kölner (87.).

Kölns Leonardo Bittencourt jubelt mit Jonas Hector
Kölns Leonardo Bittencourt jubelt mit Jonas Hector © dpa | Jonas Güttler

Die Mainzer hatten den Ligaverbleib bereits in der Vorwoche gesichert, Medienberichten zufolge könnte es dennoch das letzte Ligaspiel von Martin Schmidt als FSV-Coach gewesen sein. In der Abschlusstabelle belegen die Rheinhessen Rang 15. Die Saison 2016/17 war die schlechteste der Rheinhessen seit zehn Jahren.

Der FC wusste Edelfan Lukas Podolski im Rücken, der eigens aus Istanbul angereist war und mit Sohn Louis auf der Tribüne saß. Dort fand sich in seinem wahrscheinlich letzten Spiel als FC-Profi auch Innenverteidiger Neven Subotic wieder, der überraschend nicht im Kader stand.

Schalke die graue Maus der Bundesliga

Mit Wunsch-Manager Christian Heidel und Wunsch-Trainer Markus Weinzierl sollte bei Schalke 04 alles anders werden. Wurde es auch, aber gar nicht so, wie es sich die neue sportliche Leitung vorgestellt hatte. Mit fünf Pleiten in Folge legten die Königsblauen den schlechtesten Start ihrer Bundesliga-Historie hin – und doch blieb es ruhig beim traditionell aufgeregten Ruhrpott-Klub. Zehn Siege in den nächsten zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage entschädigten für den Horrorstart. In der Rückrunde hatte Schalke mehrmals die Chance, das Europa-Abo um ein achtes Jahr zu verlängern.

Schalkes ratloser Trainer Markus Weinzierl
Schalkes ratloser Trainer Markus Weinzierl © dpa | Timm Schamberger

Doch immer, wenn die Konkurrenz patzte, versagten auch die Schalker. Am Ende verpassten die "Königsgrauen" erstmals seit 2009 den Europapokal, und das trotz einer der teuersten Mannschaften der Liga.

Am Ende kam die Mannschaft bei Absteiger FC Ingolstadt nicht über ein mageres 1:1 hinaus. Donis Avdijaj hatte Schalke in einem Spiel auf mäßigem Niveau bereits in der 2. Minute in Führung gebracht. Pascal Groß erzielte per Foulelfmeter den Ausgleich (41.). Vorausgegangen war eine Attacke von Naldo, der nach dreimonatiger Verletzungspause erstmals wieder spielte, an Dario Lezcano. Der FCI-Stürmer scheiterte dann in der 64. Minute mit einem Strafstoß am starken S04-Keeper Ralf Fährmann.

Ingolstadt, das zum sechsten Mal in Folge sieglos blieb und die schlechteste Heimbilanz aller Bundesligisten aufweist, stand bereits als Absteiger fest. Auch für Schalke ging es um nichts mehr.

Leverkusen verhindert Abstieg und entlässt den zweiten Trainer

Leverkusen jubelt! Aber worüber?
Leverkusen jubelt! Aber worüber? © dpa | Soeren Stache

Hertha BSC steht an der Tür zur Gruppenphase der Europa League. Aufmachen kann sie für die Berliner der BVB, wenn die Dortmunder das Pokalfinale gegen Frankfurt gewinnen. Ansonsten muss Hertha wie schon im Vorjahr in die Qualifikation. Die Berliner beenden nach einem klaren 2:6 im eigenen Stadion gegen Bayer Leverkusen die Saison auf Platz sechs.

Für Leverkusen ging es im letzten Spiel unter Trainer Tayfun Korkut um nichts mehr - entsprechend locker und gelöst spielten die Gäste auf. Chicharito mit seinem elften Saisontor (5. Minute) und der junge Kai Havertz (45.+1) machten schon in der ersten Halbzeit den versöhnlichen Saisonabschluss für Leverkusen perfekt. Stefan Kießling erhöhte mit einem Foulelfmeter auf 4:0 (64.). Später traf Charles Aránguiz ebenfalls noch vom Punkt (81.). Joel Pohjanpalo setzte den Schlusspunkt (90.). Die Hertha-Treffer von Mitchell Weiser (71.) und Sami Allagui (86., Foulelfmeter) änderte nichts mehr. Mit 41 Punkten landete Leverkusen auf Platz zwölf, der allerdings weit entfernt von den eigenen Ansprüchen ist.

Mönchengladbach verpasst Europa

Borussia Mönchengladbach kam gegen Absteiger Darmstadt 98 nicht über ein Remis hinaus
Borussia Mönchengladbach kam gegen Absteiger Darmstadt 98 nicht über ein Remis hinaus © dpa | Federico Gambarini

Borussia Mönchengladbach hat die letzte theoretische Chance auf einen internationalen Startplatz verpasst. Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking kam zum Saisonausklang gegen Absteiger SV Darmstadt 98 über ein 2:2 nicht hinaus und erreichte damit in der Endabrechnung nur Platz neun. Thorgan Hazard (50.) und Raffael (65.) trafen für die Gastgeber. Sven Schipplock (62.) und Marcel Heller (90.) trafen für die Hessen, die nach zwei Jahren in der Bundesliga wieder zweitklassig werden.

Frankfurt im Pokalfinale, Leipzig im siebten Himmel

Frankfurt im Pokalfinale, RB Leipzig einer der besten Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte
Frankfurt im Pokalfinale, RB Leipzig einer der besten Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte © dpa | Arne Dedert

Eintracht Frankfurt hat sich mit einem furiosen Schlussspurt Selbstvertrauen für das DFB-Pokalfinale geholt und Aufsteiger RB Leipzig die Krönung einer überragenden Premierensaison in der Bundesliga ein wenig vermasselt. Eine Woche vor dem Cup-Showdown mit Borussia Dortmund kamen die Hessen gegen den Vizemeister nach einem 0:2-Rückstand noch zu einem 2:2. Vor 51.000 Zuschauern trafen Jesus Vallejo in der 83. Minute und Danny Blum (90.) für die Hessen. Marcel Sabitzer (25.) und Yussuf Poulsen (56.) hatten Leipzig in Führung gebracht.

Die Sachsen verpassten damit zwei Rekorde. Die Bestmarke der meisten Siege eines Aufsteigers müssen sie sich weiter mit Bayern München (beide 20) aus der Spielzeit 1965/66 teilen, der Aufsteiger-Punkterekord bleibt im Besitz des 1. FC Kaiserslautern (68) aus der Meistersaison 1997/98.

Während des Spiels ist es offenbar zu einem üblen Angriff auf die Leipziger Spieler gekommen. Aus der Frankfurter Fankurve wurde nach dem 1:0-Führungstreffer durch Marcel Sabitzer ein Dartpfeil auf die Jubeltraube geworfen. Niemand wurde verletzt, der Pfeil landete wenige Meter neben dem Tor von Lukas Hradecky. Die Frankfurter Polizei gab über Twitter bekannt, dass sie in dem Sachverhalt ermittelt. "Bei dem Dartpfeil handelt es sich um einen sog. E-Dartpfeil (Dartpfeil mit Plastikspitze)", teilte die Polizei mit.